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Pharmazie in den USA
Minnesota – einfach "cool"
Lassen Sie mich erst einmal über Minneapolis berichten. Ich nahm zunächst an, Minneapolis sei die Hauptstadt von Minnesota. Aber das stimmt nicht! Das State Capitol von Minnesota sowie die Govenor’s Residence stehen in St. Paul. Minneapolis, die größte Stadt des Bundesstaates, sowie St. Paul, die zweitgrößte, liegen unmittelbar nebeneinander und sind im Laufe der Jahre zusammengewachsen. Man spricht von "Twin Cities" und meint damit das von rund drei Millionen Menschen bewohnte Stadtgebiet nördlich und südlich des Mississippi-Ufers. Doch die Zwillinge gleichen sich äußerlich wenig: Das stark von der europäischen spätviktorianischen Architektur beeinflusste St. Paul wird als "the last of the country’s Eastern cities" bezeichnet. Minneapolis dagegen, mit seinem wie auf dem Reißbrett geplanten, in Gitterform verlaufendem Straßennetz mit breiten Boulevards und den typisch amerikanischen Hochhäusern gilt als "the first city of the American West". Der Mississippi und seine Brücken bestimmen Teile des Stadtbilds – und sind auch für so manchen Verkehrsstau verantwortlich (Sie erinnern sich, zu Beginn des Jahres 2008 stürzte in Minneapolis eine Mississippi-Brücke ein, am Neubau wird nun mit Hochdruck gearbeitet). Aber es gibt erstaunlicherweise noch viel mehr Wasser, das den Twin Cities einen hohen Freizeitwert beschert: Hunderte von Seen, zum Teil verbunden durch gut ausgebaute Fahrradwege, bieten der Bevölkerung Möglichkeit zu vielen Wassersportarten – und im Winter zum Eislaufen. Womit wir bei einem für das Wohlbefinden der Menschen nicht unwichtigen Thema angelangt sind: den klimatischen Verhältnissen. Minnesota ist eindeutig als "cool" zu bezeichnen. Die Winter sind lang und eiskalt, im Schnitt gibt es 30 Tage mit "below-zero temperatures", wobei man wissen muss, dass in Amerika die Fahrenheit-Temperatur-Skala gilt. "Below-zero" bedeutet nach unserer Celsius-Skala minus 18 Grad. Die Durchschnittstemperaturen im Januar liegen zwischen minus 5 und minus15 Grad Celsius. Kein Wunder, dass die Seen monatelang zugefroren sind und auch auf dem Mississippi selbst im Frühjahr noch Eisschollen treiben. Doch es gibt auch Sommertage: Die Statistik nennt "13 days in the 90s", womit dreizehn Tage mit über 30 Grad Celsius gemeint sind. Noch kälter ist es im Norden des Landes.
Und nun führe ich Sie an den anfangs erwähnten "Strand" zurück. Haben Sie schon einmal vom "Lake Superior" gehört? Dieser See, den man auf einer mehr als 1000 Meilen langen Küstenstraße mit dem Auto umfahren kann, wird von den US-Bundesstaaten Minnesota, Wisconsin und Michigan sowie von Kanada umschlossen. Die Universitätsstadt Duluth (siehe unser Bericht), mit knapp 90.000 Einwohnern deutlich kleiner als die Twin Cities, aber immerhin noch drittgrößte Stadt Minnesotas, liegt am Ufer des "Lake Superior". Der riesengroße See, bei unserem Besuch im April noch stellenweise vereist, wirkt auf den Betrachter wie ein Meer. Landschaftlich wunderschön ist es hier – die Berge (die sich zum Alpin-Skifahren eignen) fallen allmählich zum Seeufer hin ab. Der Ort selbst, ehemalige Kohlenbergbau-Region, hat dagegen eher einen herben, industriellen Charme. Und das raue Klima muss man mögen! Zwar wurde uns berichtet, dass im Sommer die Feriengäste nur so strömen – und auch die Infrastruktur des Ortes deutet darauf hin. Doch die kalte Jahreszeit dürfte bedeutend länger sein. Zurück in Minneapolis hatten wir bei unserem Besuch noch Zeit und Gelegenheit, einen Einblick in das Kulturleben der Stadt zu gewinnen. Keine Frage, wir waren begeistert! Mehr oder weniger attraktive Gelegenheiten zum "Power-Shopping" erwartet man in Amerikas Großstädten ohnehin. In Minneapolis sind die Angebote gigantisch. Zum einen gibt es – außerhalb der City, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen – die "Mall of America", lange Zeit die größte Mall der USA, ein Mix aus großflächigen Läden, Restaurants und Vergnügungspark, verteilt auf viele Stockwerke. Doch man muss gar nicht so weit fahren.
In Minneapolis-Downtown ist ebenfalls gut shoppen – unabhängig vom Wetter: Die Gebäude (und Geschäfte) der Innenstadt sind durch ein "Skyway"-System von insgesamt neun Meilen Länge miteinander verbunden, so dass man trockenen Fußes und ohne zu frieren nach Herzenslust schauen, essen und trinken sowie einkaufen kann. Darüber hinaus gibt es in der ganzen Stadt einfach großartige Museen unterschiedlichster Ausrichtungen, Theater, Konzerthallen, Jazzclubs. Alle diese Stätten zeugen von einer lebhaften Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt, mit Kunst, Literatur und Musik aller Epochen. Besonders eindrucksvoll ist die neu erbaute Bibliothek "Minneapolis Central Library". Erst 2006 wurde das vom weltbekannten Architekten Caesar Pelli gestaltete Gebäude fertig gestellt. Die Bevölkerung hat hier in hellen, großzügig mit moderner Technik ausgestatteten Sälen Zugang zu mehr als drei Millionen Büchern, Magazinen und anderen Dokumenten. Wer sich mit der Geschichte der Stadt Minneapolis auseinandersetzen will, darf auf keinen Fall die historische "Mill City" mit dem Mühlenmuseum verpassen. Bereits im 19. Jahrhundert nahm Minneapolis weltweit eine Spitzenstellung in der industriellen Getreideverarbeitung ein. Die Ausgangssituation dafür war günstig: Auf den Feldern der Umgebung gedieh das Getreide, das auf dem Mississippi oder dem Landweg in die mit Wasserkraft betriebenen Großmühlen am Mississippi-Ufer transportiert wurde. Die Mühlentechnik war um das Jahr 1900 die modernste der Welt und ein Viertel des gesamten in den USA produzierten Weizenmehls kam aus Minneapolis. Dieser Industriezweig brachte der Stadt viele Jahrzehnte lang wirtschaftlichen Erfolg und Ansehen – bis es in den 1970er Jahren zu Umbrüchen kam. Neue Geschäftsfelder, vor allem in der "high technology" mit Schwerpunkten im Bereich Medizin und Umwelt sowie ein Angebot verschiedenartiger Dienstleistungen lösten die Mühlenindustrie ab und wurden zur Erfolgsgeschichte der Neuzeit. Eine Einrichtung der Neuzeit, um nicht zu sagen, ein futuristisch anmutendes Gebäude ist auch das unbedingt sehenswerte Guthrie-Theater, benannt nach dem englisch-irischen Theaterdirektor und Regisseur Sir William Tyrone Guthrie. Die spannungsvolle Architektur mit vielen Überraschungseffekten im Inneren des Gebäudes ist allein schon einen Besuch wert. Und natürlich spielt auch der Sport in Minneapolis eine große Rolle: Berühmte Basketball-, Football-, Baseball- und Hockeyteams sind überall im Stadtgebiet mit ihren Stadien, ihren Fans, ihrer Werbung und vielen Fanartikeln sichtbar. Fehlt nur noch ein Wort zum – kulturell nicht gerade unwichtigen – Thema Ernährung. Die "Wholefood-Markets", die wir besucht haben und wo ausschließlich hochwertige Lebensmittel und Bioware angeboten wurden, waren im Vergleich zu deutschen Supermärkten sensationell. Das Vorurteil, US-Amerikaner hätten kein Bewusstsein für gesunde Ernährung, wurde hier eindeutig und gründlich widerlegt.
FACTS & FIGURES
In Minneapolis…… wurde 1922 Charles M. Schulz geboren, der bekannteste Cartoonist der Welt. 1950 "erfand" Schulz die Peanuts, Charly Brown und Snoopy … kam 1958 der Rockstar, Komponist und Musikproduzent Prince auf die Welt … wurde 1992 die Mall of America eröffnet, damals das größte Einkaufszentrum der Welt, mit einer Fläche von 390.000 Quadratmetern und mehr als 520 Ladengeschäften … gibt es das größte Skyway-System der Welt – 80 Häuserblocks der Innenstadt werden durch insgesamt 9 Meilen lange Gänge über den Straßen zwischen den Gebäuden miteinander verbunden … wurden von der dort ansässigen Firma Medtronic die ersten batteriebetriebenen, externen Herzschrittmacher sowie Stents entwickelt und auf den Markt gebracht …wurden die Inline-Skater erfunden – speziell für das Sommertraining von Eishockeyspielern
In Duluth, der drittgrößten Stadt von Minnesota, wurde 1941 Robert Allen Zimmerman geboren, weltbekannt geworden als Musiker und Superstar Bob Dylan. |
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