Arzneimittel und Therapie

Tiotropium kann die Lungenfunktion verbessern

Das Anticholinergikum Tiotropium (Spiriva®) hat sich in der Uplift-Studie, deren Ergebnis beim Jahreskongress der European Respiratory Society vorgestellt wurde, als sichere Medikation bei der COPD ergeben. Der Wirkstoff bessert die Lungenfunktion wie auch die Lebensqualität der Patienten und senkt signifikant die Rate an Exazerbationen. Er mindert aber nicht den stetigen Abfall der Lungenfunktion und hat damit das primäre Studienziel nicht erreicht.
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung Das langwirkende Anticholinergikum Tiotropium verlängerte die Zeitspanne bis zum Auftreten von Exazerbationen sowie bis zur ersten Krankenhausaufnahme wegen Exazerbation.
Foto: ABDA

Sowohl die Lungenfunktion wie auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patienten mit chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) bessert sich konstant über einen Zeitraum von mindestens vier Jahren bei zugleich signifikant weniger Exazerbationen, wenn die Patienten mit dem langwirksamen Anticholinergikum Tiotropium (Spiriva®) behandelt werden. Das ist das zentrale Ergebnis der Uplift-Studie (Understanding Potential Long-Term Impacts on Function with Tiotropium), einer vierjährigen Endpunktstudie zur Effektivität wie auch Sicherheit des Wirkstoffs bei COPD-Patienten. Die Studie, eine der größten Untersuchungen zur Behandlung der COPD bislang, hat zugleich ergeben, dass sich auch mit Tiotropium die Krankheitsprogression, gemessen am kontinuierlichen Rückgang der Lungenfunktion, nicht aufhalten lässt.

In der Uplift-Studie wurden 5993 Patienten aus 37 Nationen vier Jahre lang zusätzlich zu einer Basismedikation, bei der außer Anticholinergika praktisch alle Wirkstoffe gegeben werden konnten, placebokontrolliert mit Tiotropium behandelt. Als primärer Endpunkt wurde der Abfall des FEV1 zwischen Tag 30 und Studienabschluss vordefiniert, sekundäre Endpunkte waren die Veränderung der Lungenfunktion, die Zahl der Exazerbationen sowie die Hospitalisationsrate aufgrund von Exazerbationen sowie die Mortalität. Die Studie umfasste außerdem ein breites Sicherheitsmonitoring.

Signifikant gesteigerte Lungenfunktion

Konkret wurde als Ergebnis über vier Jahre eine konstant verbesserte Lungenfunktion gegenüber der Kontrollgruppe registriert, wobei der Unterschied des FEV1 zwischen den beiden Studiengruppen signifikant war. Die beiden Kurven verliefen allerdings über den gesamten Zeitraum parallel, Hinweise auf eine Verhinderung oder zumindest Verlangsamung des FEV1 -Abfalls durch Tiotropium, wie er erwartet worden war, gab es nicht.

Davon abgesehen aber zeigten sich neben der verbesserten Lungenfunktion eindeutige Therapievorteile wie eine signifikant verlängerte Zeitspanne bis zum Auftreten von Exazerbationen und zwar im Median um 4,1 Monate. Es wurde zudem die Zahl der Exazerbationen pro Patientenjahr statistisch eindeutig um 14 Prozent verringert ebenso wie die Rate an Klinikeinweisungen aufgrund einer Exazerbation.

Über mehr als vier Jahre verbesserte Lebensqualität

Gleichzeitig ergaben sich signifikante günstige Effekte auf die Lebensqualität der Patienten, die anhand eines Fragebogens (SGRQ; St. Georges Respiratory Questionnaire) bestimmt wurde. Die Patienten machten über den gesamten Zeitraum durchgängig bessere Angaben zu ihrer Lebensqualität. Zwar verschlechterte sich diese analog der sinkenden FEV1 -Werte im Studienverlauf, doch war bei Studienende die Baseline noch nicht wieder erreicht, so dass im Hinblick auf die Lebensqualität praktisch noch ein "Netto-Vorteil" erhalten blieb.

Kein erhöhtes Schlaganfallrisiko

Die Uplift-Studie bescheinigt Tiotropium darüber hinaus ein günstiges Sicherheitsprofil. Die Rate an Nebenwirkungen lag auf Placeboniveau, abgesehen vom Parameter Mundtrockenheit, der unter der Prüfmedikation von den Patienten eindeutig häufiger genannt wurde. Es wurden insbesondere keine vermehrten kardiovaskulären oder zerebrovaskulären Ereignisse beobachtet, ein wichtiger Aspekt, da von der amerikanischen Food and Drug Administration kürzlich vor Tiotropium gewarnt worden war, weil es vermeintlich Hinweise auf eine erhöhte Rate an Schlaganfällen gab. Dieser Verdacht wurde durch die Uplift-Studie ausgeräumt, die Daten aus der vorliegenden Studie weisen eher in die gegenteilige Richtung, es ergaben sich sogar Hinweise auf eine niedrigere Rate an Schlaganfällen. Signifikant geringer war zudem die Rate an kardiovaskulären Ereignissen.


Quelle

Prof. Dr. Marc L. A. Decramer, Leuven; Prof. Dr. Donald Tashkin, Los Angeles; Prof. Claus Vogelmeier, Marburg: Jahreskongress der European Respiratory Society (ERS) und Pressekonferenz "Uplift-Highlights", Berlin, 5. Oktober 2008, veranstaltet von der Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe.


Christine Vetter, Medizinjounalistin

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