Prisma

Genetische Ursache für Legasthenie entdeckt

Wenn es partout nicht gelingen will, Buchstaben und Worte korrekt zu schreiben oder zu lesen, kann das auch an den Genen liegen: Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) der Universitäten Bonn, Lübeck und Marburg stellten fest, dass bei Kindern mit schwerer Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) häufig das so genannte DCDC2-Gen verändert ist.

An Lese-Rechtschreib-Schwäche leiden in Deutschland etwa fünf Millionen Menschen. Fünf bis zwölf Prozent der Schulkinder sind betroffen, Jungen etwa doppelt so häufig wie Mädchen. Die Störung tritt familiär gehäuft auf – das war der Ausgangspunkt für die Suche nach genetischen Wurzeln und die Entdeckung der DCDC2-Veränderung. DCDC2 liegt auf Chromosom 6 in einer Region, die schon länger mit der Lese-Rechtschreib-Schwäche in Verbindung gebracht wurde.

Das Forscherteam analysierte zunächst bei 137 Kindern mit Lese-Rechtschreib-Schwäche und deren Eltern die verdächtige Region des Erbgutes. Dabei entdeckten die Wissenschaftler charakteristische Auffälligkeiten, die sie in einer zweiten Gruppe von 239 betroffenen Familien bestätigen konnten. Vor allem bei Kindern, die besonders schwer betroffen sind, kommt DCDC2 große Bedeutung zu. Die genaue Funktion des Gens DCDC2 ist allerdings noch nicht bekannt. Wahrscheinlich beeinflusst es die Wanderung von Nervenzellen während der Gehirnentwicklung. Zeichen einer gestörten Hirnentwicklung finden sich unter anderem auf Bildern des Gehirns, die bei betroffenen Personen mithilfe der funktionellen Kernspintomographie aufgenommen wurden. Die NGFN-Forscher wollen jetzt möglichst rasch klären, welche Veränderung im DCDC2-Gen genau es sind, die zur Lese-Rechtschreib-Schwäche führen. ral

Quelle: Pressemitteilung vom Nationalen Genomforschungsnetz

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