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DAZ aktuell
Podiumsdiskussion: Hausapothekenvetrag mit mehr Leben erfüllen
Auf der vom Bayerischen Apothekerverein, Bezirksverband München, und dem Verein Apotheker im Internet e.V. organisierten Veranstaltung, hatten Apotheker erstmals die Möglichkeit, Ärgernisse und Probleme, die bei der täglichen Umsetzung des Barmer Hausapothekenvertrags entstehen, mit einem Vertreter die Barmer Ersatzkasse zu diskutieren. Krötsch begründete die anfängliche Skepsis in Apotheken damit, dass der Aufbau bzw. die Pflege der Medikamentenprofile mit großem Aufwand, aber mit wenig sichtbarem Erfolg für die Apotheker verbunden sei. Die mehr als 50 anwesenden Apotheker wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass einerseits das Feedback der Patienten mager, andererseits die Bereitschaft zu einem guten und regelmäßigen Kontakt zu den Ärzten selbstverständlich sei. Insgesamt fühle und man sich hier von einer "Bürokratismuswelle" überrollt.
Dass es Anfangsprobleme bei der Umsetzung gegeben habe, sei unbestritten, so Morawietz von der Barmer Ersatzkasse. Das liege aber nicht unwesentlich daran, dass niemand mit einer solch regen Teilnahme an diesem bisher größten Integrationsvertrag gerechnet habe.
Es wäre unrealistisch, wenn man erwarten würde, dass es bei über 1,5 Millionen eingeschriebenen Barmer Versicherten sowie 18.000 teilnehmenden Apotheken und 36.000 Ärzten keine Koordinationsschwierigkeiten gebe. Allein diese Teilnehmerzahlen bestätigten aber die Akzeptanz bei der Bevölkerung für diesen Weg.
Honorar für die Beratung
Auch Krötsch betonte, dass niemand mit einem solchen Run gerechnet hätte. Dass jetzt – anders als bei den Ärzten – über 80% der Apotheken als Barmer Serviceapotheke registriert sind, beweise die Handlungsfähigkeit der Apothekerschaft. Auch sei hier eine uralte Vision der Apotheker Realität geworden, dass man nicht nur für die Abgabe eines Arzneimittels, sondern erstmals auch für pharmazeutische Beratung ein Honorar bekommt.
Auf die Nachfrage von Apothekern, ob es schon messbare Erfolge gebe bzw. wann mit solchen gerechnet werden könne, musste Morawietz einräumen, dass zuverlässige Zahlen und somit aussagekräftige Auswertungen nicht vor 2007 vorgelegt werden könnten. Man sei aber überzeugt, mit dieser integrierten Versorgungsform langfristig rentabel arbeiten zu können. Durch bessere pharmazeutische Betreuung, Erschließung von Einsparpotenzialen wie der Verhinderung von Doppelverordnungen, könnten Einsparungen erreicht werden, die weitaus größer seien als die hierfür geplanten Ausgaben. Viele eingeschriebene Versicherte, so Morawietz, geben als Hauptgrund für die Teilnahme am Hausapothekenvertrag nicht die Ersparnis von dreimal zehn Euro Praxisgebühr pro Jahr an, sondern den Wunsch nach einer erhöhten Arzneimittelsicherheit.
"Ärzte sprechen mit uns"
Alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass der Barmer Hausapothekenvertrag nicht nur eine bessere pharmazeutische Betreuung bringt, sondern auch junge gesunde Versicherte motiviert, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Die Apotheker sollten darüber hinaus aber auch zur Kenntnis nehmen, dass keiner der 1,5 Millionen eingeschriebenen Patienten seine Medikamente von einer Versandapotheke, sondern ausschließlich bei seiner ausgewählten Hausapotheke vor Ort bezieht. Im Gegensatz zu vielen anderen Krankenkassen habe die Barmer Ersatzkasse sich stets gegen die Versand- und für die Präsenzapotheken ausgesprochen. In der manchmal auch etwas emotional geführten Diskussion wurde allen Beteiligten deutlich, dass derzeit nur der Vertrag mit der Barmer Ersatzkasse prinzipiell allen Apotheken zur Teilnahme offen steht.
"Auch wenn wir noch nicht das erreicht haben, was wir erhofften", so Krötsch in seinem Schlussstatement, so habe sich doch etwas grundlegend verändert: "Die Ärzte sprechen jetzt viel mehr mit uns, gerade jene, die vor Jahren noch wenig Bereitschaft dazu zeigten!" Integrierte Versorgungsprojekte wie der Barmer Hausapothekenvertrag müssten zum einen von den Apothekern als Zukunftschance begriffen und zum anderen auch von Ärzten mit mehr Engagement gelebt werden. Nur so werde es gelingen, die Zusammenarbeit unter den Heilberufen weiter zu verbessern. Konkret schlug Krötsch vor, regionale Arbeitszirkel zu bilden, in denen Ärzte und Apotheker zusammenarbeiten, um gemeinsam die auftretenden Probleme zu beheben. Auch müssten nach Ansicht von Krötsch die Apotheker hier noch mehr Engagement und Einsatzbereitschaft zeigen. Medikamentenprofile nur anzulegen bzw. zu pflegen, reiche nicht aus. Nur wenn die Apotheker sich mit Überzeugung als Arzneimittelfachleute profilieren, kann sich der Apothekerberuf positiv und erfolgreich bzw. innerhalb und außerhalb der Integrierten Versorgung weiterentwickeln. Seitens der Barmer, so Morawietz, seien alle diese Initiativen erwünscht und gerne gesehen.
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