- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 6/2007
- Impfung bei Säuglingen
Arzneimittel und Therapie
Impfung bei Säuglingen
Kurze oder lange Nadeln?
Welchen Einfluss hat die Impftechnik auf Lokalreaktionen und Immunantwort? Mit dieser Frage befasste sich eine englische Arbeitsgruppe und kam zum Schluss, dass bevorzugt längere Nadeln eingesetzt werden sollten.
Englische Pädiater gingen der Frage nach, ob Länge und Dicke einer Kanüle bei der Impfung von Säuglingen eine Rolle spielen. In einer randomisierten, kontrollierten Studie an 18 Allgemeinpraxen wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen der Größe der Kanüle und Immunogenität und Impfreaktionen untersucht. Bei 696 gesunden Säuglingen, die im Alter von zwei, drei und vier Monaten ihre Schutzimpfungen erhielten, wurden lokale Impfreaktionen registriert und Titerbestimmungen durchgeführt. Die Impfung bestand aus einer Kombinationsvakzine (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Haemophilus influenza Typ B) und einer Serotyp C Meningokokken-Impfung. Je nach Randomisierung wurde eine der folgenden Nadeln verwendet:
- dicke, lange Kanüle (23 Gauge/0,6 mm Durchmesser, 25 mm lang)
- dünne, kurze Kanüle (25 Gauge/0,5 mm Durchmesser, 16 mm lang)
- dünne, lange Kanüle (25 Gauge/25 mm lang)
Primäre Studienendpunkte waren die Titer für Diphtherie, Tetanus, Haemophilus influenza Typ B und Neisseria meningitidis 28 bis 42 Tage nach der dritten Teilimpfung, sekundäre Studienpunkte waren Lokal- und Allgemeinreaktionen bis drei Tage nach der Impfung.
Bei der Verwendung dicker, langer Kanülen traten nach den Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Haemophilus influenza Typ B signifikant weniger lokale Reaktionen auf als beim Einsatz dünner, kurzer Nadeln. So konnten bei einer Impfung mit dicken, langen Kanülen bei jedem sechsten bis achten Kind lokale Reaktionen in den ersten drei Tagen nach der Impfung verhindert werden. Im Vergleich zu den Impflingen, bei denen eine kurze Kanüle verwendet wurde, zeigten signifikant weniger Kinder, die mit langen Nadeln geimpft wurden, schwere lokale Reaktionen.
Die durchschnittliche Immunantwort war bei der Verwendung langer, dicker Kanülen höher als nach der Impfung mit kurzen, dünnen Nadeln; der Unterschied erreichte allerdings keine statistische Signifikanz.
Zwischen Nadeln derselben Länge, aber unterschiedlicher Weite wurden im Hinblick auf lokale Reaktionen und Immunogenität keine auffallenden Unterschiede festgestellt; der Durchmesser der Kanüle spielt also kaum eine Rolle.
QuelleDiggle, L., et al.: Effect of needle size on immunogenicity and reactogenicity of vaccines in infants: randomised controlled trial. Brit. Med. J. 333 , 571-574 (2006).
Zimmerman R.: Size of the needle for infant vaccination. Brit. Med. J. 333 , 563-564 (2006).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr- Bei viermonatigen Säuglingen traten bei einer Impfung mit dicken, langen Kanülen weniger lokale Reaktionen auf als beim Einsatz kurzer, dünner Nadeln.
- Ob dies auf die unterschiedliche Länge oder die unterschiedliche Weite der Kanüle zurückzuführen ist, war nicht bekannt.
- Der Einfluss der Nadelbeschaffenheit auf die Immunantwort war ebenfalls nicht bekannt.
- Für unterschiedliche Lokalreaktionen ist die Länge, nicht die Weite der Kanüle entscheidend.
- Mit langen Kanülen (25 mm) werden bei zwei-, drei- und viermonatigen Impflingen die besten Ergebnisse erzielt.
- Im Hinblick auf die Immunogenität spielt es keine Rolle, ob kurze oder lange Kanülen verwendet werden.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.