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- DAZ 47/2007
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Ernährung aktuell
Obst und Gemüse
Smoothies ersetzen den Apfel nicht
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist der Frage nachgegangen, ob sogenannte Smoothies ein Ersatz für Obst und Gemüse sein können. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die aus Früchten und Gemüse gewonnenen Getränke nur bedingt Apfel und Co. ersetzen können. Problematisch ist laut der DGE unter anderem, dass es keine einheitlichen Standards für Smoothies gibt.
Smoothies (engl. smooth: "fein, gleichmäßig, sämig”) sind sogenannte Ganzfruchtgetränke bzw. Fruchtshakes. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fruchtsäften, die aus dem gepressten Saft einer Frucht bestehen, wird bei Smoothies die ganze Frucht bis auf die Schale und Kerne verarbeitet. Ursprünglich gab es Smoothies in Deutschland nur in Saftbars. Mittlerweile sind sie jedoch auch als Industrieprodukt im Handel – sie offerieren eine schnelle Art des Genusses von Obst und Gemüse.
Eine eindeutige Definition für die Inhaltsstoffe eines Smoothies liegt nicht vor. Hinsichtlich Rezeptur und Zutaten gibt es sehr unterschiedliche Produkte auf dem Markt, die alle unter dem Begriff "Smoothie” verkauft werden. Einige Anbieter stellen Smoothies hauptsächlich aus Saft(konzentraten) her. Diese Smoothies unterscheiden sich nicht deutlich von Fruchtsäften. "Echte” Smoothies bestehen nur aus Fruchtmark oder -püree, Direktsäften und ggf. Fruchtstücken. Häufig ist die Banane eine Grundzutat. Es gibt auch Smoothies mit einem Anteil an Gemüse, Joghurt oder Milch oder anderen Zutaten wie Schokolade, grünem Tee und Erdnussbutter.
Smoothies als Obst- und Gemüseersatz?
Obst und Gemüse in ihrer natürlichen Form oder gering verarbeitet sind für die Ernährung ideal. Die aktuelle Empfehlung der DGE sieht für Erwachsene die tägliche Aufnahme von rund 400 g Gemüse und 200 bis 250 g Obst vor. Für die Praxis lautet die Empfehlung fünf Portionen (eine Portion entspricht einer Handvoll) Obst und Gemüse täglich. Um diese Empfehlung leichter umsetzen zu können, kann eine Portion Gemüse durch 200 ml Gemüsesaft bzw. eine Portion Obst durch 200 ml Fruchtsaft ersetzt werden. Dies sollte laut DGE jedoch nicht täglich geschehen. Wenn in einem Smoothie der Gehalt an Fruchtsäften überwiegt, sind diese Produkte ernährungsphysiologisch wie Saft zu bewerten. Sie können somit gelegentlich eine Portion Obst oder Gemüse am Tag ersetzen. Besteht ein Smoothie maximal zur Hälfte aus Saft und mindestens zur Hälfte aus Mark, Püree oder stückigen Bestandteilen, können dadurch gelegentlich bis zu zwei Portionen Obst bzw. Gemüse ersetzt werden.
Obst und Gemüse sind vorzuziehen
Frisches Obst und rohes oder schonend gegartes Gemüse sind einem Smoothie jedoch sowohl aus ernährungsphysiologischer Sicht als auch aus anderen Gründen vorzuziehen:
- Der Gehalt an bestimmten Inhaltsstoffen ist höher als bei Saft oder Smoothies und die Energiedichte in der Regel niedriger.
- Frische Früchte und frisches Gemüse bringen ein großes Volumen mit sich und tragen stärker zur Sättigung bei.
- Obst und Gemüse bieten ein "Kauerlebnis” und eine riesige geschmackliche Variationsbreite, die bei den Smoothies verloren geht.
- Durch das Kauen dauert der Vorgang des Essens länger als beim Schlucken eines Smoothies, so dass der Sättigungseffekt besser zur Geltung kommt.
- Der Verzehr von Convenience-Produkten bedeutet auch einen Verlust von Esskultur. Der Bezug zu "natürlichen” Lebensmitteln geht verloren, wenn diese ausschließlich in (hoch) verarbeiteter Form konsumiert werden.
- Smoothies sind in der Regel teurer als Obst und Gemüse oder Saft.
- Ökologisch ungünstig ist die Tatsache, dass Smoothies eine Verpackung benötigen.
Problem Werbung
Problematisch sind der DGE zufolge auch manche Werbeaussagen zu Smoothies. So gibt es Produkte, bei denen dargestellt wird, dass 100 ml davon 50 Prozent der empfohlenen täglichen Menge an Obst und Gemüse abdecken. Dies ist für Deutschland insofern nicht zutreffend, da sich die Aussage auf die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Menge von insgesamt 400 g Obst und Gemüse pro Tag bezieht und nicht auf die von der DGE empfohlenen 600 bis 650 g Obst und Gemüse.
Fazit
Ein "guter” Smoothie sollte
- einen hohen Anteil (mind. 50 Prozent) an "ganzem” Obst oder Gemüse als stückige Bestandteile oder Pürees enthalten,
- keinen zugesetzten Zucker,
- keine Zusatzstoffe,
- keinen Zusatz von isolierten Nährstoffen enthalten und
- nicht durch Entzug von Wasser konzentriert sein.
Dann kann ein Smoothie (200 bis 250 ml) gelegentlich bis zu zwei Portionen Obst bzw. Gemüse am Tag ersetzen. Smoothies sollten jedoch nicht zusätzlich verzehrt werden, denn insbesondere solche mit viel Obst haben einen hohen (fruchteigenen) Zuckergehalt. Generell sind nach wie vor frisches Obst und rohes bzw. schonend gegartes Gemüse zu bevorzugen. <dge/ral
Quelle: DGE-Info vom 10.10.2007
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