- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 12/2007
- Prisma
Prisma
Für flinke Finger im OP sollte man daddeln
Oft genügt schon ein kleiner Schnitt in der Bauchdecke, um die feinen, mit Licht und optischem System ausgestatteten endoskopischen Instrumente in den Körper einzuführen. Die relativ einfache Methodik ermöglicht Diagnose und gegebenenfalls Behandlung von Krankheiten ohne aufwändige Operationsvorgänge. Für die Handhabung eines Endoskops sind jedoch Geschicklichkeit und gute Koordination bei Chirurgen eine wichtige Voraussetzung. Bei der Befragung von 33 Teilnehmern eines Endoskopiekurses wurde deutlich, dass sich die präzise Führung der chirurgischen Instrumente mit Hilfe unterhaltender Computerspiele trainieren lässt. Mediziner, die mehr als drei Stunden pro Woche mit schnellem "Daddeln" verbringen, zeigen eine deutlich höhere Fertigkeit im Umgang mit dem Endoskop als ihre ungeübten Kollegen. Auch die Fehlerquote ist geringer. war
Quelle: Rosser, J. et al.: Arch. Surg. 142, 181-186 (2007).Wer schneller wächst, hat bessere Blutfettwerte
Die Wissenschaftler analysierten die Daten von rund 2500 Briten, die im März 1946 geboren wurden. Im Alter von 2, 4, 7, 15, 35 und 53 Jahren wurden bei den Studienteilnehmern die Körpergröße und das Gewicht ermittelt. Zusätzlich wurden beim letzten Untersuchungstermin auch die Blutfettwerte festgehalten. Die Auswertung ergab folgenden Zusammenhang: Je mehr Längenwachstum in den ersten zwei Lebensjahren sowie im Alter über 15 stattgefunden hatte, umso niedriger waren die Gesamtcholesterin- und die LDL-Cholesterinwerte. Erklären lässt sich der Effekt laut den Studienautoren möglicherweise dadurch, dass ein rasches Wachstum in der Kindheit auf besonders gute Lebensumstände hindeutet, die sich langfristig positiv auswirken. Stress, Infektionen und eine schlechte Ernährung, die das Wachstum bremsen, könnten im Gegensatz dazu den Stoffwechsel dauerhaft "umprogrammieren". ral
Quelle: Skidmore, P. et al.: J. Epidemiol. Community Health 61 (3), 215-220 (2007).Mütterliche Wurzeln gehen tiefer
In einer Befragung sollten 190 Probanden Angaben über ihre Beziehung zu Cousinen und Cousins in der Linie des Vaters beziehungsweise der Mutter machen. Auch die Bereitschaft, die Verwandten aus lebensbedrohlichen Situationen zu retten, wurde getestet. Dabei zeigte sich, dass in der Regel die emotionale Bindung zur mütterlichen Familie stärker ausgeprägt ist. Zudem besteht eine bevorzugte Hilfsbereitschaft für Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen aus der Sippschaft der Mutter. Die Wissenschaftler erklären dieses Verhalten mit der Sicherheit, die ein Mensch bezüglich der verwandtschaftlichen Zugehörigkeit zur Mutter und deren Familie hat. Hinsichtlich der Vaterschaft besteht ein gewisses Risiko, nicht dessen leiblicher Nachkomme, sondern nur "angenommen" zu sein. Unbewusst schlagen sich diese Zweifel in emotionalen Reaktionen nieder. war
Quelle: Jeon, J., Buss, D.: Proc. R. Soc. B., Online-Vorabpublikation, DOI 10.1098/rspb.2006.0366Was Schmerz und Geschmack gemeinsam haben
Dass unser Geschmackssinn nicht nur süß, sauer, salzig oder bitter unterscheidet, sondern bestimmte Pflanzeninhaltsstoffe auch als brennend oder kühlend wahrnimmt, liegt an der Multifunktionalität der Schmerzrezeptoren auf der Zunge. So wird der Rezeptor TRPA1 einerseits durch Kältereize aktiviert, aber auch durch verschiedene scharf schmeckende Gewürzsubstanzen wie Senföl, Allicin aus Knoblauch oder Zimtaldehyd. TRPA1 gehört neben anderen Schmerzrezeptoren zu einer großen, in der Evolution konservierten Familie von Kationenkanälen, die sich auf vielfältige thermische, mechanische oder chemische Reize hin öffnen. Die Aktivierung von TRPA1 verursacht eine lokale Entzündung und brennende Schmerzempfindung. Entsprechend wird der TRPA1-Antagonist Menthol als kühlend empfunden.
Die TRPA1 aktivierenden Gewürzstoffe sind chemisch sehr heterogen, besitzen aber in der Mehrzahl eine elektrophile Gruppe, die mit Cystein eine chemische Reaktion eingehen kann. Sie dringen in die Nervenzelle ein und heften sich kovalent an Cysteine im intrazellulär exponierten Teil von TRPA1. Dieser kovalente Mechanismus der Aktivierung unterscheidet sich grundlegend von den gängigen, nicht kovalenten Rezeptor-Ligand-Interaktionen und erklärt das lange Anhalten des brennenden Gefühls auf der Zunge. Ob das Nachlassen der Geschmacksempfindung durch Abspaltung der Gewürzsubstanzen geschieht oder durch Abbau des modifizierten Rezeptors, ist noch unklar. ahr
Quelle: Macpershon, L. J. et al.: Nature 445, 541 (2007).Die innere Uhr für den Blutdruck verstellen
Anne Curtis und ihr Forscherteam von der Universität Pennsylvania untersuchten in ihrer Studie Mäuse, bei denen die Gene, die die innere Uhr steuern, defekt waren. Die innere Uhr wird durch einen Zeitmesser, genannt "master clock", gesteuert. Dieser besteht aus einem Zellhaufen in einer zentralen Zone des Gehirns und reguliert eine Vielzahl von Körperfunktionen, die einem Tagesrhythmus unterliegen. Bei den untersuchten Mäusen konnte dieser tageszeitabhängige Verlauf erwartungsgemäß nicht nachgewiesen werden. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass die Tiere anders auf Stress reagieren. Bei "normalen" Mäusen steigt in Stresssituationen der Blutdruck und es werden vermehrt Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Die Stressreaktion ist morgens deutlich stärker ausgeprägt als zu anderen Tageszeiten. Wurden die genetisch veränderten Mäuse Stressreizen ausgesetzt, so blieb sowohl eine Erhöhung des Blutdrucks als auch ein Anstieg der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus. In Bezug auf andere Hormone reagierten die Tiere in Stresssituationen jedoch normal. Die Forscher hoffen nun, dass mit der Entdeckung des Zusammenhangs zwischen innerer Uhr, Blutdruck und hormoneller Reaktion ein neuer Ansatz für die Entwicklung von Antihypertensiva möglich wird. Könnte man die innere Uhr von Bluthochdruckpatienten gezielt "zurückstellen", wäre es z. B. nicht nur möglich, den gefährlichen Anstieg des Blutdrucks am Morgen zu unterbinden, sondern auch die Anfälligkeit auf Stressreize zu reduzieren. ka
Quelle: Curtis, A. et al.: PNAS, Online-Vorabpublikation, DOI 10.1073/pnas0611680104
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.