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Feinste Seide für die Kapsel
Für eine In-vitro-Fertilisation werden mehrere Eizellen benötigt. Um sie zu erhalten, induziert man medikamentös eine ovarielle Hyperstimulation. Die notwendige Wirkstoffmenge ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig, die bislang zu wenig beachtet werden, wie Geoffrey Trew vor Kurzem auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie berichtete. Abhilfe könnte ein von Trew und Mitarbeitern entwickelter Dosisrechner schaffen. Die Mediziner berücksichtigten dafür das Alter der Frauen, ihren BMI, die wahrscheinlich in den Eierstöcken vorhandene Eizellzahl und den FSH-Spiegel. Bei 161 Frauen wendeten sie ihre Berechnung an und stellten fest, dass 75 Prozent zu hoch und 15 Prozent zu niedrig dosiert waren. Nach einer Dosiskorrektur erhielten sie bei allen Frauen im Schnitt zehn Eizellen – Trew zufolge die ideale Anzahl für eine In-vitro-Fertilisation. ral
Quelle: Trew, G. et al.: Vortrag auf der ESHRE-Jahrestagung, 1.-4.7.2007, LyonEtwa jeder achte bis zehnte Nordeuropäer hat die Anlage, an Hämochromatose zu erkranken, auf Chromosom Nr. 6 von einem Elternteil geerbt. Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben den entgleisten Eisenstoffwechsel genauer untersucht. Mithilfe des speziell entwickelten Verfahrens "IronChip" konnten sie ablesen, welche Bereiche der Erbinformation für die Reaktionsabläufe wichtig sind. Dabei stießen sie auf das Protein Hepcidin, das, in der Leber gebildet, die Eisenaufnahme aus der Nahrung im Darm reguliert und an Entzündungsprozessen beteiligt ist. Wird aufgrund eines Gendefektes zu wenig von dem Eiweiß produziert, erfolgt die verstärkte intestinale Absorption des Spurenelementes. Mithilfe dieser Zusammenhänge könnten sich neue Therapieansätze ergeben, erklärten die Forscher. war
Quelle: Pressemitteilung vom Universitätsklinikum Heidelberg, 4.7.2007Basis für eine von Harvard-Wissenschaftlern durchgeführte Untersuchung war die Verschreibungshäufigkeit von Adrenalin-Notfallspritzen. Anhand dieser Daten ermittelten sie die Häufigkeit eines anaphylaktischen Schocks in der amerikanischen Bevölkerung. Sie stellten fest, dass im Nordosten der USA bis zu zwölf Spritzen auf 1000 Einwohner pro Jahr kamen, in den südlichen Staaten dagegen nur drei. Auf der Suche nach den Faktoren, die für dieses Ungleichgewicht verantwortlich sein könnten, fanden die Wissenschaftler nur bei der geografischen Lage bzw. der Sonneneinstrahlung Unterschiede. "Da auch bei Asthma ein solches Nord-Süd-Gefälle zu beobachten ist, kamen diese Ergebnisse nicht vollkommen unerwartet", erklärt Studienleiter Carlos Camargo. Er vermutet, dass ein lichtbedingter Mangel an Vitamin D zu der häufigeren allergischen Reaktion beitragen könnte. ral
Quelle: Camargo, C. et al.: Nature, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/news070709-9Jogger sollten während eines Gewitters besser auf Musik aus dem iPod verzichten, schreibt Eric Heffernan im New England Journal of Medicine. Hintergrund für die Empfehlung ist der Fall eines Mannes aus Vancouver, der vom Blitz getroffen wurde, während er mit dem iPod unterwegs war. Die Kopfhörer lenkten die elektrische Entladung in die Gehörgänge. Die Folge waren eine bilaterale Schalleitungsschwerhörigkeit sowie Verbrennungen und Knochenbrüche am Kiefer. Hätte der Mann keinen iPod getragen, wären die Verletzungen geringer ausgefallen, vermuten die Ärzte. Denn in diesem Fall hätte der Körperschweiß zusammen mit dem hohen elektrischen Widerstand der Haut wahrscheinlich dazu geführt, dass die elektrische Ladung über die Körperoberfläche in die Erde geleitet worden wäre. Dieses Phänomen bezeichnet man als "Flash over". Es funktioniert allerdings nur, wenn sich am Körper keine leitenden Gegenstände befinden, die die Ladung sammeln und an einer Stelle ans Körperinnere weitergeben. Dass es sich bei dem leitenden Gegenstand im beschriebenen Fall um einen iPod gehandelt hatte, mag an seiner weiten Verbreitung liegen. Er ist natürlich aber nicht das einzige Gerät, das diesen Effekt vermittelt. So wurde im vergangenen Jahr in London ein 15-jähriges Mädchen vom Blitz getroffen, als es gerade mit dem Handy telefonierte. Auch in diesem Fall wurde der Flash over verhindert und das Mädchen sehr viel schwerer verletzt als wenn es ohne Handy unterwegs gewesen wäre. Handy, iPod, tragbare CD-Player etc. sollten also während einem Gewitter ausgeschaltet bleiben. ral
Quelle: Heffernan, E. et al.: N. Engl. J. Med. 357, 198-199 (2007).Die Anforderungen an Kapselmaterial für Arzneistoffe stellen die Forschung immer wieder vor neue Herausforderungen. Der Wirkstoff soll gezielt freigesetzt werden – einmal im Magen, ein anderes Mal erst im Dickdarm –, die Kapsel soll stabil sein und unempfindlich während der Lagerung und natürlich soll das Kapselmaterial selbst keine Wirkungen im Organismus auslösen. Ein Material, das in dieser Hinsicht offenbar geeignet ist, scheint Seide zu sein. Wissenschaftlern der Technischen Universität München ist es gelungen, ein bestimmtes Protein, das den Spinnfaden-Eiweißen nachgebildet ist, zur Verkapselung von Wirkstoffen zu nutzen. Sie lösten dazu die Proteinmoleküle mit dem zu verpackenden Wirkstoff in Wassertröpfchen und emulgierten diese dann in Öl. Dabei bildete sich zwischen den beiden Phasen eine Grenzfläche, an die die Seidenproteine aufgrund ihres amphiphilen Charakters wanderten und eine stabile Beta-Faltblattstruktur bildeten. Es entstand so ein hauchdünner Seidenfilm, eine Art Mikrokapsel, die ein ideales Transportsystem für Wirkstoffe darstellt. Die Mikrokapseln sind hochelastisch, können kaum osmotisch schwellen und sind somit gegen osmotischen Druck nahezu immun, was einen gezielten Transport ermöglicht. Außerdem weisen die ultrakleinen "Träger" eine hohe chemische Stabilität auf, und das gleichzeitig bei absoluter Biokompatibilität und immunologisch neutralem Verhalten. Laut den Wissenschaftlern bietet das Seidenmaterial vielfältige Einsatzmöglichkeiten – nicht nur zum Medikamententransport, sondern auch für funktionale Lebensmittel oder für technische Anwendungen. ral
Quelle: Pressemitteilung der TU München vom 25.6.2007
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