Interpharm Hamburg

Neurodermitis

Über Präventionsmöglichkeiten aufklären

Prof. Dr. Roland Niedner, Potsdam, gab in seinem Vortrag einen umfassenden Überblick über die Therapie der atopischen Dermatitis (Neurodermitis). In der Beratung sollten die Patienten und ihre Angehörigen auch über die verschiedenen Möglichkeiten der Primär- und Sekundärprävention aufgeklärt werden, betonte der Referent.

Für die Neurodermitis sind verschiedene Bezeichnungen gebräuchlich (atopische Dermatitis, endogenes Ekzem), die teilweise zu Verwirrung führen. In der von der World Allergy Organization entwickelten neuen Nomenklatur wird für diese Erkrankung der Begriff atopische Dermatitis favorisiert.

Da Erbfaktoren bei der atopischen Dermatitis eine wichtige Rolle spielen, können Eltern vor der Schwangerschaft und in den ersten Lebensmonaten durch eine bestimmte Lebensführung viel zur Prävention beitragen.

In verschiedenen Studien hat sich gezeigt, dass das Erkrankungsrisiko steigt, wenn Kinder in einer relativ "keimarmen" Umgebung aufwachsen. Dagegen führten Faktoren wie eine große Zahl im Kindesalter durchgemachter Infekte, ein Hund in der Familie, das Schlafen im Mehrbettzimmer und eine große Geschwisterzahl zu einer Verminderung des Risikos. Besonders empfehlenswert ist das ausschließliche Stillen über vier bis sechs Monate, da die Muttermilch zahlreiche Immunglobuline und antientzündliche Zytokine enthält. Nach dem Abstillen sollte darauf geachtet werden, Beikost nicht vor dem vierten Lebensmonat einzuführen und Hühnereiweiß im ersten Lebensjahr vollständig zu meiden.

Triggerfaktoren meiden

Im Mittelpunkt der Sekundärprävention steht das Meiden von Triggerfaktoren, also von Auslösern, die das Krankheitsbild verschlimmern können. Zunächst muss der Patient jedoch individuell herausfinden, welche der zahlreichen Triggerfaktoren (siehe Kasten) für ihn zutreffen. Zu diesem Zweck empfiehlt sich das Führen eines Tagebuches über mehrere Wochen oder sogar Monate. Dadurch vermeidet man, dass Kinder mit pauschalen Verboten (z. B. Verbot von Süßigkeiten) zusätzlich belastet werden oder in eine Ernährungs-bedingte Mangelsituation geraten.

Konsequente Basispflege ist wichtig

Besonders zahlreich sind die Hinweise, die Patienten mit atopischer Dermatitis bezüglich der Hautreinigung und -pflege gegeben werden können. Die wichtigsten sind:

  • Nur kurz (2 Minuten!) und so kühl wie möglich duschen!
  • Keine Seifen-haltige Reinigungsmittel benutzen!
  • Textilien aus Baumwolle oder Viskose bevorzugen!
  • Nägel kurz halten!
  • Regelmäßige Basispflege durchführen!

Die gesamte Familie schulen

Zur Sekundärprävention gehören auch Schulungsprogramme, die – bei Atopikern im Kindesalter – die gesamte Familie einbeziehen. Idealerweise erfolgt eine umfassende Schulung zur Körperpflege, Juckreizbewältigung und Ernährung durch Teams aus Dermatologen, Psychologen und Oecotrophologen. Älteren Kindern sollten im Rahmen der Berufswahl Berufe ohne Haut-belastende Tätigkeiten empfohlen werden. cb

Wichtige Triggerfaktoren
  • Aeroallergene (z. B. Pollen)
  • Kontaktallergene
  • Tenside (z. B. seifenhaltige Kosmetika)
  • heißes Duschen
  • Klimareize (feucht-kühle Witterung)
  • Topfpflanzen im Schlafbereich
  • Haustiere (Ausnahme: Hund)
  • Nahrungsmittel (Hühnereiweiß, Erdnüsse, Fisch, Soja, Kuhmilch, Weizen)
"Was der Patient auch hat: ohne Juckreiz hat er keine Neurodermitis. "

Prof. Dr. Roland Niedner

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