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Ernährung aktuell
Diäten unter der Lupe, Teil 22: DAK Kombiprogramm für Kinder und Jugendliche
In das Therapieprogramm werden bundesweit DAK-versicherte Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren aufgenommen. Als Auswahlkriterium wird ein BMI > 90. Perzentile angesetzt (siehe DAZ Nr. 50/2005). Die "kombinierte DAK-Adipositas-Behandlung für Kinder und Jugendliche" umfasst eine sechswöchige stationäre Schulungsmaßnahme und eine ambulante Nachbetreuung von 10,5 Monaten - insgesamt also einen Zeitraum von einem Jahr. Die stationäre Schulung findet in der DAK-Fachklinik "Haus Quickborn" auf Sylt statt, die ambulante Nachbetreuung wird von qualifizierten Ernährungsfachkräften am Wohnort der Patienten mit den beteiligten Familien durchgeführt. Mittlerweile betreuen etwa 300 Beratungsfachkräfte (Oecotrophologen, Diätassistenten) Familien, deren Kinder im Haus Quickborn stationär zur Gewichtsreduktion waren. Pro Jahr fahren rund 500 Kinder und Jugendliche in diese Kureinrichtung.
Die stationäre Maßnahme
Die Ziele des Konzeptes "Haus Quickborn" sollen über das Erlernen, Üben und Festigen von Selbstkontrolle und Verhaltensmodifikation erreicht werden. Die Konzeptinhalte werden durch ein interdisziplinäres Team aus den Fachrichtungen Medizin, Ernährung, Sport, Psychologie und Pädagogik vermittelt. Es gibt ein intensives Schulungsangebot, das Maßnahmen im medizinischen, ernährungstherapeutischen (incl. Lehrküche), psycho-sozialen und sportlichen Bereich sowie supervidierte Mahlzeiten und Einheiten im Arbeitsbereich der Pädagogik umfasst. Zunächst wird das Ess-, Bewegungs- und Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen betrachtet. Anschließend erarbeiten die Patienten gemeinsam mit den Therapeuten erreichbare Ziele. Damit die Eltern auf die Rückkehr der Kinder vorbereitet sind, werden während der Maßnahme Elternschulungen vor Ort angeboten. Die neuen Verhaltensziele werden im "Haus Quickborn" geübt. Das geübte Verhalten wird später in den Alltag integriert als Voraussetzung für eine langfristige Gewichtsabnahme oder -stabilisierung.
Inhalte der Beratung vor Ort
- Vor Abreise der Kinder nach Sylt R Erstgespräch
- Während der Abwesenheit der Kinder R Elternschulung
- bis 6 Monate nach Beginn R Nachsorge Eltern und Kinder/Jugendliche
- 6 Monate nach Beginn R Zwischenbericht
- bis 12 Monate nach Beginn R Nachsorge Eltern und Kinder/Jugendliche
- 12 Monate nach Beginn R Abschlussbericht
Längsschnittstudie belegt den Erfolg
Eine begleitende prospektive Längsschnittstudie untersucht, ob der Erfolg der kombinierten Maßnahme den Aufwand rechtfertigt. Die Ergebnisse einer ersten Teilkohorte von 181 Kindern sind vielversprechend und zeigen, dass durch die ambulante Nachbetreuung der stationär erreichte Gewichtsverlust stabilisiert und ausgebaut wird. Das Gewicht sank erwartungsgemäß bei allen Kindern während der stationären Schulungsmaßnahme und hat in der ambulanten Nachbetreuung weiter abgenommen. Beim Essverhalten konnten nachhaltige Verbesserungen der Störbarkeit sowie in der Lebensmittelauswahl dokumentiert werden. Der Lebensmittelhäufigkeitsfragebogen zeigte signifikante Veränderungen hinsichtlich der Verzehrshäufigkeiten der Lebensmittelgruppen Kohlenhydrate, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sowie Fischprodukte, Fette, Getränke sowie Süßigkeiten, Fast Food und Snacks für die gesamte Schulungsmaßnahme. Insbesondere der Verzehr von Süßigkeiten, Fast Food und Snacks wurde verbessert.
Fazit:
Langzeiteffekte bei der Adipositasbehandlung von Kindern und Jugendlichen sind schwer zu erzielen. Das Modell der DAK, stationäre Maßnahmen und häusliche Betreuung der Familien zu kombinieren, zeigt jedoch vielversprechende Ergebnisse. Die Betreuung der Kinder und Jugendlichen über einen Zeitraum von zwölf Monaten unter Einbeziehung der Familien scheint eine erfolgversprechende Verhaltensmodifikation zu bewirken. Das sehr aufwändige und kostenintensive Projekt könnte ein modernes und zukunftsweisenden Modell der integrierten Versorgung werden.
Von unserer Serie "Diäten unter der Lupe" sind bisher erschienen:
- Teil 1: Trennkost (DAZ Nr. 12/2005, S. 82f)
- Teil 2: Atkins-Diät (DAZ Nr. 14/2005, S. 68f)
- Teil 3: Glykämischer Index (DAZ Nr. 17/2005, S. 77f)
- Teil 4: South Beach und LOGI (DAZ Nr. 20/2005, S. 86f)
- Teil 5: Montignac-Methode und Low Fett 30 (DAZ Nr. 23/2005, S. 72f)
- Teil 6: Mischkost (DAZ Nr. 25/2005, S. 96f)
- Teil 7: Weight Watchers (DAZ Nr. 27/2005, S. 86f)
- Teil 8: PfundsKur (DAZ Nr. 29/2005, S. 68f)
- Teil 9: Forever young (DAZ Nr. 31/2005, S. 69f)
- Teil 10: Das BCM-Programm (DAZ Nr. 33/2005, S. 62f)
- Teil 11: Formuladiäten (DAZ Nr. 36/2005, S. 63f)
- Teil 12: Blutgruppendiät (DAZ Nr. 37/2005, S. 94f)
- Teil 13: Magische Kohlsuppe (DAZ Nr. 40/2005, S. 89f)
- Teil 14: Die Vollweib-Diät (DAZ Nr. 42/2005, S. 102f)
- Teil 15: Die KFZ-Diät und Lagerfelds 3D-Diät (DAZ Nr. 44/2005, S. 78f)
- Teil 16: Die Volumetrics-Diät (DAZ Nr. 46/2005, S. 84f)
- Teil 17: Die Markert-Diät (DAZ Nr. 48/2005, S. 70f)
- Teil 18: Übergewicht bei Kindern (DAZ Nr. 50/2005, S. 94f)
- Teil 19: Powerkids (DAZ Nr. 1/2006, S. 61f)
- Teil 20: Kinderprogramm FITOC (DAZ Nr. 3/2006, S. 68f)
- Teil 21: SlimKids2000 (DAZ Nr. 6/2006, S. 66f)
Mit dieser Folge wollen wir unsere Serie "Diäten unter der Lupe" beenden. Gerne sind wir jedoch bereit, weitere Diäten vorzustellen, wenn Sie uns entsprechende Diätprogramme vorschlagen. Mailen Sie Ihre Diätwünsche an brall@deutscher-apotheker-verlag. de oder schicken Sie ein Fax an die DAZ-Redaktion: (0711) 2582-291.
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