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Italien führt die Gesundheitskarte ein

FLORENZ (kk). Ende des vergangenen Jahres verschickte das italienische Wirtschafts- und Finanzministerium an alle im nationalen Gesundheitssystem gemeldeten Bürger und in Italien lebende Ausländer die "Tessera sanitaria", die europäische Gesundheitskarte.

Es ist ein altbewährtes Verfahren des italienischen Kontrollwesens, angewandt bereits seit Jahrzehnten in den verschiedensten Sektoren des gesellschaftlichen Lebens, Leistungen an den obligatorischen Besitz einer Steuernummer zu koppeln. Ein Zähleranschluss für den Bezug von Strom wird von den staatlichen Energiewerken beispielsweise nur unter Angabe der Steuernummer genehmigt und eingerichtet. Die Verknüpfung von Leistungsausgaben mit der Steuernummer ermöglicht eine weitreichende Kontrolle der Kosten.

Dieses Verfahren wurde auch auf den Gesundheitssektor ausgedehnt, um den Missbrauch der Gesundheitskarte einzudämmen und die Kosten besser in den Griff zu bekommen. In Italien ist die Ausgabe einer solchen Karte nun an die Steuernummer gekoppelt. Die Karte selbst ist Teil eines innovativen Monitoringsystems zur Überwachung der Gesundheitskosten, das aus der Zusammenarbeit zwischen Gesundheitsministerium, Wirtschafts- und Finanzministerium und der Steuermeldebehörde entstanden ist. Mit diesem Verfahren soll garantiert werden, dass nur die im Steuersystem erfassten und somit steuerzahlenden Personen berechtigt sind, die Leistungen des Gesundheitssystems für sich in Anspruch zu nehmen.

Auf der Internetseite der verantwortlichen Ministerien wird erklärt, dass es mit Hilfe dieses Systems in Zukunft einfacher sein wird, die Verschwendung von Mitteln aufzudecken und zu garantieren, dass "jeder einzelne Euro, der in die Gesundheit investiert wird, auch rechtmäßig zu demjenigen gelangt, der ihn benötigt".

Die Karte ermöglicht dem Bürger außerdem den Zugriff auf die Leistungen des nationalen Gesundheitswesens und desjenigen der EU-Mitgliedsländer, sie ersetzt somit den Auslandskrankenschein E111. Sie ersetzt jedoch nicht das in Italien zur Rezeptausstellung notwendige "libretto sanitario" (Krankenscheinheft).

Um die Bevölkerung für die Gesundheitskarte zu sensibilisieren und darüber zu informieren, werden seit einigen Monaten verstärkt Anzeigen in allen großen italienischen Tages- und Wochenzeitungen geschaltet.

Mehr Sicherheit

Die Praxis stellt sich nun wie folgt dar: Alle im nationalen Gesundheitssystem gemeldeten Italiener und in Italien lebende, d. h. registrierte, Ausländer erhielten bis zum 31. Dezember 2005 die "Tessera sanitaria", die europäische Gesundheitskarte, die vom Wirtschafts- und Finanzministerium per Post ausgegeben wird. In den Regionen Umbrien, Emilia Romagna, Lazio, Marken, Abruzzen, Venetien-Friaul, Ligurien und Molise ist die Verteilung bereits durchgeführt. Noch nicht vollständig abgeschlossen ist die Ausgabe vor allem in den südlichen Regionen wie Sizilien, Sardinien, Kalabrien, Apulien, aber auch in den nördlichen Regionen Toskana, Piemont, Trient und Bozen.

Die Karte besitzt fünf Jahre Gültigkeit, solange seitens der Region bzw. der "Assistenza Sanitaria Locale" (ASL), der lokalen Gesundheitsbehörde, keine Modifizierung vorgenommen wird. Nach fünf Jahren regulärer Laufzeit wird die Karte automatisch erneuert und dem Patienten zugesandt. Auf der Vorderseite werden neben den Daten, die bereits an identischer Stelle auf der Steuernummernkarte vermerkt sind, auch die der jeweiligen Region vorbehaltenen, eigenen Versicherungsdaten visualisiert. Die Daten werden in Reliefdruck auf die Karte gedruckt, so dass sie auch von Blinden identifiziert werden können.

Zum einen soll die Gesundheitskarte die Gewissheit geben, dass die dem Gesundheitswesen zur Verfügung stehenden Mittel auch rechtmäßig verwendet werden, um andern bietet die "tessera sanitaria" – nach Ansicht der Behörden – dem Patienten den Vorteil, bei jedem Arzt- oder Apothekenbesuch seine individuelle gesundheitliche Laufbahn zu dokumentieren. Dies verhilft dem behandelnden Arzt zu einer besseren und individuell-angepassten Therapiestrategie, so hofft man.

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