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Osteoporose in Deutschland: Unterversorgung belastet Patienten und Gesundheitssy
IGES-Direktor Dr. Bertram Häussler stellte die Studienergebnisse am 14. Februar in Berlin vor. Danach sind vor allem Frauen betroffen: 39 Prozent (6,5 Millionen) der über 50-Jährigen und 59 Prozent der über 75-Jährigen müssen mit der Skeletterkrankung leben. Bei den über 50-jährigen Männern sind es lediglich 9,7 Prozent. Die von der Hoffmann-La Roche AG und GlaxoSmithKline geförderte Studie zeigt auch: Nur ein gutes Fünftel der Osteoporose-Patienten erhält eine spezifische Therapie. Knapp zehn Prozent wurden mit Bisphosphonaten behandelt, 17 Prozent mit der Basistherapie aus Calcium und Vitamin D. Frauen hatten dabei eine doppelt so hohe Chance, diese Arzneimittel zu bekommen als Männer. Sehr viel verbreiteter war jedoch der Einsatz von Analgetika: Diese wurden neun von zehn Patienten von ihrem Arzt verordnet.
Kostentreiber Frakturen
Die Studie befasst sich zudem mit den Kosten der Osteoporose: 5,4 Mrd. Euro fielen 2003 für die Behandlung der Erkrankten an. "Osteoporose gehört damit zu den teuren Volkskrankheiten wie Diabetes oder ischämische Herzkrankheiten, für die jährlich rund 5,1 bzw. sieben Mrd. Euro ausgegeben werden", erklärte Häussler. Von den Gesamtkosten fielen 56 Prozent auf die stationäre Versorgung.
Kostentreiber sind vor allem Frakturen. Obwohl nur 4,3 Prozent der Patienten einen Knochenbruch erleiden, entfallen 61 Prozent der Gesamtausgaben auf deren Behandlung. Allein im Jahr 2003 wurden 333.322 Osteoporose-bedingte Knochenbrüche registriert. Für Häussler belegt die BONE-EVA-Studie, dass die Osteoporosebehandlung eine "zentrale Baustelle des Gesundheitswesens" ist. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Zahl der Patienten infolge des demographischen Wandels beständig anwachsen wird. Bis zum Jahr 2013 sei bereits mit einer Million zusätzlicher Patienten zu rechnen. Mehr Aufklärung über Prävention, eine frühe Identifizierung und eine konsequente leitliniengerechte Behandlung der Betroffenen sei daher dringend erforderlich, betonte Häussler.
Quantitativer Ultraschall untauglich
Auch Sachverständigenratsmitglied und GEK-Berater Professor Gerd Glaeske bezeichnete die Unterversorgung von Osteoporose-Patienten als "besorgniserregend". Er verwies darauf, dass es sich hier um einen Bereich handle, in dem steigende Arzneimittelausgaben Grund zur Freude seien. Gerade bei der Osteoporose könne vorbildlich "mit Arzneimitteln" gespart werden, um teure stationäre Behandlungen zu vermeiden. Zu häufig werde aber nicht beachtet, dass Calcium- und Vitamin-D-Präparate – obwohl rezeptfrei – für Osteoporose-Patienten zu Lasten der gesetzlichen Kassen verordnet werden können. Glaeske regte an, für die Erkrankung Disease-Management-Programme aufzulegen. Als "Unsitte" bezeichnete der Arzneimittelversorgungsforscher die auch in einigen Apotheken durchgeführte "Diagnostikmethode" des quantitativen Ultraschalls (QUS). Sie müsse aus Apotheken "verbannt" werden, da ihre Ergebnisse aus vielerlei Gründen zweifelhaft seien. So gebe es keine validierten Referenzwerte, seien Einflüsse auf die Messwerte unbekannt und das Verfahren nicht standardisiert. Mit vernünftiger Diagnostik habe die Ultraschallmessung nichts zu tun – wer sie durchführe, sei nur darauf aus, Calcium-Präparate zu verkaufen, erklärte Glaeske.
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