Arzneimittel und Therapie

Hand-Fuß-Mund-Krankheit in China und Südostasien

Von einer neuen Ausbruchswelle der Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird jetzt aus China und mehreren südostasiatischen Ländern berichtet: Die Zahl der registrierten Fälle erhöhte sich nach ersten Berichten im Februar bis zum Mai 2008 allein in China auf etwa 28.000; inzwischen sind auch mindestens 34 infizierte Kinder gestorben.

Ende der 60er-/Anfang der 70er-Jahre wurde nach Ausbrüchen vor allem in den USA und in Osteuropa eine neue Infektionskrankheit beschrieben, die hauptsächlich Kleinkinder befällt. Nach dem Krankheitsbild wurde sie Hand-Fuß-Mund-Krankheit (Hand, Foot and Mouth Disease, HFMD) genannt. Gelegentlich findet man auch die Bezeichnungen Hand-Fuß-Mund-Exanthem oder Falsche Maul- und Klauenseuche.

Enterovirus 71

Der Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist das humane Enterovirus Serotyp 71, kurz Enterovirus 71 genannt. Es befällt ausschließlich den Menschen, ist weltweit verbreitet und hoch ansteckend, daher tritt die Krankheit epidemisch auf, in den letzten Jahren vor allem in Ost- und Südostasien [1].

Das Enterovirus 71 wurde 1969 erstmals beschrieben. Es gehört zur Familie der Picornaviridae, besitzt keine Hülle, hat Ikosaeder-Symmetrie und als Nucleinsäure eine lineare Einzel(+)-Strang-RNA (= ss(+)RNA). Die Übertragung von Enterovirus 71 erfolgt durch Sekret aus den während des Krankheitsverlaufs entstehenden Bläschen, durch Tröpfchen, Speichel oder fäkal-oral, aber offensichtlich auch durch kontaminierte Oberflächen. Gelegentlich werden auch Coxsackie-Viren als Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit genannt.

In Einzelfällen tödlich

Ein Großteil – schätzungsweise bis zu 70% – der Infektionen bleibt asymptomatisch. Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt drei bis sechs Tage. Danach kann es zu vorübergehenden Allgemeinsymptomen (Fieber, Unwohlsein) kommen und schließlich zur Ausbildung von Exanthemen mit Bläschen an den Streckseiten der Finger und Zehen, aber auch an Handinnenflächen und Fußsohlen. Auch die Mundhöhle mit Gaumen, Wangenschleimhaut und Zunge ist betroffen. Nach etwa ein bis zwei Wochen heilen die Bläschen meist vollständig ab.

In Einzelfällen kann die Infektion nach einer Enzephalitis, Meningitis oder Myokarditis auch tödlich enden. Die meisten Todesfälle sind auf ein neurogenes Lungenödem zurückzuführen [1]. Die Erkrankungen mit schwerem Verlauf sind offensichtlich auf Kinder unter sechs Jahren beschränkt [2]. Eine kausale Therapie für die Erkrankung gibt es nicht, sie kann daher nur symptomatisch behandelt werden.

Auch in Deutschland treten gelegentlich Fälle der Hand-Fuß-Mund-Krankheit auf, jedoch ohne die genannten schweren Komplikationen. Die deutlichen Unterschiede in der Symptomatik der Krankheit in Südostasien einerseits und Europa andrerseits sind bislang nicht geklärt. Das Risiko für europäische Touristen in Südostasien wird als eher gering eingeschätzt. Für mitreisende Kleinkinder wird empfohlen, den Kontakt zu gleichaltrigen Einheimischen zu vermeiden. Grundsätzlich sollte auf eine gründliche Hände- und Speisehygiene geachtet werden.

 

Quelle

[1] Zum Ausbruch von Hand-, Fuß- und Mundkrankheit in Südostasien durch Enterovirus 71. Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts 20/2008; www.rki.de: Infektionskrankheiten A – Z: Enteroviren.

[2] Chang, L.-Y., et al.: Risk factors of enterovirus 71 infection and associated hand, foot, and mouth disease/herpangina in children during an epidemic in Taiwan. Pediactrics 109 (6), e88 (2002).

 


 

Dr. Hans-Peter Hanssen
Universität Hamburg, Institut f. Pharmazie, Abt. Pharm. Biologie u. Mikrobiologie Bundesstr. 45, 20146 Hamburg, hans-peter.hanssen@hamburg.de

 

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