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Arzneimittel und Therapie
Cannabis
Regelmäßiger Konsum erhöht das Risiko einer Psychose
Cannabis gilt als verhältnismäßig harmlose Droge. Möglicherweise muss diese Einschätzung revidiert werden, da die Auswertung einer Meta-Analyse zu beunruhigenden Ergebnissen führte. Sie weist unter anderem auf ein deutlich erhöhtes Psychoserisiko nach regelmäßigem Cannabiskonsum hin.
In Europa und Amerika ist Cannabis die am häufigsten verbreitete illegale Droge. Der Konsum von Haschisch und Marihuana wird mehr oder weniger gebilligt, da man die Folgen als harmlos einstuft. Dieser Einschätzung liegen vor allem die akuten, passageren Auswirkungen zu Grunde, die persistierenden, chronischen Effekte werden bislang zu wenig berücksichtigt, obwohl es mehrere Hinweise gibt, dass der Konsum von Cannabis zu Psychosen führen kann. Mit Hilfe einer Meta-Analyse wurde nun versucht, dieses Risiko genauer einzuschätzen.
In die Meta-Analyse wurden 35 Studien eingeschlossen, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und nachfolgend auftretenden Psychosen (Schizophrenien, schizoaffektive und psychotische Störungen oder affektive Psychosen) oder Störungen der psychischen Verfassung (Depressionen, Suizidalität, Angststörungen, Neurosen, Manien) beschäftigen. Ihre Auswertung führte unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
- Im Vergleich mit Probanden, die niemals Cannabis konsumiert hatten, ist das Risiko, an einer Psychose zu erkranken, bei Konsumenten von Cannabis um rund 40% erhöht (Odds ratio 1,41; 95% Konfidenzintervall 1,20 bis 1,65). Diese Risikoerhöhung wurde unabhängig vom Umfang des Rauschmittelkonsums ermittelt, das heißt, bereits der einmalige Genuss von Cannabis erhöht das Risiko.
- Häufige Cannabiskonsumenten weisen ein doppelt so hohes Risiko auf, an einer Psychose zu erkranken (Odds ratio 2,09; 95% Konfidenzintervall 1,54 bis 2,84), wie Personen, die niemals Cannabis zu sich genommen haben, und es besteht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung.
- Das Auftreten von Depressionen, Selbstmordgedanken und Angstgefühlen wurde separat untersucht, wobei hier die Ergebnisse weniger deutlich ausfielen.
Gravierende Langzeiteffekte
Autoren und Kommentatoren der Studie halten die Ergebnisse für so aussagekräftig, um vor dem Cannabiskonsum zu warnen. Auf englische Verhältnisse bezogen, könnte bei einem Verzicht auf Cannabis die Rate psychotischer Erkrankungen (Schizophrenien) bei Jugendlichen und Heranwachsenden um 14% gesenkt werden. Ob Cannabis tatsächlich die direkte Ursache für das erhöhte Gesundheitsrisiko ist, oder ob Drogenkonsumenten weitere Charakteristika aufweisen, die der eigentliche Grund für das erhöhte Risiko für psychotische Erkrankungen sind, ist unklar. Dennoch wird vor dem Cannabiskonsum abgeraten, vor allem wenn die Konsumenten psychische Störungen entwickeln oder Verwandte mit psychotischen Erkrankungen haben. Aufklärungskampagnen sollten auf die potenziellen Gefahren aufmerksam machen, und es sollten Behandlungsmöglichkeiten für abhängige Cannabiskonsumenten geschaffen werden.
QuelleMoore T., et al.: Cannabis use and risk of psychotic or affective mental health outcomes: a systematic review. Lancet 370, 319-328 (2007).
Nordentoft M., et al.: Cannabis use and risk of psychosis in later life. Lancet 370, 293-294 (2007).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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