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Dermatologie
Die richtige Pflege für die Haut beim Sonnenbad
Licht und Wärme der Sonne tun der Seele gut. Zudem regt die UV-Strahlung die Bildung von Vitamin D in der Haut an. Wer aber zu lange ungeschützt in der Sonne bleibt, gefährdet die Haut. Etwa nach zwölf bis 24 Stunden zeigt sich das volle Ausmaß eines möglichen Sonnenbrands, eine schnellere Hautalterung und möglicherweise Hautkrebs können die Spätfolgen sein.
Zunächst muss man zwischen After-sun-Pflege und der Behandlung eines Sonnenbrands unterscheiden. Zweck der After-sun-Pflege ist, Feuchtigkeit zu spenden und die Regeneration der Hautzellen zu fördern. UV-Strahlen, Wind und Salzwasser entziehen der Haut Fett und Feuchtigkeit. Deshalb ist die Haut nach einem Sommertag an der frischen Luft häufig trocken und rau, sie spannt, juckt und reagiert empfindlich.
"After-sun-Produkte" versprechen eine schnelle Regeneration der Haut und ein längeres Anhalten der Bräune. Das Produktangebot ist beinahe unüberschaubar. Die Apotheke steht hier zudem in Konkurrenz mit Drogerie- und Supermärkten, kann sich aber durch fachkundige Beratung abheben. Grundsätzlich muss nicht "After sun" auf der Verpackung stehen, damit das Produkt für die Pflege nach dem Sonnenbad geeignet ist. Auch eine gute "normale" Fett und Feuchtigkeit spendende Lotion erfüllt den Zweck. Empfehlenswert sind Öl-in-Wasser(O/W)-Emulsionen und Lotionen, sie verleihen eine angenehm kühlende Wirkung beim Auftragen. Weitere Kriterien für eine individuelle Produktauswahl können anhand der Inhaltsstoffe und den ihnen zugeschriebenen Eigenschaften gefunden werden:
- Ein geringer Zusatz von Alkohol vermittelt ein angenehmes Gefühl von Frische beim Auftragen. In geringen Mengen trocknet der Alkohol die Haut nicht aus.
- Dexpanthenol oder Bisabolol fördern die Regeneration.
- Aloe vera oder Hamamelisdestillat werden leicht entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben.
- Glycerin – in geringen Mengen – soll die Haut glätten und Feuchtigkeit bewahren.
- Vitamin E wird häufig zur Konservierung eingesetzt, soll aber auch die Haut vor freien Radikalen schützen.
Außerdem sollten die Produkte grundsätzlich frei sein von schädlichen Zusatzstoffen wie polyzyklischen Moschus-Verbindungen, Emulgatoren auf PEG-Basis oder Formaldehyd bzw. Verbindungen, die Formaldehyd abspalten können. Auch halogenierte organische Verbindungen sind umstritten.
Für Personen, die zur Sonnenallergie neigen, gibt es spezielle Produkte. Diese sollten möglichst keine Emulgatoren, Farb-, Parfüm- oder Konservierungsstoffe enthalten. Für Kinder ist wie für Erwachsene eine reichhaltige und kühlende Pflege sinnvoll.
Finger weg von Fettsalben und Wärme – sie sind bei akuter Hautreizung durch die UV-Strahlung nicht angebracht!
Wenn es doch zum Sonnenbrand kommt …
Beim Sonnenbrand (UV-Erythem oder Dermatitis solaris) kommt es zu einer entzündlichen Rötung (Erythem) und Überwärmung (Hyperämie) der Haut, verursacht durch kurzwellige Sonnenstrahlung (siehe Kasten). Durch Reizung von Nervenendigungen entsteht häufig ein starker Juckreiz.
Als lindernde Sofortmaßnahme hilft Kühlung und Befeuchtung mit Kompressen oder mit Öl-in-Wasser(O/W)-Emulsionen und Lotionen. Äußerlich angewendete Produkte sollten eher fettarm sein, weil sich die Wärme sonst staut. Zusätze wie Dexpanthenol, Ringelblume oder Kamille unterstützen die Regeneration der Haut.
Die weitere Behandlung sollte sich nach den Symptomen richten: Der Juckreiz kann mit H1 -Antihistaminika oder auch Lokalanästhetika gelindert werden. Mit Diclofenac in kühlenden Gelen können Schmerzen und Entzündungen unterdrückt werden. Lokal angewendetes Hydrocortison wirkt ebenfalls juckreizstillend und antiphlogistisch. Bei starken Schmerzen können auch orale Analgetika eingenommen werden.
Weniger empfehlenswert sind Produkte, die Stoffe mit hohem Allergierisiko enthalten, wie Perubalsam. Auch Benzocain ist ein häufiger Auslöser allergischer Kontaktekzeme und daher nicht Mittel der ersten Wahl.
Ein altes Hausmittel – das Auftragen von Quark – ist aus medizinischer Sicht aufgrund potenzieller Infektionsgefahr obsolet. Bei großflächigen Verbrennungen und Blasenbildung sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Nur vorher schützen verhindert Spätfolgeschäden
Neben dem akuten Sonnenbrand verursacht die UV-Strahlung DNA-Schädigungen, die erst Jahre später zu Hautkrebs führen können. Grund sind Photoreaktionen mit der DNA, die Mutationen bewirken können, aus denen sich dann Jahre später ein Hautkrebs entwickeln kann. Durch After-sun-Pflege oder Produkte zur Linderung eines Sonnenbrands können diese Spätschäden nach heutigem Wissen nicht beeinflusst werden, deshalb ist die Prophylaxe unerlässlich: Dazu gehört das Meiden einer zu hohen Exposition, schützende Kleidung inklusive Sonnenhut und das Anwenden von Sonnenschutz mit ausreichendem Lichtschutzfaktor.
Der Lichtschutzfaktor (LF oder LSF) gibt an, wie viel länger man sich mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann, als dies mit der jeweils individuellen Eigenschutzzeit möglich wäre. Die Zeitdauer des Sonnenbads sollte mit 1,5 multipliziert und durch die Eigenschutzzeit dividiert werden:
benötigter LSF = Sonnenzeit x 1,5
Eigenschutzzeit
Die Eigenschutzzeit ist abhängig von Haut-Typ und der Intensität der Sonnenstrahlung (angegeben im sogenannten UV-Index).
Bei Sonnencreme gilt der Grundsatz: "Viel hilft viel!" Die Hersteller beziehen den LSF auf eine Anwendung von etwa 2 mg pro cm2 Haut. Ein durchschnittlicher Erwachsener sollte daher etwa 35 ml Sonnencreme bei einer Anwendung auftragen. Nachcremen verlängert die Wirkung nicht, hilft aber durch Schwimmen oder Abtrocknen verloren gegangenen Schutz wiederherzustellen. Bei Pigmentfiltern ist das Nachcremen noch wichtiger. Sie bestehen aus winzigen Partikeln, zum Beispiel Zinkoxid oder Titanoxid und dringen nicht in die Haut ein, sondern bilden eine weißliche Schicht auf der Haut, dafür wirken sie sofort. Kleinkinder und Allergiker sollten nur Pigmentfilter verwenden.
Chemische Filter dringen in die Haut ein und verhindern durch fotochemische Reaktionen den frühzeitigen Sonnenbrand. Der Schutz beginnt etwa 30 Minuten nach dem Auftragen der Creme auf der Haut.
Sonnenschutz zum Schlucken?
Als oraler Sonnenschutz beworben wird derzeit ein Extrakt aus dem Farn Polypodium leucotomos (Heliocare®). Die Kapseln sind als Nahrungsergänzungsmittel im Handel. Polypodium leucotomo s ist ein in Mittelamerika beheimateter hoch wachsender Farn, der auch bei intensiver Sonneneinstrahlung gedeiht. Zunächst wurden Extrakte in Sonnencremes verarbeitet, nun wurde eine orale Formulierung auf den Markt gebracht. Es wird vermutet, dass die phenolischen Bestandteile im Farnextrakt einer durch die UV-Strahlen ausgelösten Immunsuppression entgegenwirken. Zum anderen sollen Metalloproteinasen gehemmt und die Bildung freier Radikale unterdrückt werden. So soll die tägliche Einnahme der durch UV-Strahlen verursachten Hautalterung präventiv entgegenwirken. Allerdings ist der Sonnenschutz durch die Einnahme der Kapseln verglichen mit Sonnencremes gering und erreicht höchstens einen Lichtschutzfaktor von drei. 60 Kapseln kosten zudem etwa 30 Euro.
Vorbereitung auf die Sonne: "before sun"?
Immer wieder hört man, dass sich Menschen auf die Sonne vorbereiten, entweder durch "Vorbräunen" im Solarium oder Einschmieren mit Selbstbräuner. Doch wie sinnvoll sind diese Maßnahmen?
Es stimmt, dass jemand, der schon braun ist, nicht so schnell einen Sonnenbrand bekommt. Durch eine zusätzliche Bestrahlung im Solarium und eine in der Folge möglicherweise verlängerte Sonnenzeit im Urlaub wird der Körper aber insgesamt einer größeren Strahlenbelastung ausgesetzt, was Hautalterung und Langzeitschäden begünstigt.
Durch Selbstbräuner gebräunte Haut ist nicht vor Sonnenbrand geschützt. Denn Selbstbräuner regen nicht etwa die Melanin-Bildung in der Haut an, sondern färben nur die oberste Hautschicht.
Auch die Einnahme von Betacaroten (z. B. Carotaben®), das bei Einnahme von über 30 mg Betacaroten pro Tag über mehr als drei Wochen Haut, Finger und Stuhl gelblich verfärbt, schützt nicht vor Sonnenbrand. Dies ist auch keine Indikation für als Arzneimittel zugelassene Präparate. Zugelassen ist Betacaroten bei Sonnenallergie, Pigmentanomalien oder bei der seltenen Lichtunverträglichkeit (eythropoetischer Protoporphyrie).
Der genaue Wirkungsmechanismus ist nicht bekannt. Die primäre biologische Bedeutung von Betacaroten beruht auf der Umwandlung in Vitamin A, die aber nur bei Bedarf erfolgt. Zudem ist Betacaroten ein Antioxidans und wirkt als Fänger von Singulett-Sauerstoff und freien Radikalen, die unter anderem durch Strahleneinwirkung im Organismus entstehen. Möglicherweise beruht die protektive Wirkung, die für Betacaroten im Zusammenhang mit phototoxischen Prozessen in der Haut beobachtet wird, auf diesen Reaktionen. <
QuelleLennecke K, et al. Selbstmedikation: Leitlinien zur pharmazeutischen Beratung. Stuttgart, Deutscher Apotheker Verlag (2004).
Lauterbach S. Verbrennungen und Verbrühungen. Med Mo Pharm 30, 213-8 (2007).
Fachinformation Carotaben®
Luger T. Interview: "Sonnenschutz zum Schlucken". MMW 149, 8 (2007).
Apothekerin Bettina Martini- 0 bis 2 schwache Belastung
- 3 bis 5 mittlere Belastung
- 6 bis 7 hohe Belastung
- 8 bis 10 sehr hohe Belastung
- >10 extreme Belastung
- Vor der Anwendung die Haut reinigen, um die Reste von Sonnenschutzmitteln, Salz oder Chlor zu entfernen.
- Haut nach dem Duschen sanft abtrocknen, heftiges Abrubbeln mit dem Handtuch vermeiden.
- Die Produkte sollten Fett- und Feuchtigkeit spenden, die während des Sonnens verloren gegangen ist. Dann schuppt sich die Haut nicht so schnell ab.
- Als angenehm empfunden werden kühlende Gele oder O/W-Emulsionen mit geringem Alkoholzusatz.
- Reichliche Flüssigkeitszufuhr unterstützt den Körper bei der Regeneration.
- Bei Rötungen unbedingt weitere Exposition vermeiden!
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