RKI beobachtet zunehmend resistente Grippe-Viren

Berlin (ks). Die vergangene Grippesaison 2007/2008 war in Deutschland vergleichsweise schwach. Allerdings zirkulierten erstmals im größeren Ausmaß solche Viren, die aufgrund einer Mutation resistent gegen den Neuraminidasehemmer Oseltamivir (Tamiflu) sind. In Deutschland betrug deren Anteil an den A/H1N1-Viren 13 Prozent. Das geht aus dem Abschlussbericht zur Influenzasaison 2007/2008 der Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert-Koch-Institut (RKI) hervor, der am 10. September in Berlin vorgestellt wurde. Die Experten des RKI raten zur Impfung.

Influenza-Arbeitsgruppe des RKI stellt Abschlussbericht vor

Auch wenn es in der letzten Saison weniger Grippe-Fälle gab als in den Jahren zuvor, führte sie nach RKI-Schätzungen zu 1,2 Millionen zusätzlichen Arztbesuchen, 550.000 Arbeitsunfähigkeiten und 4500 zusätzlichen Krankenhauseinweisungen. Insgesamt waren der Süden und die Mitte Deutschlands stärker betroffen als der Norden und der Osten. Das Nationale Referenzzentrum für Influenza (NRZ) wies zunächst hauptsächlich Viren vom Subtyp Influenza A/H1N1 nach, im Laufe der Saison stieg der Anteil an zirkulierenden Influenza B-Viren aber kontinuierlich an, so dass der Anteil der Influenza A-Viren am Ende der Saison insgesamt 54 Prozent und der Anteil der Influenza B-Viren 46 Prozent betrug. Der Anteil der erstmals entdeckten Oseltamivir-restistenten Viren nahm ebenfalls im Laufe der Saison zu, erklärte Silke Buda vom RKI. Sie machten schließlich ein Zehntel aller Influenzaviren aus.

Die Gefahren der "echten Grippe" werden nach Ansicht der Experten unterschätzt. Zwischen 2001 und 2007 starben in Deutschland nach Schätzungen des RKI rund 31.000 Menschen über 60 Jahren infolge der Influenza. Dabei konnten rund 5300 Todesfälle bereits durch Impfungen verhindert werden, erklärte Udo Buchholz vom RKI. Wäre allerdings schon jetzt das Influenza-Impfziel der Weltgesundheitsorganisation erreicht – nämlich eine Impfrate von 75 Prozent bei der älteren Bevölkerung bis zum Jahr 2010 – hätten in dem 6-Jahres-Zeitraum weitere rund 2800 Grippetote verhindert werden können. Und das bei der Annahme einer 30%igen Schutzwirkung der Impfung vor einer tödlichen Grippe. Doch noch liegt die Impfrate hierzulande erst bei etwa 50 Prozent der über 60-Jährigen. "In Europa gehören wir damit zu den Schlusslichtern", sagte Buchholz. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt die Impfung für über 60-Jährige, medizinisches Personal sowie für chronisch Kranke. Buchholz riet diesen besonders anfälligen Gruppen, sich für die kommende Saison rechtzeitig impfen zu lassen. Der bereits zur Verfügung stehende Impfstoff für den nächsten Winter basiere auf den Virenstämmen der zurückliegenden Saison. Wer sich im September impfen lasse, behalte den Schutz die ganze nächste Grippesaison über, so Buchholz. .

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