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Alkoholismus ist auch genetisch bedingt

9,3 Millionen Deutsche haben ein Alkoholproblem, rund 1,6 Millionen sind alkoholabhängig. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) haben herausgefunden, dass das Trinkverhalten unter anderem auch genetisch bedingt sein kann.

Die Wissenschaftler um Professor Gunter Schumann und Professor Rainer Spanagel entschlüsselten zwei Varianten im Gen CRHR1, die das Trinkverhalten beeinflussen: So betrinken sich Personen mit diesem Gendefekt doppelt so häufig wie Personen ohne diese Genveränderung. Im Durchschnitt trinken sie zwar nicht öfter, doch bei jedem Anlass konsumieren sie deutlich größere Alkoholmengen. Die beiden Genvarianten treten in der Bevölkerung bei jedem Fünften bzw. jedem Zehnten auf.

Das Gen CRHR1 liefert die Bauanleitung für das Rezeptorprotein, das Andockstelle für das Corticotropin freisetzende Hormon (CRH) ist. CRH reguliert u. a. die Stresskoordination sowie die Steuerung von Angst und anderen Gefühlen. In einem Versuch mit Mäusen zeigten Spanagel und Schumann, dass bei Tieren mit einem CRHR1-Defekt in Stresssituationen der Alkoholkonsum um das Dreifache im Vergleich zu gesunden Mäusen anstieg. Spanagel folgerte daraus, dass es anscheinend einen Zusammenhang zwischen Stressbewältigung und Trinkverhalten gibt.

Neben den zwei CRHR1-Varianten gibt es noch weitere Gene, die das Trinkverhalten beeinflussen – insgesamt wird Alkoholsucht zu 50 bis 60% vererbt, so Schumann. Die Wissenschaftler hoffen mit diesen Erkenntnissen, gefährdeten Personen künftig helfen zu können, ehe sie alkoholabhängig werden, sowie individuell ausgerichtete medikamentöse Therapiemöglichkeiten für Alkoholiker zu entwickeln. ka

Quelle: www.ngfn.de, Bereich Aktuelles

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