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Vitamin E bei Rauchern kontraindiziert?

Mitte der 1990-er Jahre wurde erstmals ein negativer Effekt von antioxidativ wirkenden Vitaminen bei Rauchern festgestellt. Betacarotin erhöht das Krebsrisiko bei Rauchern, so die damalige Erkenntnis. Nun wurde eine neue Studie publiziert, die zu einem ähnlichen Resultat für Vitamin E gelangt.

Vitamine sind gesund. Unter anderem werden ihnen wegen ihrer antioxidativen Eigenschaften viele positive Effekte auf den Körper zugeschrieben. Allerdings gilt dies nicht für Anhänger des blauen Dunstes. Seit 1994 die Alpha-Tocopherol Beta-Carotene Cancer Prevention (ATBC) Studie gezeigt hat, dass die Vitamin-A-Vorstufe Betacarotin bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko erhöht, ist man mit der Empfehlung von Vitamingaben hier zurückhaltender geworden. Betacarotingaben sind bei Rauchern mittlerweile sogar kontraindiziert. Künftig könnte dies auch für Vitamin E gelten, denn die Ergebnisse der Vitamins and Lifestyle (VITAL) Studie weisen in dieselbe Richtung wie die ATBC-Studie. Im Rahmen der VITAL-Studie wurden rund 77.000 amerikanische Frauen und Männer zu ihren Lebens- und Ernährungsgewohnheiten befragt. Zwei Drittel gaben an, Multivitaminpräparate einzunehmen. Die meisten der Präparate enthielten Vitamin E. Für Raucher erwies sich die Einnahme als negativ. 521 Studienteilnehmer entwickelten in einer vierjährigen Nachbeobachtungszeit ein Bronchialkarzinom. Die Auswertung ihrer Daten bezüglich Rauchen und Vitamin-E-Einnahme ergab einen Anstieg des Krebsrisikos um elf Prozent je 100 mg Vitamin-E-Gabe pro Tag. Viele Vitamin-E-Kapseln enthalten 400 mg. Diese Dosis über zehn Jahre eingenommen, geht laut Studienautor Christopher Slatore mit einem um 28 Prozent erhöhten Lungenkrebsrisiko für Raucher einher. Zwar hat die VITAL-Studie nicht den gleichen Evidenzgrad wie die ATBC-Studie, da es sich nicht um eine randomisierte, kontrollierte Studie handelt, sondern nur um eine Beobachtungsstudie, dennoch sollten Ärzte ihren rauchenden Patienten laut Slatore klar machen, dass sie von einer Vitamin-E-Gabe nicht profitieren könnten.


ral


Quelle: Slatore, C. et al.: Am. J. Resp. Crit. Care Med. 177, 524-530 (2008).

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