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Wie gesund ist Soja?

Die Wirkung von Soja auf die Gesundheit wird immer wieder kontrovers diskutiert. Im Oktober 1999 veröffentlichte z. B. die US-amerikanische Gesundheitsbehörde eine Studie, die Soja einen gesundheitlichen Benefit auf das kardiovaskuläre System zusprach. Eine von der Agency for Healthcare Research and Quality durchgeführte Metaanalyse kam nun allerdings zu einem anderen Ergebnis, in ihr konnte keine signifikante Verbesserung der Gesundheit durch Soja festgestellt werden.

Ziel der Metaanalyse war es, Antworten auf verschiedene Schlüsselfragen zu finden, etwa ob der Einsatz von Soja und Sojaprodukten einen gesundheitlichen Effekt auf kardiovaskuläre Risikofaktoren, auf menopausale Symptome oder endokrine Funktionen hat.

In den in die Metaanalyse eingeschlossenen Studien wurden verschiedene Sojaprodukte bzw. -inhaltsstoffe untersucht. Am häufigsten kamen Soja-Isoflavone und Soja-Protein zum Einsatz. Isoflavone zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen und gehören chemisch zu den Polyphenolen. Sie entfalten im menschlichen Körper eine östrogenähnliche Wirkung und binden an entsprechende Rezeptoren. Soja besteht zu 40% aus Protein, es ist besonders reichhaltig an der Aminosäure L-Glutamin. Das hochwertige Eiweiß soll eine cholesterinsenkende Wirkung haben und wird auch in Form zahlreicher Präparate vermarktet.

Zu den in den Studien untersuchten gesundheitlichen Aspekten gehörte neben den bereits erwähnten kardiovaskulären Risikofaktoren, menopausalen Symptomen und endokrinen Funktionen auch die Wirkung von Soja zur Krebsprävention, auf kognitive Funktionen und den Nüchternblutzucker.

Die Agency for Healthcare Research and Quality konnte für keinen der untersuchten Gesundheitsaspekte eine signifikant positive Wirkung von Soja bestätigen. Allerdings ergab die Auswertung einiger Studien, dass Soja zumindest tendenziell einen positiven Einfluss auf das kardiovaskuläre System hat. Zum einen bestätigten ca. 61 Studien eine latent positive Wirkung von Soja-Protein auf den Cholesterinspiegel. Beobachtet wurde sowohl eine Senkung des Gesamtcholesterins als auch des LDL-Spiegels um etwa 3%. Der Triglycerid-Spiegel sank unter Sojagabe um ca. 6%, allerdings fand man keine Erhöhung des HDL-Spiegels. Weiter ging aus den Studien hervor, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen einer Erhöhung der Dosis von Soja-Protein und einer verstärkten Absenkung des LDL-Spiegels besteht.

Soja-Isoflavone scheinen zudem einen positiven Effekt auf menopausale Symptome zu haben. Hier konnte in der Übersicht eine Reduktion der Häufigkeit von Hitzewallungen um 7 bis 40% beobachtet werden. Neben diesen positiven Ergebnissen gab es jedoch keine weiteren Änderungen innerhalb der untersuchten Kriterien.

Im Allgemeinen wurden die eingesetzten Sojaprodukte gut vertragen, die Studienteilnehmer, die unter Nebenwirkungen litten, führten vor allem gastrointestinale Beschwerden an. Einige Frauen klagten über Menstruationsbeschwerden, auch wurde in einigen Fällen von Skelettmuskelschmerzen, Kopfschmerzen, Somnolenz und Herzrasen berichtet.

Fazit: Weitere Studie notwendig

Zwar kam die Metaanalyse zu der Erkenntnis, dass Sojaprodukte und deren Wirkstoffe kaum oder gar keinen Effekt auf die Gesundheit haben, doch sollte dies nicht pauschalisiert werden. Denn die ausgewerteten Studien waren zum Großteil von geringer methodischer Qualität. Es gab Fehler in der Durchführung der Studie, im Design oder in der Auswertung der einzelnen Beobachtungen der Studienteilnehmer. Dazu kommt, dass viele Teilnehmer Studien vorzeitig abbrachen, beispielsweise wegen Nebenwirkungen. Dies führte dazu, dass die Zahl der Teilnehmer zwischen Soja-Gruppe und Kontrollgruppe oftmals ungleich verteilt war und dies auch das jeweilige Studienergebnis verfälschte. Viele der Studien waren zudem zu kurz, einige dauerten weniger als zwölf, viele sogar weniger als vier Wochen. Zudem konnte man die einzelnen Sojaprodukte und/oder Wirkstoffe nicht miteinander vergleichen, da sie in unterschiedlichen Mengen und Konzentrationen eingesetzt wurden.

Bessere Strukturen für bessere Ergebnisse

Um zukünftig bessere und sicherere Ergebnisse zu erhalten, muss am Anfang einer guten Studie zunächst das zu untersuchende Gesundheitskriterium festgelegt werden. Hat man sich auf eines geeinigt, sollten gut angepasste und ausführliche Fragebögen erstellt werden, die durch die Probanden auszufüllen sind. Die Studie muss über einen längeren Zeitraum stattfinden und ausreichend viele Studienteilnehmer haben. Auch sollten die eingesetzten Sojaprodukte ständig überprüft werden, ob sie in ihrer Zusammensetzung und Qualität konstant sind, und ob sie sich in ihrer Bioverfügbarkeit unterscheiden. Mehr Soja-Bestandteile sollten zum Einsatz kommen, darunter auch Protein-freie und Isoflavon-freie Bestandteile. Natürlich sollte auch überprüft werden, ob gesundheitliche Effekte dosisabhängig sind. Verfolgt man diese Richtlinien zunächst im klinischen Versuch unter künstlichen Bedingungen, könnten die daraus gewonnenen Daten als Grundlage für den nächsten Schritt dienen. Dieser wäre eine Versuchsdurchführung unter realistischeren Bedingungen, die schlussendlich zu validen Ergebnissen führen würde.

Quelle:

E. Blak et al.: Summary of Agency for Healthcare Research and Quality Publication. Number 05 - E024 – 1, August 2005

Christine Zilinsky
Soja-Fakten
  • Die Sojabohne ist eine Ölpflanze mit einem Ölanteil von ca. 17%.
  • Botanisch betrachtet gehört die Sojabohne zur Familie der Hülsenfrüchtler, Unterfamilie Schmetterlingsblütler, Gattung Glycine, Art Sojabohne.
  • Ihren Ursprung hat die Sojabohne in Ostasien. In China wird Soja seit ca. 5000 Jahren angebaut.
  • Soja findet sich heute in vielfältiger Form im Lebensmittelregal. Neben den Sojabohnen findet man Sojabohnenpaste, Tofu, Sojamilch, Sojawürstchen, Sojasauce, Misopaste etc.
  • 2005 betrug die Welternte von Soja 214.347.289 Tonnen. Die wichtigsten Exportländer sind die USA, Brasilien und Argentinien. Die wichtigsten Importländer sind Japan, die Niederlande und Deutschland.
  • Seit 1997 wird Soja auch in Deutschland angebaut. Die Produktionsmenge entspricht 0,0005% der Welternte.
  • Neben dem Einsatz als Lebensmittel wird Soja mittlerweile auch als Grundlage für die Gewinnung von Biodiesel diskutiert.

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