Arzneimittel und Therapie

Studiendaten zur Salzrestriktion: Salzarme Kost – ein kardiovaskulärer Ri

Bedeutung einer kochsalzarmen Ernährung wird offenbar falsch eingeschätzt. So wird immer wieder eine Salzrestriktion propagiert, um bei Hypertonikern den Blutdruck zu senken und bei Normotonikern der Hypertonie vorzubeugen. Solche Empfehlungen entbehren nicht nur jeder wissenschaftlichen Grundlage, sondern sind möglicherweise sogar gesundheitlich problematisch: Denn eine neue Studie dokumentiert eine deutlich erhöhte Sterblichkeit bei salzarmer Ernährung.

Ein Dogma bringt die jüngst publizierte amerikanische NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey)-II-Studie zum Wanken. Die bislang wohl größte Kohortenstudie zu den Auswirkungen von Ernährungsgewohnheiten deutet an, dass eine salzarme Ernährung ein direkter und unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung von Herz- und Gefäßerkrankungen sein kann und die kardiovaskuläre Mortalität erhöht. In die Studie wurde 7154 freiwillige Probanden eingeschlossen und abhängig von ihrem durchschnittlichen Kochsalzverzehr in zwei Gruppen unterteilt und zwar in eine Gruppe, die durchschnittlich weniger als 5,8 g Kochsalz verzehrt, und eine zweite Gruppe mit einem Kochsalzkonsum von mehr als 5,8 g täglich, wie er allgemein üblich ist. Im Mittel wurden die Probanden 13,7 Jahre nach verfolgt und zwar im Hinblick auf die Gesamtsterblichkeit und auch speziell im Hinblick auf die kardiovaskuläre Mortalität.

Erhöhte Sterblichkeit bei salzarmer Ernährung

Beide Prüfparameter waren entgegen der bisherigen Annahme bei Studienteilnehmern mit salzarmer Ernährung erhöht. Konkret war die Gesamtsterblichkeit um 30% höher als bei Probanden mit normalem Salzverzehr von mehr als 5,8 g täglich. Auch die kardiovaskuläre Mortalität war signifikant höher und das unabhängig vom Body-Mass-Index der Probanden, von deren Lipidstatus, ihrem Blutdruck und vom Ausmaß der Bewegung und auch unabhängig von Geschlecht, Alter und Rasse. Die aktuellen Daten machen nach Ansicht der Experten eine Neubewertung der Empfehlungen zur salzarmen Ernährung erforderlich.

Einfluss auf den Blutdruck überschätzt

Dies gilt umso mehr, als sich bereits seit Jahren die Hinweise dafür häufen, dass eine Salzrestriktion weit weniger Einfluss auf den Blutdruck hat als von Salzgegnern immer wieder postuliert wird. So fehlen bislang wissenschaftliche Belege und Studiendaten dafür, dass durch eine Beschränkung der Salzaufnahme eine nachhaltige Blutdruckreduktion möglich ist.

Nach dem Ergebnis von Metaanalysen der vorliegenden Daten wurde bereits in den 90er Jahren Zweifel an einer direkten Beziehung zwischen Blutdruck und Salzkonsum laut, wie sie von den Befürwortern der Salzrestriktion immer wieder postuliert wird. Nach dem Ergebnis der Analysen wie auch zweier Cochrane-Untersuchungen werden die Auswirkungen salzarmer Kost auf den Blutdruck weit überschätzt. So zeigte eine Gesamtanalyse der Studiendaten, dass der Blutdruck bei Gesunden im Mittel bei strikter Salzrestriktion nur um etwa 1/0,5 mmHg gesenkt wird. Auch bei Hypertonikern ist die Blutdruckreduktion bei streng salzarmer Ernährung mit durchschnittlich 4/2 mmHg nur marginal.

Renin-Angiotensin-System wird aktiviert

Potenzielle Gefahren der Salzrestriktion wurden bislang aber nie systematisch untersucht, obwohl es aus früheren Untersuchungen bereits Hinweise auf eine kardiovaskuläre Gefährdung gibt. Diese beruht offensichtlich auf einer Aktivierung des Renin-Angiotensin-Systems durch die Salzrestriktion. So wurde in den Cochrane-Analysen ein massiver Anstieg der Adrenalin-, Noradrenalin- und Aldosteronspiegel und auch der Triglyceride bei einer Salzrestriktion gesehen. Die Veränderungen können nach Ansicht von Experten das offensichtlich erhöhte Gefährdungspotenzial bei der Salzrestriktion erklären.

Intersalt-Studie - fragwürdiges Ergebnis Als Beleg für einen Zusammenhang zwischen Blutdruck und Salzkonsum führen die Befürworter der Salzrestriktion immer wieder die Intersalt-Studie an. In dieser Untersuchung, die Ende der 80er Jahre durchgeführt wurde, wurden erstmals systematisch Zusammenhänge zwischen Salzverzehr und Blutdruckhöhe erfasst und zwar bei rund 10.000 Personen in 52 Nationen. Die Ergebnisse waren ernüchternd: Es zeigte sich ein schwacher Zusammenhang zwischen der Höhe der Salzaufnahme und dem Blutdruck. Allerdings umfasste die Analyse auch vier Bevölkerungsgruppen mit sehr niedriger Salzaufnahme wie zum Beispiel die Yanomami-Indianer am Amazonas, die sich extrem salzarm ernähren und keinen Bluthochdruck kennen. Der Lebensstil dieser Volksstämme ist jedoch nicht auf die westliche Welt übertragbar. Nimmt man allerdings die vier Populationen mit extrem geringer Salzzufuhr aus der Analyse heraus und bewertet den Zusammenhang nur anhand der übrigen 48 Populationen, so ergibt sich sogar eine inverse Korrelation, der Blutdruck sinkt mit steigender Salzaufnahme.

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