Arzneimittel und Therapie

Altersabhängige Makuladegeneration

Schützen Lutein und Zeaxanthin die Makula?

Lutein- und Zeaxanthin-haltige Nahrungsergänzungsmittel sollen sich in der Makula anreichern und so vor der Entwicklung einer altersabhängigen Makuladegeneration schützen. Untersuchungen am St. Franziskus-Hospital in Münster zeigen, dass die Einnahme eines solchen Präparates tatsächlich zu einer erhöhten Pigmentdichte in der Makula führen kann.

Lutein und Zeaxanthin sind Carotinoide, die sich in der Makula der Netzhaut anreichern und dort eine Schutzfunktion ausüben sollen. Zum einen wirken sie als Radikalfänger und damit als Antioxidanzien und sollen so oxidativen Stress mindern. Zum anderen absorbieren sie energiereiche Wellenlängen im blauen Spektralbereich, wodurch photochemische Schäden verhindert werden sollen.

Lutein und Zeaxanthin kommen in der Retina in verschiedenen Unterformen vor. Während Lutein nicht im Körper synthetisiert werden kann und daher mit der Nahrung zugeführt werden muss, scheint eine Umwandlung von Lutein in Zeaxanthin im Serum möglich zu sein. Unklar ist aber, ob auch alle für die postulierte protektive Wirkung notwendigen Unterformen des Zeaxanthins im Körper gebildet werden können.

Hohe Konzentrationen von Lutein finden sich in Grünkohl, Petersilie und Spinat, größere Zeaxanthin-Mengen sind im Mais enthalten. Epidemiologischen Studien zufolge könnte ein hoher Konsum von Lutein-reichem Gemüse vor einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) schützen, doch gesichert ist dieser Zusammenhang nicht. In einer klinischen Studie konnte gezeigt werden, dass eine Spinat- und Mais-reiche Ernährung bei über der Hälfte der Testpersonen die Pigmentdichte in der Makula erhöht. Ein dichtes Makulapigment schützt sowohl die Retina als auch das Pigmentepithel vor Schäden durch hohe Lichtintensität. Es wirkt quasi als innere Sonnenbrille.

Therapeutischer Nutzen noch nicht gesichert

Studien, durchgeführt am St. Franziskus-Hospital in Münster, zeigen, dass auch nach Einnahme eines Lutein- und Zeaxanthin-haltigen Nahrungsergänzungmittels die Pigmentdichte steigen kann. 108 Studienteilnehmer, von denen mehr als 90% unter einer AMD litten, hatten sechs Monate lang täglich eine Kombination aus 12 mg Lutein, 0,6 mg Zeaxanthin, Vitamin C und E sowie Zink und Kupfer eingenommen. Der positive Effekt wurde bei drei Viertel der Probanden beobachtet. Bei dem Präparat handelte es sich um Ocuvite® LuteinAMD. Lutein und Zeaxanthin sind beispielsweise auch in Orthomol® Vision und Lutax® AMD enthalten. Der Nachweis dafür, dass die eingenommenen Carotinoide auch dorthin gelangen, wo sie wirken sollen, wird als Beleg dafür gesehen, dass eine Nahrungsergänzung mit Lutein und Zeaxanthin eine sinnvolle begleitende Maßnahme zur Behandlung von AMD-Patienten ist. Klinische Studien, die den therapeutischen Nutzen belegen, stehen jedoch noch aus.

Die Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhauterkrankungen, Pro Retina e.V., rät daher, den Bedarf an Lutein und Zeaxanthin möglichst über die Nahrungsmittelzufuhr zu decken. Patienten, die zusätzlich entsprechende Präparate einnehmen wollen, sollen dieses Vorhaben zuerst mit dem Hausarzt abklären. Nach den bisherigen Forschungsergebnissen erachtet das wissenschaftliche Beratungsgremium von Pro Retina eine tägliche Dosis von je 6 mg Lutein und Zeaxanthin für sinnvoll. Eine Carotinoid-Tagesdosis von 15 bis 20 mg sollte nicht überschritten werden. In diesem Zusammenhang wird auch darauf verwiesen, dass Rauchen zusammen mit einer erhöhten Carotinoidaufnahme schädlich sein kann. Es gilt als erwiesen, dass die tägliche Einnahme von mehr als 20 mg Beta-Carotin das Lungenkrebsrisiko und die Sterblichkeit von Rauchern erhöht. Zu bedenken ist auch, dass Rauchen selber die Pigmentdichte der Makula verringert, so dass AMD-Patienten dringend zu raten ist, auf das Rauchen zu verzichten.

Quelle

Das Auge verfügt über einen eingebauten Sonnenschutz. Pressemitteilung des Deutschen Grünen Kreuz e.V., 24. April 2007.

Informationen zur Lutein- und Zeaxanthin-Einnahme. www.pro-retina.de

du
Die 2001 publizierte Age-Related Eye Disease Study, kurz ARED-Studie genannt, war eine randomisierte klinische Studie, in der der Einfluss einer hochdosierten Supplementation von Vitamin C, Vitamin E, Beta-Carotin (kein Lutein und kein Zeaxanthin!) und Zink auf Katarakt und altersbedingte Makuladegeneration untersucht worden ist. Bei Patienten mit fortgeschrittener AMD konnte eine statistisch signifikante Progressionsminderung der Seheinschränkung festgestellt werden, wenn folgende Kombination zur Supplementation verwendet wurde:
  • Vitamin C 500 mg
  • Vitamin E 400 IU
  • Beta-Carotin 15 mg
  • Zink: 80 mg als Zinkoxid
  • Kupfer: 2 mg als Kupferoxid
Diese Kombination ist in Orthomol® AMDextra und Ocuvite® PreserVision enthalten. Auch das Präparat Lutax® AMD orientiert sich an dieser Zusammensetzung, enthält aber anstelle von Beta-Carotin Lutein und Zeaxanthin. Ob diese Carotinoide ebenfalls das Fortschreiten einer AMD aufhalten können, wird in der zur Zeit laufenden ARED-2-Studie untersucht.
Quelle: Age-Related Eye Disease Study Research Group: AREDS report No.9. Arch. Ophthalmol. 119, 1439-1452 (2001).
Lutein und Zeaxanthin erfüllen eine wichtige Schutzfunktion im Bereich der Makula. Zu den Funktionen zählen sowohl die Absorption von energiereichem, potenziell schädlichem Licht aufgrund der Filterwirkung sowie die antioxidative Wirkung. Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass mit entsprechender Diät oder mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln die Dichte an lutealem Pigment (Lutein-Zeaxanthin) im Bereich der Makula erhöht werden kann. Laufende Studien untersuchen, ob durch eine Steigerung der Makulapigmentdichte das Risiko für die Progression der altersabhängigen Makuladegeneration reduziert werden kann. Von besonderem Interesse wäre hierfür das Verhindern oder Aufhalten eines Übergangs von der Frühform der altersabhängigen Makuladegeneration in einer "feuchte" oder "trockene" Spätform der AMD. Da die Ergebnisse dieser laufenden Studien, unter anderem die sogenannte ARED[Age Related Eye Disease]-2-Studie, noch ausstehen, empfehlen wir die Einnahme von Lutein- bzw. Zeaxanthin-haltigen Medikamenten nicht routinemäßig.
Prof. Dr. Frank G. Holz, Direktor der Klinik, Universitäts-Augenklinik Bonn, Ernst-Abbe-Str. 2, 53127 Bonn
Lutein als Nahrungsergänzungsmittel?
Med. Mo. Pharm. 2006;29:413-4.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.