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Nahrungsergänzungsmittel
Oraler Sonnenschutz bei Sonnenempfindlichkeit
Heutzutage ist allgemein bekannt, dass mit intensiver Sonnenstrahlung langfristige Gesundheitsrisiken einhergehen. Die harmloseste Folge ist dabei die sogenannte photogealterte Haut [1]. Inzwischen gilt das Fortschreiten von photogealterter Haut über aktinische Keratosen (AK, multiple kleine Läsionen der Haut) bis hin zum Plattenepithelkarzinom in Fachkreisen als gesichert. Gefürchtet ist das Plattenepithelkarzinom in seiner invasiven Form wegen der Progredienz und der Neigung zur Metastasenbildung [1, 2]. Weiterhin gilt es zu bedenken, dass bereits AK als, wenn auch gutartige, in der Regel flächenförmig auftretende Krebsstufe gilt und inzwischen eine der am weitesten verbreitete Form des Krebses darstellt [2].
Zudem leidet ein großer Teil der Bevölkerung an einer Sonnenempfindlichkeit, die sich in ihrer stärksten Ausprägung als Sonnenallergie (Polymorphe Lichtdermatose = PLD) äußern kann.
Die wesentliche Ursache von Sonnenbrand, photogealterter Haut, AK und Sonnenallergie sind nicht-ionisierende Strahlen und vor allem das ultraviolette Sonnenlicht [2]. Dabei induziert sowohl UVA- (320-400 nm) als auch UV-B-Strahlung (290-320 nm) photooxidativen Stress [2, 3, 4, 5, 6]. Für eine Reihe von Antioxidanzien konnten entweder in vitro oder nach topischer Applikation auf die Haut bereits photoprotektive Effekte gezeigt werden [7, 8, 9]. Ein Antioxidanzien-Komplex ist den Einzelsubstanzen überlegen [8, 10]. Außer für die klassischen, chemisch definierten Antioxidanzien [11] konnten aber auch für Selen [12] und grünen Tee [13] entsprechende Effekte belegt werden.
Aufgabe der vorliegenden Untersuchung war, die photoprotektiven Eigenschaften dieser Sonnen Kapseln zu zeigen. Die Kapseln enthalten Radikalfänger in einer mit Ernährungswissenschaftlern abgestimmten Kombination: Extrakte aus grünem Tee, Melone und roten Trauben sowie Vitamin C wirken als Coenzyme direkt antioxidativ, während das Spurenelement Selen indirekt als essenzieller Bestandteil von antioxidativen Enzymen wirkt.
Design. Bei der vorliegenden Arbeit handelte es sich um eine prospektive, interventionelle, offene, einarmige Studie. Die Studie wurde analog zu den Richtlinien der Good Clinical Practice durchgeführt. Der Prüfplan wurde vom ethischen Komitee der medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf begutachtet und befürwortet. Außerdem fanden alle Kriterien der Strahlenschutzkommission des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Berücksichtigung.
Studienteilnehmer waren 20 gesunde Frauen im Alter von mindestens 18 Jahren, die unter einer Sonnenempfindlichkeit mit der Neigung zur Sonnenallergie litten. Ausgeschlossen waren Schwangere sowie Frauen, die stark zu Sonnenbrand neigen beziehungsweise zahlreiche Sonnenbrände in der Kindheit erlitten haben, häufig Sommersprossen oder Sonnenbrandflecken (Lentigines) bekommen, sowie in Form und Farbe atypische oder große angeborene Pigmentmale oder eine große Zahl von Pigmentmalen (Naevi) aufweisen (mehr als 40-50). Weiterhin ausgeschlossen waren Frauen, die an Hautkrebs erkrankt sind oder waren, oder Vorstufen von Hautkrebs zeigen, bei denen ein familiäres malignes Melanom vorliegt und die eine genetische Prädisposition für Hautkrebs besitzen, sich Organtransplantationen unterzogen haben, regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, sonstige chirurgische oder internistische Erkrankungen oder Blutgerinnungsstörungen aufweisen.
Prüfpräparat. Im Anschluss an eine erste UV-Provokation sollten alle Teilnehmerinnen 1 x täglich eine Kapsel Ladival® Sonnen Kapseln über einen Zeitraum von 30 Tagen einnehmen. Eine Kapsel enthält 120 mg Extrakt von grünem Tee, 2 mg Extrakt von Melonen, 100 mg Extrakt von roten Trauben, 60 mg Vitamin C und 25 µg Selen. Die Inhaltsstoffe wurden in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Dermatologen so gewählt, dass sie durch unterschiedliche Mechanismen als Antioxidantien wirken und damit eine synergistische Wirkung entfalten. Auf Beta-Carotin wurde bewusst verzichtet.
Untersuchungen und Ablauf. Alle Teilnehmerinnen erhielten zu Beginn und nach 30 Tagen in je einem Testfeld am oberen Rücken eine Photoprovokation mit UVA-, UVB- sowie einer Kombination aus UVA- und UVB-Strahlung.
Unmittelbar nach der ersten UV-Exposition wurde die individuelle Empfindlichkeit durch den Prüfarzt bestimmt (Morphologie der Lichtreaktionen). Außerdem beantworteten die Frauen einen speziellen Fragebogen zur Anamnese polymorpher Lichtdermatosen ("PLESI") [14].
Vor und 24 Stunden nach den Photoprovokationen wurden Hautrötung und Pigmentierung mittels chromatometrischer Messung bestimmt. Die Messung durch die Colorimetersonde der Firma Minolta lieferte den sogenannten a*-Wert in der rot/grün Ableitung, der als Ausprägung der Hautrötung gewertet wurde. Außerdem wurde das Areal dermatologisch beurteilt.
Statistik. Veränderungen in den Variablen wurden mittels zweiseitigem, verbundenem t-Test bei einem α von 0,05 untersucht.
Ergebnisse
Nach der 30-tägigen Einnahme von Ladival® Sonnen Kapseln zeigte sich folgende Verminderung der Hautrötungen: eine leicht verminderte Rötung nach UVA, eine etwas stärker verminderte Rötung nach UVB und eine deutlich verminderte Rötung nach UVA+B (Abb. 1). Numerische Verbesserungen zeigten sich auch bei Juckreiz (hochsignifikant) und der Intensität der polymorphen Lichtdermatose (PLD) (signifikant) (Abb. 2). Damit waren die mittleren Veränderungen in jeder dieser fünf Variablen statistisch signifikant (siehe Tabelle). Nebenwirkungen wurden nicht festgestellt.
Diskussion
Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen, dass die systemische Gabe des in Ladival® Sonnen Kapseln enthaltenen Antioxidantien-Komplexes einen protektiven Effekt auf die Hautrötung sowie den Juckreiz hat. Die signifikante Verringerung der Hautrötung bei Einzelbestrahlung mit UVA- und UVB-Licht und die hochsignifikante Reduktion der Hautrötung durch die Kombinationsbestrahlung belegen einen UV-Schutz. Dies wurde hier durch eine objektive Methode (Colorimetrie), durch die Patientenempfindung (Juckreiz) sowie die dermatologische Beurteilung (PLD) belegt. Das klinische Erscheinungsbild der PLD konnte durch die Einnahme dieser Sonnen Kapseln ebenfalls signifikant, der Juckreiz sogar hochsignifikant verbessert werden. Dies führte in Kombination mit der guten Verträglichkeit des Präparates zu einer hohen Compliance der Probandinnen.
Ein besonders interessanter und nicht erwarteter Effekt bei der vorliegenden Studie ist, dass die Effekte von Ladival® Sonnen Kapseln umso deutlicher waren, je breiter das Spektrum der UV-Strahlen war, am deutlichsten also, wenn die künstlichen UV-Strahlen am ehesten denen des natürlichen Sonnenlichts entsprachen. Es ist dabei zu beachten, dass keinesfalls empfohlen werden kann und soll, auf Sonnenschutz bei Lichtexposition zu verzichten, oder gar Sorgfalt bei der Vermeidung von Sonnenexposition auch nur geringfügig zu vernachlässigen. Diese Untersuchung zeigt, dass die systemische Gabe eines antioxidativen Komplexes dazu beiträgt, die UV-Empfindlichkeit der Haut zu reduzieren.
Von Bedeutung kann dies insbesondere dann sein, wenn nicht alle Körperflächen hinreichend mit einer Sonnencreme bedeckt wurden. Durch die systemische Gabe werden alle Hautpartien gleichermaßen erreicht. Außerdem wird dabei auch dann eine Schutzwirkung erreicht, wenn die vorhergesagten Wetterbedingungen und der geplante Tagesablauf den prophylaktischen Gebrauch von Sonnenschutzmitteln eigentlich nicht nahe legen. Insofern ist die orale Gabe von Sonnenkapseln die ideale Ergänzung zur Photoprotektion der Haut durch topisch applizierte Sonnenschutzmittel.
Referenzen[1] Oppel T, Korting HC. Actinic keratosis: the key event in the evolution from photoaged skin to squamous cell carcinoma. Therapy based on pathogenetic and clinical aspects. Skin Pharmacol Physiol. 2004 Mar-Apr;17(2):67-76. Review.[2] European Dermatology Forum. Guidelines for the management of actinic keratoses. Status 26 October 2006. www.euroderm.org [3] Tedesco AC, Martinez L, Gonzalez S. Photochemistry and photobiology of actinic erythema: defensive and reparative cutaneous mechanisms. Braz J Med Biol Res. 1997 May;30(5):561-75.[4] Fuchs J, Kern H. Modulation of UV-light-induced skin inflammation by D-alpha-tocopherol and L-ascorbic acid: a clinical study using solar simulated radiation. Free Radic Biol Med. 1998 Dec;25(9):1006-12.[5] Fuchs J. Potentials and limitations of the natural antioxidants RRR-alpha-tocopherol, L-ascorbic acid and beta-carotene in cutaneous photoprotection. Free Radic Biol Med. 1998 Nov 1;25(7):848-73.[6] Mireles-Rocha H, Galindo I, Huerta M, Trujillo-Hernandez B, Elizalde A, Cortes-Franco R. UVB photoprotection with antioxidants: effects of oral therapy with d-alpha-tocopherol and ascorbic acid on the minimal erythema dose. Acta Derm Venereol. 2002;82(1):21-4.[7] Eberlein-König B, Placzek M, Przybilla B. Protective effect against sunburn of combined systemic ascorbic acid (vitamin C) and d-alpha-tocopherol (vitamin E). J Am Acad Dermatol. 1998 Jan;38(1):45-8.[8] Placzek M, Gaube S, Kerkmann U, Gilbertz KP, Herzinger T, Haen E, Przybilla B. Ultraviolet B-induced DNA damage in human epidermis is modified by the antioxidants ascorbic acid and D-alpha-tocopherol. J Invest Dermatol. 2005 Feb;124(2):304-7.[9] Tebbe B. Relevance of oral supplementation with antioxidants for prevention and treatment of skin disorders. Skin Pharmacol Appl Skin Physiol. 2001 Sep-Oct;14(5):296-302.[10] Bialy TL, Rothe MJ, Grant-Kels JM. Dietary factors in the prevention and treatment of nonmelanoma skin cancer and melanoma. Dermatol Surg. 2002 Dec;28(12):1143-52.[11] Podda M, Grundmann-Kollmann M. Low molecular weight antioxidants and their role in skin ageing. Clin Exp Dermatol. 2001 Oct;26(7):578-82.[12] Beani JC. Enhancement of endogenous antioxidant defenses: a promising strategy for prevention of skin cancers. Bull Acad Natl Med. 2001;185(8):1507-25.[13] Katiyar SK, Elmets CA. Green tea polyphenolic antioxidants and skin photoprotection (Review). Int J Oncol. 2001 Jun;18(6):1307-13.[14] Palmer RA, van de Pas CB, Campalani E, Walker SL, Young AR, Hawk JL. simple method to assess severity of polymorphic light eruption. Br J Dermatol. 2004 Sep;151(3):645-52.Korrespondenzanschrift: Prof. Dr. med. Jean Krutmann, Institut für Umweltmedizinische Forschung (IUF), Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Auf’m Hennekamp 50, 40225 Düsseldorf, Tel. (02 11) 33 89-2 24, Fax: (02 21) 33 89-2 26, E-Mail: krutmann@uni-duesseldorf.deTab.: Veränderungen und Testergebnisse |
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UVA |
UVB |
UVA+B |
Juckreiz |
PLD |
|
a*-Wert |
a*-Wert |
a*-Wert |
Punktewert |
Punktewert |
|
Mittelwert |
– 0,85 |
– 1,71 |
– 2,57 |
– 1,3 |
– 0,38 |
95% KI |
[– 0,09; – 1.60] |
[– 0,35; – 3,08] |
[– 1,22; – 3,91] |
[– 0,57; – 2,03] |
[– 0,07; – 0,68] |
p-Wert |
0,045 |
0,027 |
0,002 |
0,003 |
0,028 |
PLD: polymorphe Lichtdermatose |
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