Arzneimittel und Therapie

Diabetische Polyneuropathie

Mit einem Antidepressivum gegen den Schmerz

Rund jeder dritte Diabetiker entwickelt eine diabetische Neuropathie. Diese Folgekomplikation wird häufig noch verkannt und das auch bei der schmerzhaften Krankheitsform. Geholfen werden kann den Patienten oft mit einem Antidepressivum wie Duloxetin, das als selektiver Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer die Schmerzhemmung in den absteigenden Schmerzbahnen verstärkt.

Parästhesien, brennende Spontanschmerzen, einschießende Schmerzattacken oder auch Dauerschmerzen, eine Hyperalgesie oder Allodynie – das sind Symptome, unter denen Patienten mit schmerzhafter diabetischer Neuropathie leiden. Meist sind die Füße und/oder die Hände betroffen. Vor allem die Fußballen, die Zehen und der Fußrücken schmerzen und das sehr häufig anhaltend, berichten die Patienten. Dennoch erhalten 40 Prozent von ihnen keine Behandlung wegen der Schmerzen. Die Gründe liegen darin, dass die diabetische Neuropathie als Komplikation der Erkrankung oft nicht erkannt wird, nicht zuletzt auch, weil viele Patienten die Schmerzen ihrem Arzt nicht spontan berichten.

Schmerzen sind aber meist nicht die einzige Folge der Neuropathie. Viele Patienten sind durch die Störung in ihrem Alltag erheblich beeinträchtigt: Sie schlafen schlecht, sind tagsüber entsprechend eingeschränkt und müde, verlieren an Lebensqualität und werden sogar regelrecht depressiv, wobei sich Schmerz und Depressionen, die bei Diabetikern per se überproportional häufig manifest werden, wie in einem Teufelskreis gegenseitig aufschaukeln können.

Konsequente Stoffwechseleinstellung

A und O der Behandlung der diabetischen Neuropathie ist eine möglichst konsequente Stoffwechseleinstellung. Darüber hinaus ist eine analgetisch wirksame Therapie angezeigt, wobei sich Antidepressiva bewährt haben und insbesondere Antidepressiva, wie das Duloxetin, das keine kardiovaskulären Nebenwirkungen bedingt. Diese nämlich könnten die Patienten, die per se ein massiv gesteigertes kardiovaskuläres Risiko tragen, zusätzlich gefährden.

Die Schmerzhemmung verstärken

Bei Duloxetin handelt es sich um einen selektiven Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI), der über diesen Mechanismus die inhibitorische Wirkung von Serotonin und Noradrenalin in den absteigenden Schmerzbahnen verstärkt. Der Wirkstoff besitzt bei der schmerzhaften diabetischen Neuropathie eine gute analgetische Wirksamkeit, wie die gepoolten Daten von drei klinischen Studien dokumentieren. In den Untersuchungen wurden insgesamt mehr als 1000 Patienten zwölf Wochen lang placebokontrolliert mit ein- oder zweimal täglich 60 mg Duloxetin (Cymbalta®) behandelt. Dies führte zu einer statistisch signifikanten Schmerzreduktion. Der Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer zeichnet sich dabei auch durch einen raschen Wirkeintritt aus, denn bereits ab dem dritten Behandlungstag ist die analgetische Wirksamkeit statistisch eindeutig nachweisbar.

Gebessert werden dabei auch nächtliche Schmerzen der Patienten. Diese erleben zudem weniger funktionelle Beeinträchtigungen, können wieder besser schlafen, sind allgemein aktiver und haben wieder mehr Lebensfreude. Eingebettet werden muss die Schmerztherapie allerdings in ein umfassendes Behandlungskonzept, das vor allem auf einer konsequenten Stoffwechseleinstellung fußt und das gegebenenfalls mit anderen analgetisch wirksamen Strategien kombiniert wird.

Quelle

Prof. Dr. Dan Ziegler, Düsseldorf, Professor Dr. Claudia Sommer, Würzburg, Pressegespräch "Antidepressiva in der Schmerztherapie für Patienten mit Diabetischer Polyneuropathie – Funktionelle Alltagskompetenz bei Patienten" und Symposium "Schmerz und Diabetes" beim Deutschen Schmerzkongress in Berlin am 25. Oktober 2007, unterstützt von Lilly Deutschland und Boehringer Ingelheim.

Christine Vetter, Köln
Von einer schmerzhaften diabetischen Neuropathie sind vor allem die Füße betroffen.
Foto: Imago

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