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Homöopathie-Beratung gegen Honorar

STUTTGART (daz). Die Deutsche BKK hat einen Kooperationsvertrag mit dem Deutschen Apothekerverband geschlossen, wonach für Homöopathie-Beratung ein Honorar bezahlt wird. Dies setzt allerdings voraus, dass eine Ausbildung in Homöopathie über 36 Stunden begonnen wird bzw. abgeschlossen wurde. Darüber sprachen wir mit unserem Homöopathie-Experten Dr. med. Markus Wiesenauer und baten um seine Einschätzung.

DAZ:

Fühlen Sie sich in Ihrem Engagement um die Homöopathie für Apotheker bestätigt?

Wiesenauer:

Aus meiner Sicht hat dieser Vertrag eine übergeordnete Bedeutung. Denn einerseits wurden bis auf die wenigen bekannten Ausnahmen Homöopathika aus der Erstattungsfähigkeit genommen. Dass dies ein gesundheitspolitischer Unsinn ist, bedarf keiner weiteren Diskussion, zumal auch die bei Hausärzten bewährten Phytopharmaka ebenfalls nicht mehr erstattet werden. Dies und die Praxisgebühr führt viele Patienten anstatt zum Arzt direkt in die Apotheke mit der Frage einer möglichen Selbstmedikation. Und da homöopathische wie auch pflanzliche Arzneimittel bei den Menschen eine hohe Akzeptanz haben, gehen sie in eine Apotheke, in der sie auch und gerade auf diesem Gebiet kompetent beraten werden.

 

DAZ:

36 Stunden Ausbildung in Homöopathie, reicht denn das überhaupt aus?

Wiesenauer:

Natürlich nicht. Ich sehe diese Zeitvorgabe sowieso eher formal, denn inhaltlich. Denn die überbuchten Fortbildungsseminare zur Homöopathie hier in Baden-Württemberg sprechen für sich. Gerade bei Erkrankungen im leichteren Stadium, wo ja oft eine Selbstbehandlung möglich ist, eignet sich die Homöopathie besonders gut. Und der Apotheker, der hier nicht beraten kann, verliert erfahrungsgemäß nicht nur einen Kunden, sondern oftmals eine ganze Familie, die er ansonsten von den Großeltern bis zum Enkelkind auch mit rezeptpflichtigen Medikamenten und anderen Dienstleistungen versorgt. Nicht umsonst berichten mir Apotheker zunehmend, dass sich nicht nur der Anteil der Selbstmedikation steigert, sondern auch neue Kunden/Patienten akquirieren lassen, wenn man Beratungskompetenz in Homöopathie und verwandten Heilsystemen hat. Da gibt es inzwischen viele mir persönlich bekannte Apotheken, die über ein enormes Homöopathie-Know-how verfügen.

 

DAZ:

Wie kann die Nachfrage erfüllt werden?

Wiesenauer:

Derzeit erhalte ich eine Flut von Anfragen und Terminwünschen seitens der Kammern, die ich allein schon wegen meiner Praxistätigkeit nicht erfüllen kann. Jetzt müssen als Referenten die ersten Absolventen ran, also die Apothekerinnen und Apotheker, die inzwischen die Bereichsbezeichnung "Homöopathie und Naturheilmittel" erworben haben. Ich habe darunter höchst Motivierte und Engagierte kennen gelernt. Im Übrigen spricht ja auch die hohe Nachfrage nach dieser Bereichsbezeichnung für sich und mehrere Kammern haben bereits mit weiteren Ausbildungszyklen begonnen. Und je nach Kammer wird dabei die Homöopathie in Abhängigkeit der Referenten unterschiedlich akzentuiert gelehrt. Ich für meine Person stehe für eine pragmatische und betont auf die Offizin ausgerichtete Wissensvermittlung auf Basis des Curriculums der Bundesapothekerkammer eben im Sinne einer Offizin-Homöopathie.

 

DAZ:

Nach adäquater Homöopathie-Literatur unseren Bestseller-Autor zu fragen erübrigt sich eigentlich...

Wiesenauer:

In aller schwäbischer Bescheidenheit: Das seit 20 Jahren bestehende und ständig aktualisierte Loseblattwerk "Homöopathie für Apotheker und Ärzte" trägt ja nicht umsonst den Insider-Begriff "Omnifinder", weil man darin fast alles zu homöopathischen Einzelmitteln findet. Und die Inhalte der Bereichsbezeichnung orientieren sich im Teil Homöopathie im Wesentlichen an meinem Loseblattwerk. Dass es auch andere, gute Homöopathie-Bücher gibt, zeigt sich doch in der Akzeptanz der von mir geschätzten "Homöopathie für die Kitteltasche". Wichtig bei der Homöopathie ist, dass bei der Wissensvermittlung – ob per Buch oder per Referent – die Seriosität und die Authentizität an erster Stelle stehen. Diese Glaubwürdigkeit ist für mich der Gradmesser.

 

DAZ:

Herr Dr. Wiesenauer, weiterhin viel Erfolg und herzlichen Dank für das Gespräch.

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