Prisma

Immunsystem

Wie der Körper gefährliche T-Zellen erkennt

Chronische Infektionen mit Chlamydia trachomatis verlaufen bei Männern in der Regel asymptomatisch – können jedoch weitreichende Folgen haben. Unter anderem können sie schuld daran sein, wenn es mit dem Wunschkind nicht klappt, wie eine aktuelle Studie nahe legt.

Spanische Wissenschaftler untersuchten bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch Spermien auf DNA-Fragmentierung. Bei Männern, die mit Chlamydien infiziert waren, fanden sie mehr als dreimal so viele Fragmente als bei Männern ohne Infektion. Um den Einfluss der Chlamydien auf die Fertilität zu überprüfen, behandelten die Wissenschaftler 95 betroffene Männer über vier Monate mit einem Antibiotikum. Die Spermienqualität verbesserte sich dadurch deutlich – und auch das ersehnte Kind stellte sich bei mehr als 80 Prozent der Paare nach der Behandlung ein. Die Studie kann zwar nicht als Beleg für die Trias Chlamydieninfektion, Antibiotikatherapie und Wiedererlangung der Zeugungsfähigkeit gelten, da es keine Vergleichsgruppe gab, der Zusammenhang liegt jedoch nahe und sollte weiter untersucht werden. ral

Quelle: Fernández, J. L.: Vortrag auf der Jahrestagung der American Society for Reproductive Medicine, 13.-17.10.2007, Washington.

Mit Hilfe eines einfachen Bluttests könnte eine Alzheimerdemenz künftig möglicherweise zwei bis fünf Jahre vor der klinischen Manifestation diagnostiziert werden.

Forscher der Universität Stanford untersuchten 259 Blutproben von Alzheimerpatienten und verglichen sie mit Proben von gesunden Kontrollpersonen. Sie ermittelten die Konzentration von 120 verschiedenen Bluteiweißen und fanden dabei für 18 Moleküle deutliche Konzentrationsunterschiede zwischen Alzheimerpatienten und gesunden Menschen. In einem anschließenden Test mit archivierten Blutproben von 47 Patienten, die unter leichten kognitiven Störungen – einer potenziellen Vorstufe von Alzheimer – litten, konnten die Forscher mit 91 Prozent Sicherheit die spätere Erkrankung richtig "vorhersagen" – zwei bis sechs Jahre vor der klinischen Manifestation. Der Test könnte somit ein geeignetes Früherkennungsinstrument für Alzheimer darstellen. Allerdings sind laut den Studienautoren vorher weitere Studien notwendig, die die Aussagekraft des Bluttests validieren. ral

Quelle: Wyss-Coray, T. et al.: Nature Med., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nm1653

Noch immer steht das erste Lebensjahr jedes Kindes unter dem drohenden Schatten des plötzlichen Kindstods. Trotz intensiver Forschung ist die Ursache für den Tod im Schlaf unklar. Klar ist jedoch laut britischen Forschern der Hauptrisikofaktor: Der Tabakkonsum der Eltern.

Würden alle Eltern auf das Rauchen während der Schwangerschaft und danach verzichten, könnte die Zahl der durch SIDS (sudden infant death syndrome) verursachten Todesfälle um 60 Prozent reduziert werden, so die Wissenschaftler um Peter Fleming von der Universität Bristol. Wie sie in "Early Human Development" schreiben, ist die Zahl der Raucherinnen unter den Schwangeren in Großbritannien dank intensiver Informationskampagnen zwar gesunken. Umso stärker wirke sich das Rauchen während der Schwangerschaft jedoch als Risikofaktor für einen plötzlichen Kindstod aus. So sei der Anteil der Raucherinnen bei den SIDS-Müttern von 50 auf 80 Prozent gestiegen. Raucht eine Frau während der Schwangerschaft, ist dies mit einem vierfach erhöhten Risiko für einen plötzlichen Kindstod assoziiert, meint Fleming. ral

Quelle: Fleming, P. et al.: Earl. Hum. Dev., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/j. earlhumdev.2007.07.011

Allein mit Hilfe ihrer Gedanken soll es gelähmten Menschen künftig möglich werden, einen Computer zu steuern und dadurch einen Teil ihrer verloren gegangenen Selbstständigkeit wiederzuerlangen. Eine entsprechende Technologie haben japanische Wissenschaftler entwickelt und bereits erfolgreich getestet.

Die Überlegung, Gedankenkraft für die Steuerung eines Computers einzusetzen, ist nicht neu. Aus früheren Studien ist bekannt, dass Menschen mithilfe ihrer Gehirnwellen in der Lage sind, einen Zeiger auf einem Bildschirm zu bewegen. Ausgehend hiervon entwickelte ein Team um Junichi Ushiba von der Universität in Tokio eine mit Elektroden ausgestattete Kappe, die die elektrische Aktivität im sensomotorischen Kortex ihres Trägers erfassen und in Bewegung umsetzen soll. Dabei fungiert jede Region des Kortex passend zu einem bestimmten Körperteil. Angeschlossen an einen Computer war es Testpersonen möglich, allein mithilfe ihrer Gedanken verschiedene Körperteile von virtuellen Bildschirmfiguren zu steuern. Als Plattform diente den Studiendurchführenden "Second Life", eine virtuelle 3D-Onlinewelt, in der digitale Figuren, so genannte Avatare, den Teilnehmer repräsentieren und für diesen agieren. Dachten die Testpersonen z. B. an ihr linkes Bein, bewegte der Avatar dieses, stellten sie sich vor, ihren rechten Arm zu drehen, führte der Avatar die entsprechende Drehung aus. Ushiba hofft, sein System so weit verfeinern zu können, dass komplexe Bewegungsvorgänge auf Gedankenbasis möglich werden. Patienten mit einem Schlaganfall oder einer Querschnittslähmung hätten dann die Möglichkeit, zumindest in einer virtuellen Umgebung wieder auf gewohnte Weise agieren zu können, so Ushiba. ral

Quelle: Scienceticker.info, Meldung vom 19.10.2007

Basler Forscher haben das grundlegende Prinzip beschrieben, mit dem das Immunsystem T-Zellen identifiziert, die den eigenen Körper angreifen. In einer im "Journal of Experimental Medicine" veröffentlichten Studie zeigen sie die exakte Grenze auf, die über das Schicksal heranwachsender Abwehrzellen entscheidet.

T-Zellen sind wichtige Bestandteile der menschlichen Immunabwehr. Sie sollen fremde Erreger erkennen und bekämpfen, körpereigene Strukturen jedoch nicht angreifen. Damit die immunologischen Wächter fremd von eigen unterscheiden lernen, werden sie während ihrer Entwicklung auf die Toleranz gegenüber dem köpereigenen Umfeld geprüft. Dabei müssen heranreifende T-Zellen an bestimmte Moleküle – Major Histocompatibility Moleküle (MHC) – binden. Die Stärke dieser Bindung entscheidet über das Schicksal der sich entwickelnden T-Zellen: Ist sie zu schwach, entwickeln sich die Zellen nicht mehr weiter. Fällt die Bindung jedoch zu stark aus, wird der programmierte Zelltod eingeleitet und die T-Zellen eliminiert. Zu fertigen Abwehrzellen reifen ausschließlich T-Zellen heran, die mit mäßiger Stärke MHC binden können. Diese Selektion ist äußerst wichtig: Denn verbleiben T- Zellen im Körper, die sehr stark an MHC-Moleküle binden, können sie den eigenen Körper angreifen und bilden so den Ausgangspunkt für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen. Mittels quantitativer Analysen ist es Wissenschaftlern der Universität Basel gelungen, die präzise Stärke der Bindung zwischen T-Zell-Rezeptor und MHC-Liganden zu bestimmen, aufgrund derer das Immunsystem autoimmune T-Zellen in einer frühen Phase ihrer Entwicklung erkennt und eliminiert. Sie konnten zudem zeigen, dass der Wert dieser Selektionsschwelle von der Spezifität der T-Zellen unabhängig ist und somit eine biophysikalische Bindungskonstante darstellt, die für die Entwicklung aller zytotoxischen T-Zellen des Immunsystems von zentraler Bedeutung ist. Die Forschungsergebnisse liefern damit nicht nur weitere Erkenntnisse in der Entstehung von Autoimmunerkrankungen, sondern tragen auch zu einem umfassenderen Verständnis von Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen bei. ral

Quelle: Pressemitteilung der Universität Basel, 22.10.2007

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