Prisma

Wie Geschmäcker konditioniert werden

Die Geschmäcker sind verschieden: Während der eine Leber über alles liebt, kann man andere damit jagen. Für die Entstehung der Vorlieben und Abneigungen ist die Ausbildung eines Geschmackserkennungs-Gedächtnisses entscheidend. Es basiert auf individuellen Erfahrungen.

Diese Zusammenhänge lassen sich besonders gut an Ratten untersuchen. Nachdem Jungtiere von der Muttermilch entwöhnt worden sind, fressen sie anfangs nur geringe Mengen von unbekannter Nahrung. Erst wenn der Verzehr ohne Folgen bleibt und das Gehirn die Information für Sicherheit und Attraktivität erhält, trauen sich die Ratten an größere Mengen. Außerdem fressen die Tiere niemals Bekanntes zusammen mit Unbekanntem, so dass es ihnen möglich ist, zwischen schädlicher und unschädlicher Nahrung zu unterscheiden. Auch beim Menschen finden diese Mechanismen Anwendung, obwohl sie durch Erziehung, Werbung und andere Einflüsse überdeckt sein können. Im Gehirn bestimmen neuronale Netze, welche Erfahrungen zu Aversionen oder aber Akzeptanz führen. Dies zeigt sich bei der heriditären Fructoseintoleranz, einer seltenen Erbkrankheit, bei der ein Enzym zum Abbau von Fructose defekt ist und es zu Erbrechen, Durchfall und schweren Leber- und Nierenschädigungen kommen kann. Der Körper reagiert mit einer Aversion gegenüber allem Süßem, um sich vor den schädlichen Folgen des nicht abbaubaren Fruchtzuckers zu schützen. Auch beim Sauce-Bernaise-Syndrom ist dieser Mechanismus wiederzufinden: Ein amerikanischer Psychologe erkrankte nach dem erstmaligen Verzehr einer Sauce Bernaise an einer Darminfektion. Obwohl wahrscheinlich eine Virusinfektion Ursache war, konditionierte er sich selbst so, dass bei ihm eine große Abneigung gegen dieses Lebensmittel entstand. In dieses Konditionierungsmuster lassen sich auch Fälle von übermäßigem Alkoholkonsum mit Katerfolgen einordnen. Leider bewirken diese nicht etwa, künftig auf Alkohol zu verzichten, sondern bei der nächsten Party den Nudelsalat, den es auch am betreffenden Abend gab, zu meiden. ka

Quelle: aid-PresseInfo

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