Interpharm Hamburg

Asthmaentwicklung

Der atopische Marsch kann passieren. Muss aber nicht.

Seit Jahren wird eine Zunahme der Häufigkeit von Asthma im Kindesalter festgestellt. Die Gründe dafür sind bisher unbekannt, immer wieder werden Umweltfaktoren als Verursacher beschuldigt. Besonders verdächtigt werden Hausstaub, Milben und Katzenhaare. Priv.-Doz. Dr. Susanne Lau, Charité Berlin, zeigte, dass es nicht von der Menge an Hausstaub in der Umgebung von Säuglingen und Kindern abhängt, ob sie an Asthma erkranken.

Derzeit wird beispielsweise untersucht, ob die hygienischen Bedingungen, unter denen die Kinder insbesondere in den ersten Lebensmonaten aufwachsen, einen Einfluss auf die Entstehung von Asthma und Allergien haben. Einiges spricht dafür: So leiden Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, seltener an allergischen Erkrankungen.

Die allergische Rhinokonjunktivitis zählt zu den atopischen Erkrankungen und gehört zu den häufigsten chronischen Beschwerden im Kindes- und Jugendalter. Der atopische Marsch beginnt mit dem atopischen Ekzem im Säuglingsalter, danach entstehen die allergische Rhinokonjunktivitis und Asthma. Diese Abfolge von Erkrankungen ist aber nicht zwingend, nur einige der Ekzempatienten entwickeln auch eine allergische Atemwegserkrankung. Häufig sind es Patienten mit früher Ei- und Inhalationssensibilisierung. Eine Remission des atopischen Ekzems bis zum 3. Lebensjahr findet man bei 67% der betroffenen Kinder. Während nicht-allergisches, eher infektbedingtes Asthma des Kleinkindes die Tendenz zur Remission hat, bleibt das allergische Asthma bronchiale oft noch bis ins Erwachsenenalter erhalten. Häufig findet man schon während der ersten Lebensjahre eine Sensibilisierung gegen Pollen, die dann im Schulalter klinisch relevant wird. Ein Teil der Kinder entwickelt initial eine allergische Rhinokonjunktivitis, die dann auch bei ca. 10 bis 20% in ein Asthma bronchiale übergehen kann. Asthma ist jedoch multifaktoriell und nicht notwendigerweise nur eine Folge eine Heuschnupfens. So haben Mädchen mit einem normale Gewicht eine Asthmaprävalenz von 3,5%, bei einem Übergewicht liegt diese schon bei 5,8% und adipöse Kinder haben Asthmaprävalenz von 10,3%. Als Präventivmaßnahme daraus ergibt sich die Forderung nach einer Gewichtsreduktion. Aber erfolgreich geht die bekanntlich nur mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten der ganzen Familie einher – eine Forderung, die in der Praxis nur schwer umzusetzen ist.

Als sekundärpräventive Maßnahme hat sich die spezifische Immuntherapie bewährt. Bei Pollenallergikern und Heuschnupfen gilt die Hyposensibilisierung oder die spezifische Immuntherapie mittels subcutaner Immuntherapie immer noch als Goldstandard. Die sublinguale Immuntherapie ist gerade bei Kindern wesentlich beliebter, da sie nicht mit einem Stechen verbunden ist und dazu noch gut schmeckt, so Lau. Die Compliance hier ist wesentlich höher. Der Erfolg ist Jahre später erkennbar: Wird rechtzeitig mit der Hyposensibilisierung begonnen, so kann die Asthmaentwicklung positiv beeinflusst werden.

Sanierung der Darmflora ist umstritten

Nicht so eindeutig sieht Lau die Datenlage bei der Darmsanierung. Die Idee dahinter: Mikroorganismen, meist Lactobacillus- und Bifidobakterien, die mit Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmitteln in den Darm gelangen, sollen sich dort ansiedeln und das Immunsystem stärken. Das Problem dabei besteht darin, so Lau, dass es keine Studien mit sauberen Kontrollen gibt, da heutzutage mehr oder wenig überall mit der Nahrung solche Mikroorganismen aufgenommen werden. Und es ist nach wie vor unklar, ob die aufgenommenen Kulturen in ausreichender Menge überhaupt im Darm ankommen und wirken. Irgendein Effekt scheint da zu sein, so Lau, aber bisherige positive Studienergebnisse waren nicht reproduzierbar. Zudem kommt es auch nicht zu einer dauerhaften Besiedlung des Darmes, die Bakterien müssten dauerhaft eingenommen werden. ck

Richtige Diagnose zwingend
erforderlich
Von den Apothekern wünschte sich Lau, dass sie nicht immer "einfach nur etwas gegen Heuschnupfen" im Rahmen der Selbstmedikation abgeben. Sie sollten den Patienten motivieren, einen Allergologen aufzusuchen, damit wenigsten einmal eine vernünftige Diagnose gestellt wird und die möglichen Auslöser bestimmt werden. Nur so kann dann entsprechend therapiert werden. Sind es vor allem saisonale Beschwerden, reagiert der Patient auf Pollen oder Schimmelpilze so ist es wichtig, päsaisonal und rechtzeitig Antihistaminika zu geben. Treten die Symptome aber perennial, über das ganze Jahr verteilt auf, so liegt der Verdacht nahe, dass Hausstaubmilben oder Tiere die Ursache sind. Hier wäre eine Hyposensibilisierung angeraten.

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