Arzneimittel und Therapie

Neue Empfehlungen zur Malariaprophylaxe

Entscheidend für die Empfehlung einer Malariaprophylaxe sind Kenntnisse über die Malariarisikogebiete und die Resistenzlage im jeweiligen Reisegebiet, die sich auch kurzfristig ändern können und daher aktuelle Informationen erfordern: Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) hat die Empfehlungen zur Malariavorbeugung aktualisiert.

Um das Risiko einer Malaria und die möglichen Komplikationen einer Infektion so gering wie möglich zu halten, müssen Reisende in Endemiegebiete auf die Möglichkeit der Malariaübertragung deutlich hingewiesen werden. Der Reisende sollte wissen, dass die Erkrankung bedrohlich und tödlich verlaufen kann. Reisende sollten zudem informiert sein, dass auch noch Monate nach Rückkehr bei Fieber oder anderen unklaren Krankheitssymptomen unbedingt und unverzüglich ärztlicher Rat gesucht werden muss.

Die medikamentöse Vorbeugung der Malaria ist erschwert durch die Verbreitung von Resistenzen, die - je nach Region und Ausmaß unterschiedlich - bereits gegen jedes der zur Verfügung stehenden Antimalariamittel möglich sind. Von besonderer Bedeutung ist die Resistenz von Plasmodium falciparum, dem Erreger der Malaria tropica, gegen Chloroquin, die vor allem in Asien sowie in Afrika südlich der Sahara und im Amazonasbecken vorkommt. Auch Resistenzen gegen Sulfonamid/Pyrimethamin-Kombinationen und andere Mittel haben erheblich zugenommen; gegen Chinin, Mefloquin, Atovaquon und Artemisinine sind sie noch selten.

Malariaprophylaxe-Empfehlungen nach Reisegebieten

Eine Chemoprophylaxe ist bei Reisen in Malariagebiete mit hohem Übertragungspotenzial grundsätzlich empfehlenswert und kann das Risiko auch in Regionen mit multiresistenten Malaria-tropica-Erregern nach wie vor wesentlich reduzieren. Wenn in Gebieten mit niedrigem oder mittlerem Malariarisiko keine regelmäßige Chemoprophylaxe durchgeführt wird, sollte die therapeutische Dosis eines Reservemittels mitgeführt werden, das bei malariaverdächtigen Symptomen und nicht erreichbarer ärztlicher Hilfe eingenommen wird (notfallmäßige Selbstbehandlung oder "Stand-by"). Die Entscheidung über die Art der Malariaprophylaxe muss anhand des konkreten Reisezieles sowie der Reisezeit, der Reisedauer und des Reisestils vom Arzt individuell getroffen werden.

Als Orientierungshilfe für die Beratungspraxis hat die DTG die Empfehlungen für die wichtigsten Reisegebiete in einer Länderliste angegeben, die zeitnah aktualisiert wird. Die Liste kann mit dem vollständigen Text der neuen DTG-Empfehlungen zur Malariavorbeugung auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit unter www.dtg.org abgerufen werden.

Kombiniert gegen die Malaria in Afrika vorgehen

Eine billige und wirksame Behandlung von Malaria mit nur einem Medikament ist in den meisten Gebieten Afrikas wegen der schnell auftretenden Medikamentenresistenzen nicht mehr möglich. Der Erreger der schwersten Form von Malaria, Plasmodium falciparum, ist in beinahe allen Gebieten, in denen die Krankheit grassiert, gegen Chloroquin resistent. Dieser Umstand und die Tatsache, dass auch Resistenzen gegen Sulfadoxin-Pyrimethamin sich schnell verbreiten, führen zu einem hohen Bedarf an Kombinationsbehandlungen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Behandlung, die zwei Malariamittel kombiniert, von denen eines ein Artemisinin-Derivat ist. Das gut verträgliche Artemisin wird aus der in China seit Jahrhunderten bekannten Heilpflanze Artemisia annua (einjähriger Beifuß) gewonnen. Gegen Artemisin und seine Derivate Artesunat und Artemether sind bisher keine Resistenzen von Plasmodium falciparum bekannt. Damit das so bleibt, empfiehlt die WHO zur Malariatherapie eine Kombination mit anderen Wirkstoffen wie Amiodaquin, Mefloquin, Lumefantrin oder Pyrimethamin. Das erste verfügbare ACT-Präparat (Artemisinclass Combination Therapy) stellte Novartis her.

Unter der Bezeichnung Riamet® ist die Kombination aus Artemether und Lumefantrin in Industrienationen erhältlich. In Entwicklungsländern wird sie unter der Bezeichnung Coartem® vertrieben. Nach Angaben von Novartis ist Coartem® auch bei Multiresistenzen wirksam und für Kinder unbedenklich. Coartem® ist bislang das einzige ACT-Präparat auf der Liste unentbehrlicher Medikamente der WHO. Mittlerweile haben auch andere Firmen Artemisin-basierte Präparate entwickelt, beispielsweise GlaxoSmithKline das in klinischer Testung befindliche CDA (Chlorproguanil/Dapson/Artesunat).

 

Einfacher anzuwenden bei geringen Kosten

Die Stiftung Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDI) will in Zusammenarbeit mit sanofi-aventis eine Kombination aus Amiodaquin und Artesunat auf den Markt bringen. Um die Therapietreue der Patienten zu verbessern und die Risiken der Resistenzentwicklung zu reduzieren, sollte die Anwendung des Medikaments so einfach wie möglich sein. Vom neuen Kombinationspräparat müssen pro Tag zwei Tabletten für zwei Tage eingenommen werden. Zum Vergleich: sonst waren bis zu acht Tabletten notwendig. Außerdem wird mit der fixen Kombination das Risiko ausgeschaltet, dass Patienten nur einen der Wirkstoffe nehmen.

Im Vergleich zu den derzeit erhältlichen Blisterpackungen mit zwei separaten Präparaten ist die fixe Kombination ein echter Fortschritt, da die Zahl der Tabletten reduziert wird. Und die neue Kombination wird kostengünstiger sein als alle anderen Kombinationen mit Artemisinin-Derivaten, da sie zwei gut bekannte Wirkstoffe enthält, die als Monotherapien und als Kombination von zwei separaten Tabletten in derselben Blisterpackung verbreitet eingesetzt werden. Zudem besteht für diese neue Formulierung keinerlei Patentschutz.

Der von sanofi-aventis angestrebte Preis soll unter einem Dollar für Erwachsene und 50 Cent für Kinder pro Behandlung liegen. sanofi-aventis hat zunächst die Zulassung in Marokko beantragt. Die Marktzulassung in Europa werde vermutlich länger dauern, da die EU-Gesundheitsbehörden nach Ansicht der Firma zusätzliche Tests verlangen werden. ck

 

Quelle
Empfehlungen zur Malariavorbeugung der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedi- zin und Internationale Gesundheit (DTG), Stand Mai 2005.
Kooperationsvereinbarung zwischen der Stiftung DNDi und sanofi-aventis vom 13. April 2005.

DTG-Empfehlungen 

Der vollständige Text der aktuellen DTG-Empfehlungen zur Malariavorbeugung inklusive der landesspezifischen Empfehlungen zur medikamentösen Malariaprophylaxe oder Notfallbehandlung kann im Internet über www.dtg.org abgerufen werden. Die Empfehlungen umfassen Ratschläge zur Vermeidung von Insektenstichen (Expositionsprophylaxe) ebenso wie die medikamentöse Vorbeugung (Chemoprophylaxe) und umfassende Angaben zur Malariamedikamenten und ihrer Dosierung. In Papierform erhalten Sie den Text, eine Adressenliste sowie Empfehlungen zu Reiseimpfungen unter Einsendung eines frankierten und adressierten Briefumschlags bei Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) e. V. Info-Service Postfach 40 04 66 80704 München

 

Zum Weiterlesen 

Therapie der Malaria. Med Monatsschr Pharm 2004;27(8): 260-72. www.medmopharm.de

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