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Fortbildungskongress
Parasitäre Erkrankungen der Haut
Temporäre Parasiten wie Mücken, Zecken, Wanzen und auch Flöhe kommen, wenn sie Hunger haben, gehen aber auch wieder, wenn sie satt sind. Sie spielen bei uns eine untergeordnete Rolle. Stationäre Parasiten, wie Krätzemilben und Läuse, leben dagegen direkt auf ihrem Wirt. Hier ist die Eradikation das Wichtigste. Dr. Eric Martin, Hubertus-Apotheke, Marktheidenfeld, zeigte, dass wirksame Arzneistoffe zur Verfügung stehen – allerdings müssen diese korrekt angewendet werden, nur dann wird man den kleinen Plagegeistern Herr.
Krätze tritt vor allem dort auf, wo schlechte hygienische Verhältnisse herrschen. Die für Krätze verantwortlichen Milben sind sogenannte Grabmilben, sie bohren sich in die oberen Hautschichten und legen dort am Ende der Gänge ihre Eier ab. In der Regel graben die Milben ihre Gänge an weichen, dünnen, feuchtwarmen Hautstellen, insbesondere zwischen den Fingern, im Bereich der Handgelenke und Unterarme und im Genitalbereich. Gesicht, Kopf und der Nacken sind meist frei. Abhängig von der Milbenzahl kann es zu einer zwei- bis vierwöchigen Latenzzeit kommen, in der der Betroffene zwar symptomfrei, aber sehr ansteckend ist. Ganz typisch ist dann ein starker, meist nächtlicher Juckreiz, der über längere Zeit andauert und auch nach einer Therapie lange persistiert. Die Übertragung erfolgt bei engem körperlichem Kontakt, vor allem bei Sexualkontakt. Die Diagnose ist nicht einfach, da die Milbenlast oft sehr gering ist (10 bis 12 Milben) und die kleinen kommaförmigen Gänge durch Kratzeffekte überdeckt werden. Die Krätze ist problemlos therapierbar, es müssen aber die Kontaktpersonen mitbehandelt werden.
In der Krätzetherapie stehen verschiedene sehr wirksame Mittel zur Verfügung. Versagt die Behandlung, so liegt dies meist an einer unsachgemäßen Anwendung. So kann Permethrin 5% mit einer Einmalbehandlung ohne eine Vorbehandlung eingesetzt werden. Die Lösung benötigt acht Stunden Einwirkzeit. Zu beachten ist zum einen die Altersbegrenzung ab zwei Jahren sowie die Brennbarkeit der Lösung, es kann auch zu Unverträglichkeitsreaktionen und einer Reizung der Schleimhäute kommen. Bioallethrin steht als Spray (Spregal® Spray) in Kombination mit Piperonylbutoxid zur Verfügung. Es wird nach einer vorherigen Körperwäsche aufgesprüht und muss zwölf Stunden einwirken. Kontraindiziert ist es bei Säuglingen und in der Schwangerschaft. Zudem darf es nicht im Gesicht- und Kopfbereich angewendet werden und nicht mit Augen und Schleimhäuten in Berührung kommen. Da es zu Verneblungen kommen kann ist auch bei chronischen Atembeschwerden und Asthma größte Vorsicht geboten.
Besser verträglich ist Crotamiton (Crotamitex® , Eralix®). Die Behandlung erfolgt hier nach Duschen oder Baden, die Einwirkzeit beträgt 24 Stunden und die Behandlung sollte an drei bis fünf aufeinander folgenden Tagen wiederholt werden, bis keine Beschwerden mehr auftreten. Bei einer Behandlung mit Benzylbenzoat (Antiscabiosum®) muss vor und nach der der Anwendung der Körper gereinigt werden (Vollbad, Dusche) und an drei aufeinander folgenden Tagen der Körper gründlich eingerieben werden. Kontraindiziert ist es bei Kindern unter zwölf Jahren. Auch hier kann es zu Irritationen von Haut und Schleimhäuten kommen.
Die Kopflaus Pediculus humanus capitis
Nur Kleiderläuse sind ein Indikator für Hygienedefizite und sie sind zugleich auch Vektoren, die Krankheiten übertragen können. Sie parasitieren auf der dem Körper zugewandten Innenseite der Kleidung und kommen eher seltener vor. Viel häufiger sind die Kopfläuse, die weltweit verbreitet sind. In unseren Breiten übertragen sie aber keine Krankheiten. Kopfläuse ernähren sich ausschließlich von Blut, das sie etwa alle vier Stunden aus der Kopfhaut trinken. Dazu haben sie am Kopf einen stechenden Saugrüssel, mit dem sie jeweils etwas Speichel in der Haut hinterlassen, der das Blut am vorzeitigen Gerinnen hindert. Der führt häufig zu Juckreiz, der erst spät einsetzt, aber mehrere Wochen andauern kann. Als Folge von Verunreinigungen beim Einstechen des Rüssels sowie als Folge des Kratzens kann es zu Entzündungen kommen. Außerhalb des Kopfes – ohne Blutmahlzeit – sterben die Kopfläuse nach drei Tagen ab.
Ausgewachsene Weibchen kleben ihre Eier in der Nähe der Kopfhaut seitlich an die Haare. Nach etwa zwei Wochen schlüpft aus dem Ei die Larve. Dieser Vorgang ist temperaturabhängig: unter 22°C schlüpft keine Larve, ebenso wenig wie über 32°C. Nach einigen Tagen beginnen die befruchteten Weibchen bis zu zehn Eier am Tag zu legen. Als Nisse bezeichnet man die Hülle des Eies, unabhängig davon, ob bewohnt oder nicht. Dieses ist durch eine Chitinhülle gut vor Chemikalien geschützt. Die symptomfreie Latenzzeit von bis zu sechs Wochen begünstigt zudem die Ausbreitung und erfordert eine systematische Nachuntersuchung aller Kontaktpersonen.
Optimales Pedikulozid gibt es nicht
Das mechanische Entfernen durch Auskämmen ist eine wirksame und nebenwirkungsfreie Technik, die wirklich nur die Laus und nicht den Wirt schädigt und zudem keine Resistenz hervorruft. Der Erfolg hängt lediglich von der Frage der Ausdauer ab. Neben Insektiziden stehen pflanzliche Öle und das Medizinprodukt Dimeticon, die durch Ersticken wirken, zur Verfügung. Hier tobt ein Glaubenskrieg mit wechselnden Fronten, so Martin, welches Mittel denn nun eingesetzt wird. Neurotoxisch wirkende Pedikulozide wie Pyrethrum-Extrakt (Goldgeist® forte), Allethrin (Jacutin® Spray) oder Permethrin (Infecto Pedicul®) stehen ebenso zur Verfügung wie Kokosöl (Mosquito® Läuseshampoo). Diese werden auch vom Umweltbundesamt empfohlen. Das arznei-telegramm empfiehlt dagegen nur Pyrethrum-Extrakt und Kokosölderivate. Die WHO und die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie geben Permethrin als Mittel der Wahl an. Bei allen Präparaten müssen die speziellen Anwendungshinweise genau eingehalten und die unerwünschten Arzneimittelwirkungen und Kontraindikationen beachtet werden. ck
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