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Fortbildungskongress
Hautmykosen
Mykosen im Bereich der Füße zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten des Menschen in Mitteleuropa. Eine Dermatophytose oder Onychomykose sind nicht nur lästig, sie können auch die Entstehung weiterer Erkrankungen begünstigen, so Prof. Dr. Peter Mayser, Zentrum für Dermatologie und Andrologie am Universitätsklinikum Gießen.
Da die meisten Wirkstoffklassen ihren Hauptangriffspunkt in der Hemmung der Ergosterolbiosynthese der Pilzzellmembran haben, wirken Antimykotika überwiegend auf proliferierende Pilzzellen. Die Hemmung der Ergosterolsynthese stört die Membran erheblich in ihrer Funktion. Antimykotika, die über andere Mechanismen angreifen, wie Griseofulvin (DNA- und RNA-abhängige Proteinsynthese) und Ciclopiroxolamin (Angriff an Mitochondrien und Zellwand) können synergistische Effekte zu den Ergosterolsynthesehemmern entfalten. Bei Versagen einer topischen Therapie oder bei begründetem Verdacht auf mangelnde Wirksamkeit ist eine systemische Behandlung erforderlich.
Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch unter Zwischenschaltung von Gegenständen wie Schuhen, Strümpfen, aber auch Fußbodenflächen. Ansteckungsmöglichkeiten sind überall dort gegeben, wo durch barfuß gehende Personen infektiöse Hautschüppchen auf den Boden und an den Fuß anderer Personen gelangen können. Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Fußballern oder Ringern zum Teil massive Fußmykosen verbreitet sind. Als Konsequenz muss eine intensivierte, permanente Aufklärung der Bevölkerung über die aufgezeigten Übertragungswege und mögliche einfache prophylaktische Maßnahmen gefordert werden, wie z. B. Tragen von Badeschlappen in öffentlichen Bädern, auch unter der Dusche, oder das Vermeiden des Barfuß-Gehens auf dem Teppichbelag von Hotelzimmern. Maysers Empfehlung: Nach jedem Bad oder jeder Dusche nicht nur die Haare fönen – auch die Füße inklusive der Zehenzwischenräume, denn Trockenheit ist für Pilze tödlich!
Dreischlagtherapie: feilen, lacken, schlucken
Eine Hautmykose wie die Tinea pedis kann Ausgangspunkt für Mykosen anderer Lokalisationen, z. B. Nagelmykosen der Zehen und Finger sein. Hierbei wird langsam nach und nach die Nagelplatte der Finger- oder Zehennägel zerstört. Zum Entstehen einer Onychomykose sind prädisponierende Faktoren erforderlich. Am häufigsten werden, neben einer erblichen Anlage, Angiopathien, periphere Neuropathien, zu enge Schuhe, wiederholte Traumen (z. B. beim Sport) und Diabetes mellitus sowie andere Stoffwechselstörungen genannt. Die Onychomykose weist ebenso wie der Fußpilz keine Selbstheilungstendenz auf und muss behandelt werden. Die Therapie richtet sich dabei nach dem Befallsgrad: sind weniger als 50% der Nagelplatte betroffen, so kann topisch behandelt werden, sind über 50% befallen oder die Nagelmatrix angegriffen, so muss systemisch therapiert werden. Ziel der Behandlung sind klinisch gesunde Nägel und vor allem deren Pilzfreiheit. Da Pilzsporen in luftgefüllten Hohlräumen am Nagel unter Umständen viele Wochen lebensfähig bleiben und im Zustand der Ruhe keine ergosterolhaltigen Membranen neu aufbauen, lassen sie sich nicht durch Antimykotika abtöten, die durch Störung der Ergosterolbiosynthese wirken (Azole, Terbinafin, Amorolfin). Daher sollte neben einer systemischen und bzw. topischen antimykotischen Therapie die erkrankte Nagelplatte atraumatisch entfernt werden. Die Kombinationsbehandlung mit einem systemischen Antimykotikum plus Lack als Zweischlagtherapie oder mit einer zusätzlichen atraumatischen Nagelentfernung durch vorsichtiges Fräsen der Nagelplatte als Dreischlagtherapie erbringt signifikant höhere Heilungsraten und ist daher oft auch unter ökonomischen Gesichtspunkten vorteilhaft.
Die chirurgische Nagelextraktion ist heute nicht mehr indiziert. Während und vor allem nach Abschluss der antimykotischen Behandlung sollten Schuhe und Strümpfe desinfiziert werden, um eine Reinfektion zu vermeiden. Dabei reicht ein Waschgang bei 60 Grad Celsius. ck
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