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Arzneimittel und Therapie
Gastroenteritis
Noroviren – keine Panik!
Das Robert Koch-Institut (RKI) und mit ihm die gesamte deutsche Presselandschaft warnen vor einer epidemieartigen Zunahme von Norovirus-Infektionen. Bislang wurden seit Oktober 2006 über 46.000 Erkrankungen gemeldet. Nach Einschätzung des RKI werden die Norovirus-Erkrankungen in diesem Winter einen neuen Rekordstand erreichen. Doch die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz rät: Keine Panik vor dem Norovirus! Trotz in den Medien aufgeputschter Todesfälle ist die Letalität mit 0,1% sehr gering.
Noroviren sind einsträngige, hüllenlose RNA-Viren aus der Gruppe der Calciviridae, die weltweit verbreitet sind und auch in Deutschland zu den häufigsten Erregern infektiöser Gastroenteritiden zählen. Sie sind sehr umweltstabil und hoch infektiös. Um eine Infektion auszulösen, sind weniger als 100 Viruspartikel notwendig. Im Stuhl und im Erbrochenen akut Erkrankter liegen die Viruskonzentrationen mit über 106 Viruspartikeln weit über der infektiösen Dosis.
Epidemieartige Ausbrüche werden zudem dadurch begünstigt, dass die nach einer Norovirus-Infektion erworbene Immunität nur von kurzer Dauer ist. Übertragen werden die Viren fäkal-oral, aber auch über virushaltige Aerosole und kontaminierte Lebensmittel ist eine Ansteckung möglich. Nach einer Inkubationszeit von 10 bis 50 Stunden kommt es zu schwallartigem Erbrechen, gefolgt von abdominellen Krämpfen und Durchfall. Eine leicht erhöhte Körpertemperatur, Kopfschmerzen und Schüttelfrost sind möglich, hohes Fieber tritt selten auf.
Selbstlimitierender Verlauf
Die Erkrankung ist selbstlimitierend, nach etwa 12 bis 72 Stunden ist der Spuk in der Regel vorbei, die Ansteckungsgefahr jedoch nicht. Sie ist zwar in den ersten 48 Stunden nach Auftreten der Symptome am größten. Doch Studien zufolge sollen Virusbestandteile auch noch zwei bis drei Wochen nach Abklingen der Symptome im Stuhl nachweisbar sein. In Ausbruchuntersuchungen konnten Lebensmittel als Infektionsvehikel ausfindig gemacht werden, die zwischen dem ersten Tag bis zum vierten Tag nach der Genesung zubereitet worden waren.
Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlust ausgleichen
Eine antivirale Therapie steht nicht zur Verfügung. Empfohlen wird die bei einer akuten Gastroenteritis übliche symptomatische Therapie, bei der im Vordergrund der Ausgleich des Elektrolyt- und Flüssigkeitsverlustes stehen soll. Dazu bietet sich eine glukosebasierte Elektrolytlösung an. Hilfreich ist auch das Trinken salziger Suppen, Salzgebäck ist ebenfalls empfehlenswert. Bei alten Menschen, Säuglingen und Kleinkindern kann ein Klinikaufenthalt notwendig werden. Geht die Erkrankung mit starkem Erbrechen einher, kann die Gabe eines Antiemetikums indiziert sein.
Hygiene ist der beste Schutz!
Den besten Schutz vor einer Norovirus-Infektion bietet die Beachtung von Hygieneregeln. Händeschütteln meiden, Händewaschen vor dem Essen, nach dem Toilettengang, nach Bus- und Bahnfahrten sind Beispiele für wirkungsvolle Maßnahmen, mit denen sich das Infektionsrisiko senken lässt.
Desinfektion in Privathaushalten nicht nötig ...
Ist ein Familienmitglied an einer Norovirus-Infektion erkrankt, dann sollte man den Kontakt meiden und auf eine sorgfältige Händehygiene achten. Durch Erbrochenes oder Stuhl kontaminierte Flächen müssen nach Empfehlungen des Robert Koch-Instituts nicht unbedingt desinfiziert werden. Sie sollten unter Verwendung von Haushaltsgummihandschuhen gründlich gereinigt werden. Da das Virus bis zu zwei Wochen im Stuhl eines Infizierten nachweisbar ist, müssen die strengen Hygieneregeln in jedem Fall auch noch bis zu zwei Wochen nach Abklingen der Symptome eingehalten werden.
... aber in Gemeinschaftseinrichtungen
Wegen der hohen Infektiosität sind Gemeinschaftseinrichtungen wie Alten- und Pflegeheime, Kliniken, Schulen und Kindergärten in besonderem Ausmaß von Noroviren-Ausbrüchen betroffen. Das Robert Koch-Institut hat seit Oktober 2006 1143 Ausbrüche mit mehr als fünf Erkrankungen registriert, in 40% der Fälle waren Krankenhäuser und Alters- und Pflegeheime betroffen, in 13% Kindergärten und Kindertagesstätten. Dieser Problematik tragen die besonderen Empfehlungen des RKI zur Eindämmung von Norovirus-Ausbrüchen in Einrichtungen der stationären Pflege und Behandlung Rechnung (s. Kasten "Kliniken und Pflegeeinrichtungen"). Während das RKI in betroffenen Privathaushalten den generellen Einsatz von viruziden Desinfektionsmitteln nicht für erforderlich hält, kann auf desinfizierende Maßnahmen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen nicht verzichtet werden. Aufschluss darüber, welche Desinfektionsmittel geeignet sind, gibt eine Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und -verfahren [2].
Händedesinfektion: Zwei Minuten!
Dieser Liste ist zu entnehmen, dass eine gegen Noroviren wirksame Händedesinfektion mit dem alkoholischen Präparat Sterillium Virugard und den Halogenen Chloramin T (DAB9) 1%/2%, Clorina 1%/2% und Trichlorol 1%/2% möglich ist. Generell ist zu beachten, dass zumindest für das alkoholische Desinfektionsmittel und die 1%igen Zubereitungen der Halogen-haltigen Präparate eine Einwirkzeit von zwei Minuten notwendig ist, um die Noroviren sicher abzutöten.
Quelle[1] RKI: Norovirus-Infektionen. Online Vorabveröffentlichung aus Epidemiol. Bulletin 5/2007 vom 2. Februar 2007.
[2] Vom Robert Koch-Institut geprüfte und anerkannte Desinfektionsmittel und -verfahren: www.rki.de > Infektionsschutz > Krankenhaushygiene > Desinfektion
du- Händeschütteln vermeiden
- Nach jedem Toilettengang gründlich die Hände mit Seife waschen
- Nach Bus- und Bahnfahrten Hände gründlich mit Seife waschen
- Vor jedem Essen Hände gründlich mit Seife waschen
- Große Buffets meiden, da von vielen benutzte Vorlegebestecke ideale Übertragungsquellen sind
- Ist ein Familienmitglied an einer Magen-Darm-Infektion erkrankt, dann sollten Toilette, Waschbecken, Türgriffe und andere Flächen in der Nähe des Patienten gründlich gereinigt oder desinfiziert werden, die von ihm benutzte Wäsche, Bettwäsche und Handtücher sollte regelmäßig und mit einem Vollwaschmittel bei Temperaturen über 60°C gewaschen werden. Der Kontakt zu dem Erkrankten ist zu meiden.
- Geschirr kann wie üblich gereinigt werden
- Erkrankte sollen keine Speisen für andere zubereiten
- Auch nach Abklingen der Symptome sollten Erkrankte noch zwei Wochen lang auf eine intensive Toiletten- und Händehygiene achten, da das Virus noch ein bis zwei Wochen ausgeschieden werden kann.
- Isolierung betroffener Patienten in einem Zimmer mit eigenem WC;
- Händedesinfektion mit einem viruzid wirksamen Händedesinfektionsmittel und Pflege der Patienten mit Einweghandschuhen;
- Schutzkittel und ggf. Mund-Nasen-Schutz (z. B. bei potenziellem Erbrechen oder Kontakt mit Erbrochenem);
- sorgfältige Händehygiene, Händedesinfektion mit einem viruzid wirksamen Händedesinfektionsmittel nach Ablegen der Einweghandschuhe und vor Verlassen des Isolationszimmers;
- tägliche (in Sanitärbereichen ggf. häufigere) Wischdesinfektion aller patientennahen Kontaktflächen inkl. Türgriffe mit einem Flächendesinfektionsmittel mit nachgewiesener viruzider Wirksamkeit (als Wirkstoffe sollten Perverbindungen oder Aldehyde bevorzugt werden);
- kontaminierte Flächen (z. B. mit Erbrochenem) sofort, nach Anlegen eines Mund-Nasen-Schutzes, gezielt desinfizierend reinigen;
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