Prisma

Nase oder Mund – hier scheiden sich die Düfte

Erreicht ein Duft die Geruchsrezeptoren in der Nasenhöhle über die Nasenlöcher, wird dem Gehirn suggeriert, hier ist eine Belohnung in Reichweite. Erreicht derselbe Duft die Rezeptoren dagegen über den Mund, bedeutet das im Gehirn "die Belohnung ist schon da". Das erklärt den Einfluss, den das Riechen auf den Geschmack hat.

Im Rahmen einer von einem deutsch-amerikanischen Forscherteam durchgeführten Untersuchung wurden in die Nasen der Probanden Röhrchen eingeführt und über diese verschiedene Düfte vermittelt. Eines der Röhrchen wurde dabei bis zum Eingang der Nasenhöhle (orthonasal) verlegt, während das zweite Röhrchen in der Nähe des Rachens angebracht wurde (retronasal). Bei der ersten Variante strömte der Duft über die Nasenlöcher zu den in der Nasenhöhle befindlichen Duftstoffrezeptoren. Beim retronasalen Weg hingegen wurde der Duft über die Mundhöhle in den Nasengang geleitet und schließlich in die Nasenhöhle geführt.

Um Antwort auf die Frage zu erhalten, ob sich der unterschiedliche Zufuhrweg auf die Verarbeitung der Düfte auswirkt, wurden anschließend die Gehirnströme der Probanden gemessen. Tatsächlich ließen sich Unterschiede feststellen: Wurde Schokoladenduft beispielsweise orthonasal in die Nasenhöhle eingebracht, so wurden Gehirnregionen angeregt, die mit der Belohnungsverarbeitung in Verbindung gebracht werden. Dem Gehirn wurde signalisiert, dass in unmittelbarer Reichweite Schokolade - also eine mögliche Belohnung - verfügbar war. Strömte der Schokoladenduft dagegen über den retronasalen Weg ein, so wurden Gehirnareale aktiviert, in denen die Belohnungserfüllung manifestiert ist. Dem Gehirn wurde nun vorgegaukelt, dass sich die "Belohnung" Schokolade bereits im Mund befand.

Als Belohnung kommen theoretisch nur Nahrungsmittel infrage. Dass der Körper diesbezüglich auch praktisch so reagiert, zeigten Kontrollversuche mit Lavendel: Da es sich bei Lavendel nicht um ein Nahrungsmittel handelt, wurden die Gehirnregionen, die für die Belohnung zuständig sind, kaum aktiviert. ng

Quelle: Neuron 47, 593 - 605 (2005).

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