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Ernährung aktuell
Diäten unter der Lupe (Teil 15): Die KFZ-Diät und Lagerfelds 3D-Diät
Die KFZ-Diät arbeitet nach dem Ampelprinzip
Die KFZ-Diät von Prof. Dr. Olaf Adam, LMU München, ist nicht etwa eine Diätanleitung für Autofahrer, sondern ein wissenschaftlich erprobtes Programm. Die Buchstaben K-F-Z stehen dabei für Kohlenhydrate, Fette und Zwischenmahlzeiten, wobei die automobile Assoziation aber durchaus erwünscht ist, denn im Buch findet man zum einen jede Menge Verkehrszeichen (die die Diät regeln) und zum anderen den wiederkehrenden Vergleich der Nährstoffe mit Benzin bzw. Kraftstoff.
Die KFZ-Diät ist eine Diät, die das Prinzip der Trennkost variiert. Sie mischt Trennkost-, Glyx- und Low-Fat-Aspekte. Nach Ampelfarben aufgeteilte Lebensmittel weisen den Weg: Grün steht für Kohlenhydrat-Rezepte, Gelb für den Bereich Fett und Orange für Zwischenmahlzeiten. Im deutschsprachigen Raum ist sie in den letzten Jahren sehr populär geworden, unter anderem, weil sie auf das Kalorienzählen verzichtet und bei ihr der gefürchtete Jo-Jo-Effekt angeblich ausbleibt. Das dazugehörige Buch ist seit Monaten (Mai 2005) ein Bestseller.
Kohlenhydrate und Fette trennen
Die KFZ-Diät basiert auf einer einzigen Regel, die lautet: Kohlenhydrate und Fette niemals zusammen essen. Anders als bei der "traditionellen" Trennkost nach Hay, die die Kombination Kohlenhydrate und Eiweiß untersagt, dürfen bei der KFZ-Diät entweder nur kohlenhydratreiche oder fettreiche Speisen verzehrt werden, aber keine Speisen, die beide Nährstoffe gleichzeitig enthalten. Alle anderen Nährstoffe wie Eiweiß, Ballaststoffe oder Vitamine gelten als neutral und können bei allen Mahlzeiten dabei sein.
Zwischen den zwei Speisentypen soll ein zeitlicher Mindestabstand eingehalten werden: Frühestens vier Stunden nach einer Kohlenhydratmahlzeit darf man eine Fettmahlzeit zu sich nehmen; nach einer Fettmahlzeit soll man sechs Stunden warten, bis man wieder Kohlenhydrate isst. Die Menge der Speisen ist dagegen grundsätzlich egal; man darf also zum Beispiel unbegrenzte Mengen an Nudeln oder Kartoffeln mit Magerquark oder Gemüse essen, soll aber auf Soße oder ein Stück fettes Fleisch dazu verzichten.
Die KFZ-Diät erlaubt, wenn auch zeitlich neu organisiert, praktisch alle Lebensmittel außer solchen, bei denen Fette und Kohlenhydrate (vor allem in Form von Zucker) untrennbar verbunden sind wie Schokolade, Kuchen und weitere Süßspeisen. Hunger ist bei der KFZ-Diät etwas Unerwünschtes. Man soll oft essen, für die Übergangsphasen werden so genannte Zwischenmahlzeiten empfohlen, die weder Fett noch Kohlenhydrate enthalten. Diese Zwischenmahlzeiten sollen verhindern, dass der Grundumsatz während der Diät absinkt. Wie bei der Glyx-Diät werden auch bei der KFZ-Diät langkettige Kohlenhydrate (z. B. Vollkornprodukte) bevorzugt. Täglich isst man zwei Kohlenhydrat- und abends eine Fettmahlzeit. Sport wird am Rande erwähnt.
Wissenschaftliche Begründung
Wie im Diättitel bereits anklingt, ist die Assoziation mit einem Auto (KFZ) gewollt. So wie ein Auto sowohl mit Benzin als auch mit Diesel betrieben werden kann, so kann laut Adam der menschliche Körper seine notwendige Energie sowohl aus Kohlenhydraten als auch aus Fetten gewinnen. Genauso wenig, wie das Auto aber beide Kraftstoffe gleichzeitig verbrennen kann, kann der Körper das seiner Meinung nach. Sobald der Körper Kohlenhydrate aufnimmt, verbrennt er nur diese und lagert jedes gleichzeitig eingenommene Gramm Fett in die Fettdepots ein. Nur wenn die Nahrung keine Kohlenhydrate enthält, geht der Körper den für ihn anstrengenderen Weg und gewinnt seine Energie aus dem Fett.
Die Menge der aufgenommenen Kohlenhydrate ist dagegen angeblich egal, da es laut Adam für den Körper eine erhebliche Mühe bereitet, Kohlenhydrate selbst in Fett umzuwandeln (um es zu speichern).
Ernährungsphysiologische Sicht
Hungern muss man bei der KFZ-Diät nicht. Bei einer Kohlenhydratmahlzeit kann man komplexe Kohlenhydrate in Hülle und Fülle genießen, es darf aber kein Fett auf dem Teller erscheinen, denn sonst wandert dieses laut Autor sofort in die Rettungsringe um die Hüften. Dafür dürfen Gemüse und Salate genossen werden, bis man satt ist - übrigens sowohl bei der Kohlenhydrat- als auch bei der Fettmahlzeit. Eine Fettmahlzeit besteht aus Fleisch, Fisch, Käse mit den "guten" Sattmachern wie Salat oder Gemüse ohne Begrenzung. Dieser Umstand ist in jedem Fall positiv zu bewerten, genauso wie der Verzicht auf Alkohol und einfache Kohlenhydrate (Weißmehl, Zucker). Die vorgestellten Rezepte sind lecker und ansprechend.
Bei strikter Einhaltung der Trennung ist durchaus mit einem Gewichtsverlust zu rechnen - genauso übrigens wie bei der Hayschen Trennkost. Ob die Abnahme jedoch tatsächlich auf dem Nährstofftrennungsprinzip beruht oder eher auf die bewusste Auswahl an Lebensmitteln (und entsprechend weniger Nebenbei-Essen) zurückzuführen ist, ist strittig. Gesundheitliche Schäden durch Nährstoffmangel sind nicht zu befürchten. Kritisiert wird oftmals der kommerzielle Aspekt des Diät-Regimes, der sich in teuren Trainingsseminaren und kostenpflichtigen Download-Modulen zeigt.
Exzentrisch: Lagerfelds 3D-Diät
Die Diätphilosophie von Karl Lagerfeld ist so exzentrisch wie der Modeschöpfer selbst: "Ich wollte ein perfekter Kleiderbügel werden" war sein Ziel. Dafür nahm er mit seiner eigens entwickelten Diät in 13 Monaten 40 kg ab. Ohne eiserne Disziplin war dies sicher nicht möglich. Die 3D-Diät hat ihren Namen von den folgenden 3 Ds: Design, Doktor und Diät. Der Doktor ist Jean-Claude Houdret, unter dessen Betreuung der Designer Lagerfeld diese Diät durchführte. Die Ernährung ist vor allem eiweißhaltig. Sie besteht hauptsächlich aus Fisch und Meeresfrüchten, magerem Fleisch, Gemüse, Salat, Vollkornbrot sowie Eiweißpulvern und anderen Nahrungsergänzungsmitteln, die man sich in Frankreich über Houdret bestellen kann. In Stufe I der Diät, die drei Wochen dauert, sind ausschließlich Eiweißpulver und bestimmte Gemüse bei ca. 800 kcal/d erlaubt. Später dürfen zusätzlich weißes Fleisch, Eier, Fisch, Krustentiere – und noch später auch Obst auf dem Teller liegen.
Ernährungsphysiologische Sicht
Die 3D-Diät ist unausgewogen, teuer und extrem proteinlastig (Nierenbelastung). Der Jo-Jo-Effekt ist durch die niedrige Kalorienzufuhr vorprogrammiert. Außerdem muss man Fisch und Fleisch schon wirklich sehr gern mögen, wenn man länger durchhalten will. Die teuren Nahrungsergänzungsmittel werden ausschließlich über ein Pariser Labor auf den Champs Élysées vertrieben - nach dem Motto: gut ist, was teuer und nobel ist...
Bei dieser Diät ist man geneigt zu sagen "Schuster, bleib bei deinen Leisten" oder "Lagerfeld, bleib bei deinen Kleiderbügeln". Ein gelungener (?) PR-Gag, mehr nicht.
Eva-Maria Schröder, Tutzing
Die Serie im Überblick
Von unserer Serie "Diäten unter der Lupe" sind bisher erschienen:
Teil 1: Trennkost (DAZ Nr. 12/2005, S. 82f)
Teil 2: Atkins-Diät (DAZ Nr. 14/2005, S. 68f)
Teil 3: Glykämischer Index (DAZ Nr. 17/2005, S. 77f)
Teil 4: South Beach und LOGI (DAZ Nr. 20/2005, S. 86f)
Teil 5: Montignac-Methode und Low Fett 30 (DAZ Nr. 23/2005, S. 72f)
Teil 6: Mischkost (DAZ Nr. 25/2005, S. 96f)
Teil 7: Weight Watchers (DAZ Nr. 27/2005, S. 86f)
Teil 8: PfundsKur (DAZ Nr. 29/2005, S. 68f)
Teil 9: Forever young (DAZ Nr. 31/2005, S. 69f)
Teil 10: Das BCM-Programm (DAZ Nr. 33/2005, S. 62f)
Teil 11: Formuladiäten (DAZ Nr. 36/2005, S. 63f)
Teil 12: Blutgruppendiät (DAZ Nr. 37/2005, S. 94f)
Teil 13: Magische Kohlsuppe (DAZ Nr. 40/2005, S. 89f)
Teil 14: Die Vollweib-Diät (DAZ Nr. 42/2005, S. 102f)
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