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- DAZ 43/2007
- Die akute Bronchitis
Schwerpunkt Husten
Die akute Bronchitis
Die homöopathische Therapieoption zur Behandlung der akuten Bronchitis unterscheidet sich nicht grundsätzlich vom konventionellen Vorgehen. Die dabei formulierten Vorgaben, um im Rahmen der Selbstmedikation eine Empfehlung aussprechen zu können, sind identisch. Dazu gehören Fragen nach der Dauer der akuten Beschwerden sowie nach erhöhter Temperatur oder gar Fieber; bei (Klein)-Kindern vor allem auch die Frage nach dem Allgemeinzustand. Davon abhängig ist ein Besuch beim Arzt zwingend notwendig. Der Husten könnte auch ein Hinweis auf eine Lungenentzündung sein.
Ist diesbezüglich keine Einschränkung für eine Selbstmedikation gegeben, dann führt die nächste Frage zur Unterscheidung, ob bei dem Kunden/Patienten ein sekretarmer oder sekretreicher Husten vorliegt; daraus resultiert dann weiterführend der homöotherapeutisch wichtigste Schritt zur Frage der Leitsymptome.
Wie Sie aus den Tabellen ersehen können, sind die Arzneimittel-bezogenen Leitsymptome mit ein bis Fragen leicht zu erfragen. Verständlich, dass der Kunde eine eher differenzierte Beschreibung geben sollte; allein die Antwort "ich huste" ergibt keine Auswahlmöglichkeit. Ansonsten erlaube ich mir den ausdrücklichen Hinweis: Bitte nicht missionieren! Wenn ein Kunde/Patient auf den Hinweis Ihrerseits "dafür gibt es auch Kügelchen" nicht oder ablehnend reagiert – dann eben nicht.
Erfahrungsgemäß sind es aber insbesondere Frauen sowie Mütter, die vermehrt nach Homöopathie fragen. Und nicht selten sind es auch solche Patienten, die bislang erfolglos andere Therapeutika eingenommen haben.
Dazu ein Beispiel aus der täglichen Praxis: Eine etwa 50-jährige Frau stellt sich vor, da sie seit ca. 14 Tagen unter anhaltendem Husten leide. Gleichwohl sie kein Fieber hatte, habe ihr Arzt mal vorsorglich ein Antibiotikum zusätzlich zum Schleimlöser verordnet. Bislang habe sich der Husten in keiner Weise gebessert, sei eher verstärkt. Des Weiteren berichtet sie, der Husten sei praktisch ohne Schleim, eben ein richtiger Reizhusten, der im Brustkorb ständig kitzele. Schon beim Sprechen werde der Husten ausgelöst bzw. verstärkt, was im Übrigen unüberhörbar war. Deshalb verordnete ich Rumex D3. Nach 48 Stunden erhielt ich die telefonische Rückmeldung. Unvorstellbar, es war förmlich zu hören, wie der Husten von Stunde zu Stunde besser wurde.
Auch werde ich niemals die Situation in meiner Praxis vergessen, als die Mutter ihrem etwa fünfjährigen Kind nach dessen Hustenanfall das Taschentuch mit den Worten vor den Mund hielt "spuck`s aus" und sie unter einer Drehbewegungen den strähnigen Schleim quasi herauszog. Einmal gesehen – nie mehr vergessen: das klassische Bild von Coccus cacti.
Mit der Kenntnis der Leitsymptome können Sie schnell und sicher das richtige Mittel auswählen. Das erklärt auch, warum der einfachste Weg zur Homöopathie über die kasuistische Beschreibung erfolgt. Demgegenüber bringt Ihnen das Studienergebnis "Bryonia hilft bei Husten signifikant besser als Placebo" keine Erkenntnis für eine therapeutische Empfehlung.
Homöopathie ist auch zur Begleitbehandlung einer konventionellen oder phytotherapeutischen Behandlung möglich; letzteres schließt sich auch und gerade dann nicht aus, wenn gleichzeitig Ätherisch-Öl-haltige Präparate angewendet werden: Dies trifft dann zu, wenn Sie das Homöopathikum in der angegebenen Potenz empfehlen. Eine Abgabe als C30 oder D30 würde in der Tat kein Sinn machen, weil sonst die Wirkung des homöopathischen Mittels abgeschwächt werden könnte.
Und Homöopathie lässt sich auch add on, das heißt "therapiegestützt" zu einer Antibiotika-Therapie anwenden! In einer solchen Situation empfiehlt sich eine Nachbehandlung mit Okoubaka D3 über drei Wochen, auch bei (Klein)-Kindern. Nicht ohne Grund empfehlen die in "Homöopathie und Naturheilverfahren"-Weitergebildeten mit großem Erfolg homöopathische Arzneimittel – auch bei akutem Husten: Denn Homöopathie ist nicht schwierig!
Und noch etwas: die genannten Mittel können bei passender Leitsymptomatik auch bei Kindern unter zwölf Jahren sowie in Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden, wenngleich der Pflichttext in der Packungsbeilage anders lauten sollte.
Dr. med. Markus Wiesenauer
Facharzt für Allgemeinmedizin
Homöopathie – Naturheilverfahren –
Umweltmedizin
In der Geiss 8
71384 Weinstadt
Tab. 2: Hilfe bei überwiegend sekretreichem Husten | |
Leitsymptome |
Arzneimittel |
Hustenanfälle, anfangs trocken, die dann mit Schleimwürgen enden, keuchhustenähnlicher Verlauf |
Drosera D6 |
der Infekt beginnt mit Halsschmerzen und/oder Schnupfen und zieht dann in die Bronchien; verschleimter Husten, löst sich leicht |
Sticta D6 |
krampfartige Hustenanfälle, starke Verschleimung, das Schleimrasseln ist deutlich zu hören |
Ipecacuanha* D6 |
zäher, strähniger Schleim, der deshalb kaum abgehustet werden kann; die Bronchitis zieht sich zeitlich in die Länge |
Coccus cacti D6 |
anhaltender stark verschleimter Husten, bekommt dabei "schwer Luft", muss immer wieder Schleimmengen auswerfen |
Antimonium (= Stibium) sulfuratum nigrum** D6 |
- Dosierung: am 1. Tag (etwa) alle Stunde eine Dosis, am 2. Tag alle zwei Stunden, ab dem 3. Tag
dreimal täglich eine Dosis: bei Besserung ist die Einnahmehäufigkeit zu reduzieren bzw. das
Mittel abzusetzen. - Eine Dosis entspricht bei Neugeborenen und Säuglingen 1 Globulus, bei Kleinkindern drei
Globuli und bei Schulkindern und Erwachsenen fünf Globuli.
Tab. 1: Hilfe bei überwiegend sekretarmem Husten | |
Leitsymptome |
Arzneimittel |
Heisere, rau klingende Stimme, der Husten geht vom Kehlkopfbereich aus |
Spongia D6 |
typischer Reizhusten, ständiges Gefühl von Kitzeln, "wie von einer Feder" in der Brust, kann deshalb nicht tief Atmen |
Rumex D6 |
schmerzhafter Reizhusten; jeder Hustenstoß schmerzt in der Brust und im Kopf, sogar jeder tiefere Atemzug schmerzt |
Bryonia D6 |
jeden Abend im Liegen tritt ein eher trockener nicht enden wollender Reizhusten auf |
Hyoscyamus* D6 |
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