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Deutschland auf dem viertletzten Platz

Nur in Zypern, Estland und der Slowakei sind die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern noch größer als in Deutschland. Zu diesem niederschmetternden Ergebnis kommt eine Untersuchung der EU-Kommission, die am 18. Juli in Brüssel vorgestellt wurde. Die Gehaltsnachteile sind hierzulande sogar noch gestiegen: im Zeitraum von 1995 bis 2005 von 21 auf 22 Prozent!

In der EU lagen die Lohn- und Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen im Jahr 2005 im Schnitt bei 15 Prozent – ein Rückgang um zwei Prozentpunkte seit 1995. Das sei, so die EU-Kommission, eine "inakzeptable Ressourcenverschwendung". Denn was die Schul- und Hochschulbildung angeht, haben Frauen gegenüber Männern in allen EU-Ländern die Nase vorn.

Gesundheitsberufe schlecht bezahlt

Als einen Grund für die Gehaltsdiskriminierung nennt die Kommission, dass Frauen überproportional in schlecht bezahlten Gesundheits-, Bildungs- und Verwaltungsberufen vertreten sind. Außerdem, so EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla, beteiligen sich Männer immer noch weitaus geringer als Frauen an der Kinderbetreuung und unbezahlten Haushaltsarbeit. Die Unterbrechung der Berufslaufbahn macht sich bei Frauen oft lebenslang durch niedrigere Gehälter bemerkbar.

Länderbericht Deutschland: Es fehlt an Strategien

Ein zusätzlicher Länderbericht für Deutschland, den deutsche Wissenschaftler für die Kommission erstellt haben, moniert folgende Punkte:

  • Seit 1980 hat es keine größere Gesetzesänderung gegeben, die für mehr Geschlechtergerechtigkeit bei den Einkommen gesorgt hat.
  • 70 Prozent der Beschäftigten im Niedriglohnbereich sind Frauen.
  • Bei den Spitzenverdienern sind Frauen weit unterrepräsentiert.
  • Weder Regierung noch Sozialpartner haben irgendeine Strategie, um gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit durchzusetzen.
  • Die juristischen Möglichkeiten sind sehr eingeschränkt, da es kaum Mindestlöhne und keine Möglichkeit für Sammelklagen gibt.

Selbstverantwortung der Frauen gefragt

Als Betroffene und Mutter einer Tochter frage ich mich: Wie viele Generationen wird es noch dauern, bis diese Unterschiede verschwunden sind? Und sind wir Frauen nicht doch auch ein bisschen mitverantwortlich für diese Situation, indem wir uns zu oft vor der Wahrnehmung unserer Interessen scheuen – was zugegebenermaßen nicht immer bequem ist und auch nicht nur Freunde schafft …

Quelle: FTD u.a.

Dr. Sigrid Joachimsthaler
Foto: Fotolia

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