Arzneimittel und Therapie

Eisenchelatbildner: Dexrazoxan schützt vor Schäden durch Anthracycline

Der Eisenchelatbildner Dexrazoxan (Savene®) kommt zur Behandlung einer Extravasation durch Anthracycline auf den Markt. In klinischen Studien verringerte er außerdem die Kardiotoxizität von Anthracyclinen, indem er die Entstehung von Anthracyclin-Eisen-Komplexen hemmt, welche über die Bildung von freien Radikalen die kardiotoxische Wirkung der Anthracycline triggern. In mehreren randomisierten Studien konnte der protektive Effekt von Dexrazoxan bei Doxorubicin- oder Epirubicin-haltigen Chemotherapien nachgewiesen werden.

Dexrazoxan verhindert die Kardiotoxizität von Anthracyclinen, indem es Eisenchelate bildet und so die eisenabhängige oxidative Belastung durch freie Radikale verringert, die mit einer durch Anthracycline induzierten Kardiotoxizität verbunden ist. Andererseits entfaltet Dexrazoxan eine antineoplastische Wirkung, indem es die Topoisomerase II hemmt. In welchem Ausmaß diese beiden Mechanismen jeweils zur Schutzwirkung gegen eine Gewebezerstörung nach einer Extravasation durch Anthracycline beitragen, ist nicht bekannt. Die chelatbildende Eigenschaft ist wahrscheinlich auch für die gesteigerte Ausscheidung von Eisen und Zink über den Harntrakt und die verringerte Serumkonzentration von Calcium verantwortlich, wie in einigen Studien beschrieben wird.

Drei Tage lang einmal täglich Infusion Dexrazoxan wird einmal täglich an drei aufeinander folgenden Tagen intravenös gegeben, am ersten und zweiten Tag 1000 mg/m2 und am dritten Tag 500 mg/m2. Bei Patienten mit einer Körperoberfläche von mehr als 2 m2 darf die Einzeldosis 2000 mg nicht übersteigen. Vor der Infusion wird das Savene®-Pulver mit 25 ml sterilem Wasser rekonstituiert, um eine Konzentration von 20 mg Dexrazoxan pro ml sterilem Wasser zu erhalten. Nach der Rekonstitution muss die Lösung im Beutel mit dem Savene®-Verdünnungsmittel weiter verdünnt werden.

Die erste Infusion wird so bald wie möglich, und zwar innerhalb der ersten sechs Stunden, nach Extravasation mit einem Anthracyclin enthaltenden Arzneimittel gegeben.

Weniger Folgeerkrankungen Das klinische Programm für Dexrazoxan umfasste zwei offene, einarmige, multizentrische Studien mit 23 und 57 Patienten. Das Ziel der einzelnen Studien war die Erforschung der Wirksamkeit von intravenös gegebenem Dexrazoxan bei der Verhinderung von Gewebeschäden durch versehentlich ausgetretene Anthracycline. In beiden Studien erhielten alle Patienten Anthracycline, am häufigsten Epirubicin (56% der Patienten). In beiden Studien verhinderte die Dexrazoxan-Behandlung die Ausbildung einer Nekrose. Sie ermöglichte bei den meisten Patienten eine Fortsetzung der Krebsbehandlung nach Plan und verringerte das Auftreten von Folgekrankheiten.

Übelkeit und Schmerzen in der Vene Die Nebenwirkungen entsprechen den typischen Nebenwirkungen bei einer standardmäßigen Chemotherapie. In einer Reihe von veröffentlichten, mehr als 1000 Patienten umfassenden Berichten wurde ein einheitliches Muster dosisabhängiger Nebenwirkungen, wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Mundschleimhautentzündung, Knochenmarksuppression (Neutrozytopenie, Thrombozytopenie) und beeinträchtigte Leberfunktion (erhöhte ALT/AST-Werte) gezeigt. Alle Nebenwirkungen waren rasch reversibel.

Dexrazoxan wird bei Patienten angewendet, die sich einer zytotoxischen Therapie mit einer anthracyclinhaltigen Chemotherapie unterziehen. Das zytotoxische Potenzial der Therapie mit Dexrazoxan (was insbesondere zu einer reversiblen hämatologischen Toxizität mit einem Nadir an den Tagen 11 und 12 führt) kommt daher noch zu dem Potenzial der anderen angewendeten Chemotherapie hinzu. Aus diesem Grund ist eine regelmäßige Überwachung der hämatologischen Parameter erforderlich.

Da Dexrazoxan fruchtschädigend wirkt, dürfen Frauen im gebärfähigen Alter, die keine schwangerschaftsverhütenden Methoden anwenden, es nicht erhalten; auch in der Stillzeit ist die Substanz kontraindiziert.

Vorsicht mit Impfstoffen Die gleichzeitige Anwendung von Dexrazoxan und Gelbfieberimpfstoff wird nicht empfohlen, da hierbei das Risiko einer tödlich verlaufenden generalisierten Impfkrankheit besteht. Bei gleichzeitiger Anwendung von abgeschwächten Lebend–impfstoffen besteht das Risiko einer systemischen, möglicherweise tödlichen Erkrankung. Dieses Risiko ist bei Patienten erhöht, deren Immunsystem durch die Grundkrankheit bereits abgeschwächt ist.

Wenn vorhanden, ist ein inaktivierter Impfstoff (Poliomyelitis) zu verwenden. hel

Der Eisenchelatbildner Dexrazoxan (Savene®) kommt zur Behandlung einer Extravasation durch Anthracycline auf den Markt. Außerdem verringert er die Kardiotoxizität von Anthracyclinen. In mehreren randomisierten Studien konnte der protektive Effekt bei Doxorubicin- oder Epirubicin-haltigen Chemotherapien nachgewiesen werden.

Steckbrief: Dexrazoxan

Handelsname:

Savene

Hersteller:

TopoTarget A/S, Kopenhagen

Einführungsdatum: 1. Oktober 2006

Zusammensetzung:

Jede Durchstechflasche enthält 500 mg Dexrazoxan (als Hydrochlorid). Nach Rekonstitution mit 25 ml Wasser für Injektionszwecke enthält jeder ml 20 mg Dexrazoxan.

Sonstige Bestandteile im Verdünnungsmittel:

Kalium 98 mg/500 ml, Natrium 1,61 g/500 ml.

Sonstige Bestandteile:

Savene-Pulver, Salzsäure, Savene-Verdünnungsmittel, Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Magnesiumchlorid-Hexahydrat, Natriumacetat-Trihydrat, Natrium-D-gluconat, Natriumhydroxid, Wasser für Injektionszwecke.

Packungsgrößen, Preise und PZN:

> 10 Durchstechflaschen, PZN 3876419, nur an krankenhausversorgende Apotheken.

Stoffklasse:

Entgiftungsmittel für gegen Tumoren wirkende Mittel.

ATC-Code:

V03AF02.

Indikation:

Für die Behandlung einer Extravasation durch Anthracycline.

Dosierung:

Einmal täglich an drei aufeinander folgenden Tagen: am ersten und zweiten Tag 1000 mg/m2 und am dritten Tag 500 mg/m2. Bei Patienten mit einer Körperoberfläche von mehr als 2 m2 darf die Einzeldosis 2000 mg nicht übersteigen.

Gegenanzeigen:

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile; Frauen im gebärfähigen Alter, die keine schwangerschaftsverhütenden Methoden anwenden; Stillzeit; gleichzeitige Impfung mit Gelbfieberimpfstoff.

Nebenwirkungen:

Sehr häufig: Übelkeit; Schmerzen in der für die Behandlung gewählten Vene; vorübergehende Verringerung der Anzahl der weißen Blutkörperchen, der Neutrophilen und der Thrombozyten; postoperative Infektion. Häufig: allgemeines Gefühl des Unwohlseins, darunter Müdigkeit, Schläfrigkeit oder Schwindel; Entzündung der für die Behandlung gewählten Vene (Phlebitis); Durchfall, Mundtrockenheit, Haarausfall; Reaktionen an der Injektionsstelle.

Wechselwirkungen:

Mit gerinnungshemmenden Mitteln behandelte Patienten müssen häufiger überwacht werden; die gleichzeitige Anwendung mit Dexrazoxan ist kontraindiziert. Die gleichzeitige Anwendung von Dexrazoxan und Gelbfieberimpfstoff wird nicht empfohlen, da hierbei das Risiko einer tödlich verlaufenden generalisierten Impfkrankheit besteht. Die gleichzeitige Anwendung von zytotoxischen Arzneimitteln kann die Absorption von Phenytoin verringern, was zu einer Verschlimmerung von Krämpfen führt. Dexrazoxan kann die Toxizität verstärken, die durch den Chemotherapiezyklus induziert wurde, bei dem die Extravasation stattgefunden hat.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen:

Das zytotoxische Potenzial der Therapie mit Dexrazoxan kommt noch zu dem Potenzial der anderen angewendeten Chemotherapie hinzu; eine regelmäßige Überwachung der hämatologischen Parameter ist erforderlich. Bei Patienten mit bekannten Leberfunktionsstörungen sollten vor jeder Gabe von Dexrazoxan routinemäßige Leberfunktionstests durchgeführt werden. Patienten mit bereits beeinträchtigten Nierenfunktionen sollten hinsichtlich Anzeichen einer hämatologischen Toxizität überwacht werden.

Extravasation

Unter einer Extravasation versteht man den Austritt von Blut oder Lymphflüssigkeit aus einem Gefäß und seine anschließende Verteilung im Gewebe. Diese unbeabsichtigte Injektion oder Leckage von Substanzen in das perivaskuläre oder subkutane Gewebe tritt oft direkt bei der Injektion, aber auch beim Verlegen des Zugangs während einer Infusion auf. In der Folge können –Gewebeschäden auftreten, die je nach Substanz, nach ausgetretener Menge und Konzentration bis hin zu ausgedehnten Weichteilnekrosen reichen. Bedeutende Gewebeschäden werden neben Chemotherapeutika unter anderem durch Elektrolytkonzentrate, Vasopressoren und hyperosmolare Lösungen verursacht. Im Zusammenhang mit Infusionen oder Injektionen wird der Begriff häufig auch synonym für Paravasation verwendet.

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