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- DAZ 30/2007
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Ernährung aktuell
Verdauungsregulation
Der Darm hat eine eigene Nase
Gut gewürzt, riechen und schmecken Speisen nicht nur viel besser, sie beeinflussen auch die Verdauung stärker als wenn sie ungewürzt verabreicht werden. Zu diesem Ergebnis sind vor Kurzem Münchner Mediziner gekommen, die zeigen konnten, dass Thymian und Gewürznelken die Darmtätigkeit anregen.
Die Wissenschaftler um Thomas Braun und Manfred Gratzl untersuchten sogenannte enterochromaffine Zellen aus dem menschlichen Darm. Diese Zellen sind in der Lage, nach Aktivierung Serotonin auszuschütten, das dann sowohl die Darmmuskeltätigkeit als auch die Sekretion von Verdauungssäften beeinflusst. Wie die Forscher feststellten, verfügen die Zellen über eine Art "Nase", die auf Duftstoffe reagiert. Mindestens vier verschiedene Duftstoffrezeptoren sind auf den Sensorzellen vorhanden. Unter anderem reagiert diese Nase im Darm auf die Hauptaromastoffe von Thymian und Gewürznelke, Thymol und Eugenol, wie in der Zellkultur nachgewiesen werden konnte. Die neu gewonnenen Erkenntnisse könnten eine Erklärung für die bessere Verdaulichkeit von gewürzten Speisen sein. Auch biete sie einen Erklärungsansatz für das immer häufiger vorkommende Problem des Reizdarms. Da Aromastoffe in Nahrungsmitteln, Kosmetika und Waschmitteln mittlerweile allgegenwärtig seien, könnten die Sensorzellen überbeansprucht werden und entsprechend reagieren, so die Studienautoren. Für die Zukunft hoffen Braun und Kollegen mithilfe ihrer Erkenntnisse dazu beitragen zu können, neue Ansätze zur Behandlung von Verdauungsstörungen wie Verstopfung, Diarrhö oder auch entzündliche Darmerkrankungen zu finden. ral
Quelle: Braun, T., et al.: Gastroenterol. 132 (5), 1890-1891 (2007).
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