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- AZ 24/2008
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DAX: Augen zu und durch?
Mit den leicht rückläufigen Ölnotierungen gelangten die Profis letzte Woche zu der Ansicht, das Schlimmste bei der Kreditkrise sei bereits überstanden. In Wahrheit dürfte die Bankenkrise andauern und das Thema Inflation zum nächsten großen Dauer-brenner werden. In den USA nehmen jetzt die Kreditausfallquoten mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu. Probleme wie bei der Regionalbank KeyCorp aus Ohio scheinen darauf hinzuweisen, dass sich das ursprüngliche Subprime-Problem inzwischen auf das ganz normal Kreditgeschäft ausdehnt. Ist das Schlimmste der Kreditkrise überstanden oder machen sich bereits neue Ängste vor einer Stagflation breit? Die Antwort könnte lauten: Die Bankenkrise dauert an und ein neues Problem kommt hinzu. Gleichzeitig macht der Ölpreis weiter Sorgen. Alles spekuliert auf ein Platzen der Spekulationsblase, aber die von vielen Beobachtern erwarteten kräftigen Gewinnmitnahmen sind nicht eingetreten. Daran änderte auch die spektakuläre Aktion der USTerminaufsichtsbehörde nichts, die nach massiven Forderungen aus der Politik die Terminmärkte für Rohstoffe auf Manipulationen hin untersucht. Auch eine Art, mit der globalen Rohstoffknappheit umzugehen. Die Rohstoffblase muss nicht unbedingt platzen, wie sich Fondsmanager und Multimilliardär George Soros jüngst vor einem US-Senatsausschuss äußerte. Soros sieht für die Ölhausse fundamental gute Gründe. "Steigende Ölpreise können eine Rezession nach sich ziehen. Aber nur ein dergestalt abgeschwächtes Wachstum führt letztlich wieder zu einem schwächeren Ölpreis". Danach dürften dem Senatsausschuss wohl die Grenzen des staatlichen Aktionsradius klar geworden sein.
Das Problem am Parkett nimmt damit immer mehr Form an: Während die meisten Akteure bis vor kurzem noch von einer schnellen Überwindung der Kreditkrise ausgegangen waren, gibt der Banksektor keine Ruhe und die Kaufkraft dümpelt weiter vor sich hin – nun sogar durch die hohen Energiekosten vor eine weitere Belastungs-probe gestellt.
Die Hersteller versuchen, ihre höheren Kosten weiterzugeben. Der Reifenhersteller Continental etwa begegnet den gestiegenen Rohstoffkosten mit Preiserhöhungen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass den Verbrauchern der Atem ausgehen wird, bevor es zu einer nennenswerten Entlastung bei Inflation und am Ölmarkt kommt. Und das hatten die Aktienmärkte bislang noch nicht auf der Rechnung.
Inflation: Hilflose Notenbanken
Noch vor einigen Monaten hatten die meisten Analysten beim Thema Inflation nur müde abgewinkt. Kein Grund zur Sorge, lautete es unisono, eine langsamere Wirtschaft werde schon auch den Preisauftrieb dämpfen. Jetzt ist die europäische Preisteuerungsrate im Mai auf 3,6% angestiegen und feiert damit ein 16-Jahres-Hoch, wie das Statistische Büro der EU in Luxemburg letzte Woche mitteilte. Hauptverantwortlicher: Das Öl. Die von der EZB festgelegte Zielgröße von 2% für die Inflationsrate ist in weite Ferne gerückt und Notenbankchef Trichet kann die Situation nur noch als "die größte Herausforderung" umschreiben. Nichts als Lippenbekenntnisse, auch jenseits des Atlantiks. Was man von den obersten US-Geldhütern hört, klingt ähnlich kläglich: "Man nehme die Situation ernst, auch wenn die Wirtschaft kurz vor der Rezession stehe". Übersetzt heißt das: Weitere Zinssenkungen sind tabu, die Zinssätze werden auf aktuellem Niveau gehalten. In der Tat befinden sich die Notenbanken in einem Dilemma. Die Zinsen müssten in diesem Inflationsszenario eigentlich erhöht werden. Aber die Teuerungsrate beim Öl liegt außerhalb der Reichweite der Notenbanken. Eine Zinserhöhung im Westen würde nichts an der hohen Nachfrage nach Öl aus dem asiatischen Raum ändern. Der Fluch der Globalisierung. Es sei denn, die Nachfrage aus den USA oder/und Asien würde rezessionsbedingt massiv einrechen. Dann vielleicht dürfte man von einer Entspannung am Rohölmarkt ausgehen. Allerdings hieße das mit Blick auf die Weltwirtschaft: Operation gelungen – Patient tot.
Strategie
Vor zwei Wochen wurde an dieser Stelle vor einer anstehenden Konsolidierung gewarnt, letzte Woche ein Mindestkursziel von 6800 DAX-Punkten bzw. 6500 Punkte als Untergrenze des Korridors genannt. Es gibt keinen Grund, nun davon abzuweichen. Die Rohstoffhändler lassen sich vermutlich von der Politik nicht lange einschüchtern. Wir werden ein Comeback beim Rohöl erleben. Das könnte zu einem Umdenken am Parkett führen. Aktienkäufe sollte man daher weiterhin zurückstellen und abwarten, inwieweit der Verkaufsdruck im Verlauf abgebaut wird. DAX vom 4. Juni (12:50 Uhr): 6926 Punkte..
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