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Arzneimittel und Therapie
Nutzen von Antihypertonika altersunabhängig
Anwendungsbeobachtungen haben gezeigt, dass die Höhe des Blutdrucks unmittelbare Auswirkungen auf das relative Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt hat, allerdings nimmt die Korrelation beider Faktoren mit zunehmendem Alter ab. Eine Studie fand kürzlich heraus, dass eine Reduktion des Blutdrucks um 20mmHg bei Hypertonikern das relative Schlaganfallrisiko in der Altersgruppe von 8 bis 89 Jahren um 33% und in der Altergruppe von 50 bis 59 Jahren sogar um 62% senkt. Die Tatsache, dass bisher kaum über die Verbesserung des relativen Risikos für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Zwischenfälle bei jüngeren Patienten berichtet wurde hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum Einen wurden in klinischen Studien meist Patientenkollektive mit einer sehr breiten Altersverteilung untersucht, zum Anderen gibt es noch immer keine belastbaren Ergebnisse, die verschiedene Substanzklassen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit in älteren und jüngeren Patientenkollektiven vergleichen. Daher wertete die Blood Pressure Lowering Treatment Trialists‘ Collaboration (BPLTTC) nun im Rahmen einer Metaanalyse 31 Studien mit insgesamt über 190.000 Patienten aus, um verschiedene Therapieoptionen in Abhängigkeit vom Alter der Probanden zu bewerten und zu vergleichen.
Kein signifikanter Unterschied messbar
Folgende Arzneistoffklassen wurden bei dem Vergleich berücksichtigt: ACE-Hemmer, AT-Rezeptorantagonisten, Calciumantagonisten, Diuretika und β-Blocker. Als Kriterium zur Beurteilung der jeweiligen Therapie wurde die Häufigkeit des Auftretens schwerwiegender Herz-Kreislauf-Zwischenfälle (Schlaganfall, Herzinfarkt etc.) herangezogen. Um die Effekte in Abhängigkeit des Patientenalters zu untersuchen, teilten die Autoren das Patientenkollektiv in zwei Subpopulationen (unter bzw. über 65 Jahre) und betrachteten diese getrennt. Es zeigte sich, dass beide Altersgruppen gleichermaßen von der antihypertensiven Therapie profitieren und die Inzidenz für schwere kardiovaskuläre Ereignisse in beiden Kollektiven vergleichbar sank. Das gilt sowohl für die Behandlung mit identischen Wirkstoffen, als auch für Therapieschemata, die Arzneistoffe unterschiedlicher Wirkstoffklassen einsetzten. Bei 35 angestellten Therapievergleichen erreichten die gemessenen Unterschiede lediglich in zwei Fällen das Signifikanzniveau, dies führten die Autoren allerdings auf Zufälle zurück.
Aussagekraft begrenzt
Die Aussagekraft der Analyse ist jedoch begrenzt. Da die Altersverteilung insgesamt relativ schmal war und das Durchschnittsalter in den beiden gebildeten Subpopulationen relativ nahe beieinander lag, ist nicht auszuschließen, dass bei einem größeren Altersunterschied deutlichere, mitunter auch signifikante Unterschiede bei der Wirksamkeit der Bluthochdrucktherapie zu Tage träten. Ein Vergleich des therapeutischen Nutzens verschiedener Behandlungsregime für sehr alte oder sehr junge Hypertoniker aufgrund dieser Daten ist daher nur bedingt möglich. Außerdem wurden lediglich kurz- bis mittelfristige Veränderungen bewertet, die Blutdrucktherapie erfolgt aber in der Regel über einen relativ langen Zeitraum. Des Weiteren könnten die zahlreichen verschiedenen Begleitmedikamente die Studienergebnisse in unterschiedlicher Weise beeinflusst haben.
Verträglichkeit und Kosten rücken in den Fokus
Trotz ihrer Schwächen gibt die vorliegende Metaanalyse einen deutlichen Hinweis darauf, dass eine blutdrucksenkende Pharmakotherapie unabhängig vom jeweiligen Wirkstoff sowie vom Lebensalter der Patienten hinsichtlich der Reduktion schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse zu einem vergleichbaren klinischen Nutzen führt. Dies rückt andere Argumente bei der Therapieauswahl in den Fokus. Demnach dürften künftig, ausreichende Blutdrucksenkung vorausgesetzt, statt Patientenalter eher Wirkstoffverträglichkeit sowie Therapiekosten über die Wahl des Arzneistoffs entscheiden.
QuelleTurnbull F.; et al.: Effects of different regimens to lower blood pressure on major cardiovascular events in older and younger people: meta-analysis of randomised trials. BMJ 2008; 336: 1121– 23.
Apotheker Dr. Andreas Ziegler
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