- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 18/2008
- Bakteriell und viral ...
Interpharm 2008
Bakteriell und viral ausgelöste Geschlechtskrankheiten
Die Syphilis ist eine sexuell übertragene chronische Infektion durch die Spirochaete Treponema pallidum. Es treten etwa 5 bis 10 Fälle/100.000 Einwohner/Jahr auf. Charakteristisch für die Syphilis ist der chronische Verlauf in mehreren klinischen Stadien. Zunächst wird eine lokale Erkrankung mit typischen Primäraffekten an der Eintrittspforte beobachtet, die meist schmerzlos sind. Zu über 90% ist die genitoanale Schleimhaut betroffen, es können aber extragenital Primäraffekte auftreten: schmerzlose Ulcera an der Mundschleimhaut, Zunge und Lippen. Zur Diagnosestellung erfolgt der Erregernachweis nativ aus einer sezernierenden Läsion mit Hilfe des Phasenkontrastmikroskops. Eine Kultur ist nicht möglich. Ab der 3. Woche nach Infektion sind Antikörper im Serum nachweisbar. Nach etwa zwölf Wochen und spontaner Abheilung des Primäraffektes setzt das Sekundärstadium mit einer Vielzahl von Haut- und Schleimhautsymptomen ein. Wird die Syphilis nicht behandelt, so dauert der rezidivierend-chronische Verlauf der Sekundärsyphilis bis zu einem Jahr an. Dann folgt eine Latenzphase, die Jahrzehnte andauern kann. Die Syphilis ist mit den zur Verfügung stehenden Penicillinen gut behandelbar, so dass letale Verläufe, wie sie aus der Geschichte bekannt sind, selten vorkommen. Behandelt wird mit Benzylpenicillin. Resistenzen des Erregers sind nicht bekannt. Die Gonorrhö, umgangssprachlich auch als Tripper bezeichnet, ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Das gramnegative Bakterium Neisseria gonorrhoeae ist der Auslöser dieser Schleimhautentzündung. Beim Mann sind die charakteristischen Symptome eitriges Sekret aus der Harnröhre, eine Prostatitis sowie Proktitis oder auch eine Pharyngitis. Die Symptome treten drei bis sieben Tage nach der Infektion auf – eine Infektion macht sich also relativ schnell bemerkbar. Auch bei infizierten Frauen kommt es zu Urethritis, Cervicitis, Proktitis oder Pharyngitis.
Auch Chlamydien können sexuell übertragbare Erkrankungen der Schleimhäute im Genitalbereich auslösen. Unbehandelt kann die Erkrankung in ein chronisches Stadium übergehen. Das größte Risiko der Infektion mit Chlamydien ist die weibliche Infertilität. Daher sollte bei unerfülltem Kinderwunsch immer auch eine Chlamydiendiagnostik durchgeführt werden.
Zunehmend Viren als Auslöser
Heutzutage von steigender Bedeutung sind viral bedingte Infektionen. Dazu zählen Krankheiten, die durch HI- oder Papillomaviren ausgelöst werden. Das humane Immundefizienzvirus (HIV) führt zu einer Störung der Funktion der T-Lymphozyten. Im Laufe der fortschreitenden Erkrankung nimmt die Schwere der auftretenden Infektionen zu: An der Haut und am Genitale entstehen Infektionen mit opportunistischen Erregern, es kann zu ausgedehnten Infektionen mit Papillomaviren, Herpesviren oder Hefepilzen kommen. Bei bis zu 50% der Erkrankten tritt ein Kaposi-Sarkom auf, das durch das humane Herpesvirus (HHV) 8 ausgelöst wird und durch charakteristische bräunliche, flache Knoten auffällt. Wird nicht adäquat behandelt, so erkranken drei Viertel der Virusträger nach sieben Jahren an Aids, 80% sterben innerhalb eines Jahres. Daher sollte der Prophylaxe – vor allem der Verwendung von Kondomen – mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, um sexuelle Infektionen zu vermeiden.
ck
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.