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- DAZ 25/2008
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Arzneimittel und Therapie
Salmonellen-Infektionen durch Tomaten
Besonders betroffen sind die Staaten New Mexico und Texas. Die Warnung der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) gilt für Roma-, pflaumenförmige und Fleischtomaten. Rispen-, Kirsch- und Cocktailtomaten wurden hingegen als unbedenklich eingestuft. Seit 1990 hat es in den USA mindestens zwölf größere und einige kleinere, lokale Ausbrüche von Lebensmittelvergiftungen gegeben, die sich auf den Genuss kontaminierter Tomaten zurückführen ließen. Von 1998 bis 2006 waren nach FDA-Angaben 17% aller Fälle von Lebensmittelvergiftungen größeren Ausmaßes auf den Genuss kontaminierter Tomaten zurückzuführen. Am häufigsten wurden Salmonellen als Ursache erkannt.
Möglicher Übertragungsweg: Wasser
Salmonellen, die meistens auf tierischen Produkten (z. B. Fleisch, vor allem von Geflügel; Eier und Speisen, die Rohei enthalten; Muscheln) vorkommen, können auch durch kontaminiertes Wasser übertragen werden. Vermutlich gelangen sie beim Wässern der Pflanzen auf dem Feld auf die Tomaten oder später beim Waschen der Früchte. Die Symptome einer Salmonelleninfektion sind zumeist Durchfall und Erbrechen. Diese können wenige Stunden bis drei, maximal sieben Tage nach dem Verzehr des befallenen Lebensmittels auftauchen. Die mittlere Inkubationszeit beträgt 20 bis 24 Stunden. Die Erkrankungsdauer beträgt in der Regel nur wenige Stunden oder Tage. Bei etwa 5% der Erkrankten verläuft die Infektion mit hohem Fieber und massiven Flüssigkeitsverlusten. Gefährdet sind vor allem Kinder, ältere Menschen und Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Schützen kann man sich, indem man Gemüse wie rohe Eierspeisen, Eis oder Geflügel behandelt: kühl lagern und das Abwaschwasser weggießen.
Tomaten sind in Deutschland keine Gefahr
Salmonellen sind in der Regel bewegliche, gramnegative Stäbchen, die aufgrund der Struktur ihrer Körper(O)- und Geißel(H)-Antigene nach dem Kauffmann-White-Schema geordnet und anhand einer Seroformel als Serovare deklariert werden. Von den bisher bekannten über 2400 Salmonella (S.)-Serovaren haben praktisch nur 20 bis 30 als Erreger von lebensmittelbedingten Erkrankungen eine epidemiologische Bedeutung. Neben frischem Geflügelfleisch oder Eispeisen scheinen einigen Serovaren auch Obst und Gemüse als Nährboden zu dienen. Andere Serovare können darüber hinaus aber jederzeit regional oder temporär besonders in Erscheinung treten. Langzeitanalysen zeigen, dass weltweit S. typhimurium und seit Mitte der 80er Jahre S. enteritidis epidemiologisch im Vordergrund stehen [2]. Tomaten sind zwar als "Risikofaktor" in Deutschland bislang nicht beschrieben worden, doch wurde kürzlich bei einer Häufung von Salmonellosen bei Kindern unter drei Jahren der Serovar-Typ Tennessee beschrieben, für den als möglicher Risikofaktor ein Kontakt mit Reptilien genannt wird [3]. Der ebenfalls äußerst selten vorkommende Serovar-Typ Saint-Paul ist für die derzeitigen Ausbrüche in den USA verantwortlich.
Quelle
[1] www.fda.gov/consumer/updates/tomatoewarning
[2] www.rki.de: Infektionskrankheiten A-Z: Salmonellose.
[3] www.rki.de: Epid Bull 22/08: Häufung von Salmonella-Tennessee-Infektionen bei Kindern unter drei Jahren.
Dr. Hans-Peter Hanssen
Institut für Pharmazeutische Biologie und Mikrobiologie,
Universität Hamburg
Bundesstr. 45, 20146 Hamburg
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