Arzneimittel und Therapie

Zyanidvergiftung

Hydroxocobalamin rettet Leben bei Zyanidvergiftung

Die Europäische Kommission hat für Hydroxocobalamin (Cyanokit®) die Zulassung zur Behandlung erwiesener oder vermuteter Zyanidvergiftung sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern erteilt, wie die Merck KGaA mitteilte. Der Wirkmechanismus beruht auf der Fähigkeit des Hydroxocobalamin, Zyanidionen fest zu binden. Es kann im Krankenhaus oder bei einem Notfall vor Ort eingesetzt werden und sollte gemeinsam mit einer geeigneten Dekontamination oder anderen unterstützenden Maßnahmen angewendet werden.

Cyanokit® erhielt im Dezember 2006 die Zulassung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA und im September 2007 die der japanischen Gesundheitsbehörde.

Zyanidvergiftungen werden hauptsächlich durch das Einatmen von Rauch bei Bränden in geschlossenen Räumen verursacht. Weitere Ursachen können die versehentliche oder absichtliche Einnahme, das Einatmen, ein Hautkontakt bei Industrieunfällen oder terroristische Anschläge mit Zyanid sein. Daher ist die Zulassung von Cyanokit® in Europa besonders für das in der Notfallmedizin arbeitende Fachpersonal von Interesse. Der Wirkstoff Hydroxocobalamin, ist eine Vorstufe von Vitamin B12 Hydroxocobalamin wirkt durch direkte Bindung an die Zyanid-Ionen. Dabei entsteht Cyanocobalamin, eine natürliche Form von Vitamin B12 , die über den Urin ausgeschieden wird. Vorteile liegen darin, dass kein Methämoglobin gebildet wird und die Fähigkeit zum Sauerstofftransport im Blut des Opfers nicht vermindert wird. Aus diesem Grund ist Hydroxocobalamin für den Einsatz bei Patienten geeignet, die Rauchgas eingeatmet haben.

Keine Methämoglobinbildner bei Rauchgasvergiftung

Hauptursache von Zyanidvergiftungen im Rahmen von Gefahrstoffunfällen sind Störfälle bei der Blausäureproduktion sowie Unfälle in Galvanisier- und Stahlhärtungsbetrieben. Eine große Bedeutung hat die HCN-Entwicklung im Brandrauch bei der Verbrennung und Verschwelung von stickstoffhaltigen Verbindungen. Bei der Verbrennung von Acrylfasern, Kunstharzen, Polyurethanschaum, Nylon, Seide, Wolle und Insektiziden sollte an eine toxisch relevante Zyanidfreisetzung gedacht werden. Die klinischen Zeichen einer Zyanidintoxikation sind die Folge einer gestörten intrazellulären Sauerstoffverwertung durch das Zyanidion und damit Ausdruck einer zellulären Hypoxie. Symptome einer leichten Vergiftung sind Atemnot ohne Zyanose, thorakales Engegefühl, Angstzustände, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Bei schweren Vergiftungen kommt es zu Verwirrtheit, Krampfanfälle, Koma, Atemstillstand, Arrhythmien bis hin zum Herz-Kreislauf-Stillstand. Für die Therapie der leichten HCN-Vergiftung – nach dem Entfernen aus dem toxischen Gefahrenbereich – genügt in der Regel die alleinige Gabe von Natriumthiosulfat. Bei der Antidottherapie der schweren Zyanidvergiftung muss prinzipiell unterschiedenwerden, ob HCN im Rahmen eines Brandereignisses oder bei einem Unfall ohne Brandbeteiligung freigesetzt wurde. Bei einer brandrauchbedingten Zyanidvergiftung erfolgt die Antidottherapie mit Hydroxocobalamin, 4-Dimethylaminophenol (4-DMAP) darf in diesen Fällen nicht eingesetzt werden. Bei einer HCN-Freisetzung ohne Brandbeteiligung wird als Antidot 4-Dimethylaminophenol angewendet, wobei im Anschluss auch noch Natriumthiosulfat gegeben werden sollte. Die Antidottherapie sollte so rasch als möglich – am Unfallort – eingeleitet werden und beruht auf der

  • Induktion der Bildung von Methämoglobin (MetHb), dessen Fe3+ eine höhere Affinität für CN- hat als die mitochondriale Cytochromoxidase. Methämoglobinbildner sind Amylnitrit, Natriumnitrit und 4-Dimethylaminophenol (4-DMAP);
  • Entgiftung des CN- durch Bildung von Thiocyanat mittels Natriumthiosulfat sowie auf der
  • Förderung der renalen Ausscheidung durch Bindung von CN- an Kobalt mittels Hydroxocobalamin.
Quelle

Cyanokit in der Europäischen Union zugelassen. Pressemitteilung der Merck KGaA vom 29. November 2007.

Leitfaden für die ärztliche Versorgung im Katastrophenfall. Bundesministerium des Innern. 4. Auflage 2006.

ck

1 Kommentar

Zyanose Therapiezentrum

von Privat am 12.12.2019 um 8:42 Uhr

Meine Fragen:
1.
Wo und wer behandelt die beschriebene Symptomatik mit Cyanokit?
2.

Wer hat Erfahrung mit der Anwendung von Cyanokit?
3.
Wie hoch sind die Kosten für das Medikament und die Arztkosten?
4.
Haben die GKV und die BGs solche Behandlungen im Leistungskatalog aufgeführt?

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