Arzneimittel und Therapie

Influenza-Diagnose: Schnelltests können Klarheit schaffen

Die Diskussion um schwere neuropsychiatrische Nebenwirkungen unter Oseltamivir (siehe DAZ 47/2005) unterstreicht die Notwendigkeit, Neuraminidasehemmer nur nach strenger Indikationsstellung einzusetzen, also nur dann, wenn eine Influenzainfektion vorliegt oder Kontakt mit einem Influenzaerkrankten bestanden hat. Influenza-Schnelltests können helfen, die Diagnose zu sichern. Wir stellen im Folgenden zwei Schnelltests vor, die von der Apotheke bezogen und von Arzt oder Apotheker durchgeführt werden können.

Es handelt sich hierbei um den QuickVue®-Influenzatest der Firma Progen/Quidel und den BinaxNow® Influenza A&B-Test der Firma Binax. Beide Tests sind Immunoassays, bei denen das Nukleoprotein des Influenzavirus auf der Basis einer Antigen-Antikörperreaktion nachgewiesen wird.

Influenza-A- und B-Nachweis unabhängig vom Subtyp

Das Nukleoprotein des Influenzavirus ist typenspezifisch. Ein Antigendrift der Oberflächenantigene Hämagglutinin und Neuraminidase hat keine Auswirkungen auf das Testergebnis. Beide Tests sind in der Lage, Influenza-A- und -B-Viren unabhängig von ihrem Subtyp nachzuweisen. Der BinaxNow® Influenza A&B-Test differenziert zwischen Influenza A und B, der QuickVue®-Influenzatest nicht.

Für die Therapie ist eine Differenzierung unerheblich, da mit den Neuraminidasehemmern Oseltamivir und Zanamivir sowohl Influenza-A- als auch Influenza-B-Viren an ihrer Ausbreitung gehindert werden.

Entscheidend ist die Probengewinnung. Während für den QuickVue®-Influenzatest ein Nasenabstrich aus dem Nasenloch mit dem meisten Sekret erforderlich ist (Abb. 1), wird für den Binax Now®-Test ein Nasen-Rachen-Abstrich oder eine Nasenspülung empfohlen (Abb. 2). Die Nasenspülflüssigkeit muss nicht weiter aufbereitet werden.

Wurde ein Nasen- oder ein Nasen-Rachen-Abstrich vorgenommen, muss der dazu verwendete Tupfer in ein Glasröhrchen mit Elutionsflüssigkeit gegeben, kräftig gedreht und an die Gefäßwand gedrückt werden.
 

Foto: Bühler Infografik
ABB. 1: EIN NASENABSTRICH ist für den QuickVue®-Influenzatest erforderlich. Dazu wird der sterile Abstrichtupfer (1) aus der Verpackung entnommen. Der Kopf wird leicht nach hinten gebeugt (2) und in das Nasenloch, in dem sich mehr Sekret befindet, wird der Tupfer vorsichtig (weniger als 2 cm) eingeführt. Den Tupfer einige Male hin- und herdrehen (3), aus dem Nasenloch ziehen und in das Röhrchen mit der Untersuchungslösung überführen.

 
Foto: Bühler Infografik
ABB 2: BEI EINEM NASEN-RACHENABSTRICH wird ein steriler Tupfer mit einem flexiblen Schaft vorsichtig durch das Nasenloch in den Nasopharynx, den Bereich des Rachens (Pharynx), der über der Mundhöhle liegt, eingeführt. Die Probe wird durch schnelle Rotation des Tupfers genommen. Der Tupfer wird anschließend 
aus dem Nasopharynx herausgezogen 
und die Probe mittels der Elutionslösung 
aus dem Tupfer aufbereitet.

 

Positives Ergebnis: Influenzainfektion liegt vor

Beim QuickVue®-Influenzatest wird anschließend ein Teststreifen in die Probenflüssigkeit gegeben. Nach zehn Minuten wird er entnommen. Dann kann das Ergebnis abgelesen werden: Das Ergebnis ist positiv, wenn neben einer blauen Kontrolllinie eine rosa bis rote Linie erscheint. In diesem Fall waren Influenza-A- oder Influenza-B-Viren in der Probe vorhanden. Das Ergebnis ist negativ, wenn nur die blaue Kontrolllinie erscheint. Es ist ungültig, wenn keine blaue Kontrolllinie zu sehen ist.

Beim BinaxNow®-Test wird mit Hilfe einer Pipette die Probenflüssigkeit, also entweder die Nasenspüllösung oder die Elutionsflüssigkeit, langsam auf ein weißes Probenpolster der Testvorrichtung aufgetragen, dann wird eine braune Klebefolie abgezogen und das Testsystem verschlossen. Nach 15 Minuten muss das Ergebnis abgelesen werden. Ist die Probe negativ, wird eine blaue Kontrolllinie rosa bis lila. Weitere Linien sind nicht zu erkennen. Waren in der Probe Influenza-A-Viren vorhanden, erscheint neben der rosa- bis lilafarbenen Kontrolllinie im mittleren Drittel eine weitere hellrosa bis lila Linie, bei einer Influenza-B-positiven Probe erscheint eine solche Linie im oberen Drittel des Testfelds. Der Test ist ungültig, wenn die Kontrolllinie blau bleibt.

 

Sensitivität und Spezifität

Sensitivität und Spezifität sind wichtige Charakteristika diagnostischer Testsysteme:

Die Sensitivität gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der der Test bei kranken Personen positiv ausfällt.

Die Spezifität gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der der Test bei gesunden Personen negativ ausfällt.

Sensitivität und Spezifität sind feste Test-abhängige Größen. Soll der Test bei möglichst allen kranken Personen positiv ausfallen, muss er eine hohe Sensitivität haben. Soll er mit hoher Wahrscheinlichkeit bei allen Gesunden negativ ausfallen, ist eine hohe Spezifität notwendig.

Tests mit hoher Sensitivität sind für Ausschlussdiagnosen im Rahmen der Differentialdiagnostik wichtig. Zur Diagnosesicherung, zum Beispiel bei Influenza, ist dagegen eine hohe Spezifität erforderlich.

Unterschiede in der Empfindlichkeit

Bei einem positiven Testergebnis ist in jedem Fall von einer Influenzainfektion auszugehen. Ein negatives Testergebnis schließt allerdings nicht aus, dass eine Influenzainfektion vorliegt. Verantwortlich dafür kann beispielsweise eine falsche Probenentnahme sein. Weiterhin sind die Schnelltests unterschiedlich spezifisch und empfindlich. Die Sensitivität (Empfindlichkeit) wird für den QuickVue®-Test im Vergleich zur Zellkultur mit 73% angegeben, die Spezifität mit 96%. Der BinaxNow® Influenza A&B-Test ist nach Herstellerangaben im Vergleich zur Zellkultur bezogen auf Influenza A zu 80% empfindlich und zu 93% spezifisch. Die Sensitivität gegenüber Influenza B wird mit 65% und die Spezifität mit 97% angegeben. Es wird empfohlen, negative Testergebnisse durch Zellkultur zu bestätigen.

Die Durchführung von Schnelltests ist allgemeinen Empfehlungen zufolge nur zu Beginn und nach dem Ende einer Influenzaepidemie sinnvoll. Während einer Epidemie soll die klinische Diagnose für eine Therapieentscheidung ausreichen. Lediglich bei alten Menschen wird wegen oft untypischen Symptomen empfohlen, im Zweifelsfall auch während einer Epidemie einen Influenzatest zur Diagnosesicherung heranzuziehen.

Apothekerin Dr. Doris Uhl

 

Quelle 
Lange, W.; Uphoff, H.: Influenza-Diagnose: Zur Praktikabilität von Schnelltests, Dtsch. Ärzteblatt 99 (8), A-481, B-386; C-364 (2002). Diagnostik der Influenza – Sinnvolles Vorgehen in der Praxis. Impfdialog 1, 20 – 23 (2005).

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