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DAZ aktuell
Protestkundgebungen: Gegen das Apothekenvernichtungsgesetz
Die bisher stattgefundenen Protestkundgebungen haben gezeigt, dass Deutschlands Pharmazeuten sich nicht mit den Vorgaben, die die Gesundheitsreform den Apotheken aufbürdet, arrangieren wollen und können. Rund 10.000 demonstrierten am 1. November 2006 in Leipzig auf dem Nikolaikirchhof, etwa die gleiche Anzahl fand sich auf dem Odeons Platz in München am 8. November ein. Und auch in dieser Woche auf dem Burghof in Düsseldorf kämpften Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA gegen diese Reform.
Deutschlands Apotheken kämpfen Veranstaltet werden die Kundgebungen von den jeweiligen Landesorganisationen der jeweils beteiligten Bundesländer und der Apothekengewerkschaft Adexa. Die Apothekenleiter, die ihr Personal zur Protestkundgebung entsandt hatten, hielten den Apothekenbetrieb aufrecht, so dass es in den Apotheken zu Wartezeiten für die Kunden kommen musste, was durchaus gewollt war. Denn so konnte man auch der Bevölkerung deutlich machen, was es heißt, wenn durch die Gesundheitsreform Arbeitsplätze wegfallen würden und Mitarbeiter entlassen würden oder gar Apotheken schließen müssten.
Ausgestattet mit zum Teil vorgefertigten Plakaten, zum Teil eigenen sehr kreativen Entwürfen äußern die Apotheken ihren Protest gegen eine Gesundheitsreform, die für Apothekenkunden, für die Patienten und die Apotheken selbst massive Einschnitte bringen wird, wenn sie in dieser Form Gesetz wird. Auf den Plakaten zeigten die Demonstranten der Öffentlichkeit, worum es bei diesem Protest geht: gegen den Reformgau, gegen die Wiederverwendung von Altarzneimitteln, gegen einen Frontalangriff auf die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten und insgesamt gegen eine schlechtere Arzneiversorgung und gegen Stellenabbau in den Apotheken.
Die Zitrone ist ausgequetscht Die Berufspolitiker machten in ihren Ansprachen unisono deutlich, dass die Zitrone Apotheke ausgequetscht ist. Der Apotheker wird nicht mehr leisten können, was jeder Kranke, jeder Ratsuchende von seiner Apothekerin, seinem Apotheker seit Jahrhunderten selbstverständlich in Anspruch nimmt und erwartet. Nach einer solchen Gesundheitsreform wird die flächendeckende Arzneimittelversorgung, der Notdienst, die qualifizierte Beratung, ein ausreichendes Warenlager und das Notfalldepot nicht mehr in dieser Form aufrecht erhalten werden können.
Bei den Apothekenangestellten geht die Angst vor dem Wegfall von Apothekenarbeitsplätzen um, denn Kürzungen im Apothekenbereich führen unweigerlich unmittelbar zu Einsparungen beim Personal. Im Apothekenbereich sind in erster Linie Frauenarbeitsplätze davon betroffen, da 90% der Apothekenangestellten Frauen sind. Berufspolitiker beklagten weiter, dass mit dieser Reform das bewährte System der Arzneimittelversorgung und der Apotheke zerstört werde. Das so genannte Wettbewerbsstärkungsgesetz sei vielmehr ein Gesetz zur Vernichtung der öffentlichen Apotheken, zur Vernichtung von Arbeitsplätzen und zur Vernichtung von Arzneimittelsicherheit und zur Vernichtung von Qualität, zur Zerschlagung einer flächendeckenden Versorgung. "Soziale Kälte" zieht mit dieser Reform in die Arzneimittelversorgung ein, so der Tenor. Außerdem verhindere eine solche Reform den Qualitätswettbewerb und fördere zentralstaatliche Bürokratie.
Und dafür wird demonstriert:
- Für ein Gesundheitswesen, bei dem die Gesundheit der Patienten im Mittelpunkt steht!
- Für den freien Heilberuf des Apothekers und die inhabergeführte Apotheke!
- Für die preisneutrale Apothekenvergütung als Grundlage unabhängiger Beratung!
- Für die flächendeckende wohnortnahe Arzneimittelversorgung rund um die Uhr!
- Für qualifizierte Arbeitsplätze und eine sichere Arzneimittelversorgung!
Die nächste Protestaktion findet am kommenden Mittwoch, 22. November 2006, zwischen 11.00 und 13.30 Uhr auf dem Hachmannplatz in Hamburg in der Nähe des Hauptbahnhofs statt. Beteiligt sind die Apo–thekerlandesorganisationen von Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Was genug ist, ist genug: Mit aller Deutlichkeit haben Deutschlands Pharmazeuten in den vergangenen Wochen gezeigt, dass sie sich mit den Vorgaben, die die Gesundheitsreform ihnen aufbürdet, nicht arrangieren können und wollen. Die Welle der Apotheker-Protestkundgebungen läuft auf vollen Touren. Nach Leipzig, München und in dieser Woche Düsseldorf findet in der nächsten Woche die vierte und vorerst letzte Demonstration gegen das angebliche "GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz" in Hamburg statt. Knapp 30.000 Apotheker und Apothekenangestellte sind bis jetzt auf die Straße gegangen, um ihren Unmut dagegen lautstark kundzutun.
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