Arzneimittel und Therapie

Blutdrucksenkung auch bei normalem Blutdruck entscheidend

Bei Typ-2-Diabetikern, deren Blutdruck erhöht ist, muss der Blutdruck runter, um Folgeschäden zu vermeiden – das steht außer Frage. Einer neuen Studie mit mehr als 11.000 Patienten zufolge profitieren in der Sekundärprävention aber auch Diabetiker ohne Hypertonie von einer Blutdrucksenkung.

Die Erkrankung Diabetes mellitus Typ 2 erreicht epidemische Ausmaße: weltweit steigt die Anzahl der Diabetiker aufgrund von Bevölkerungswachstum, Alterung, Urbanisierung, körperlicher Inaktivität und Übergewicht. Zwischen 2000 und 2030 wird mit einer Verdoppelung der Anzahl von 171 Millionen auf 366 Millionen gerechnet. Diabetiker haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Hypertonie zu entwickeln, vermutlich haben 70% der Typ-2-Diabetiker einen zu hohen Blutdruck, der häufig nicht ausreichend behandelt wird oder nicht diagnostiziert wird. Dabei sind Blutdruckwerte genauso wie Blutzuckerspiegel eine wichtige Determinante für das Risiko von makrovaskulären Folgeschäden, wie Schlaganfall oder Herzinfarkt sowie mikrovaskulären Schädigungen (Nephropathie, Retinopathie).

Blutdrucksenkung auch bei Normotension

Die Advance-Studie (Action in diabetes and vascular disease: Preterax and Diamicron MR vontrolled evaluation) wurde angelegt, um zu beweisen, dass eine Blutdrucksenkung makro- und mikrovaskuläre Komplikationen bei Typ-2-Diabetikern reduziert, auch dann, wenn keine Hypertonie vorliegt. Die Patienten hatten allerdings bereits erste Folgen ihrer Erkrankung zu spüren bekommen, entweder durch makrovaskuläre Komplikationen wie koronare Herzkrankheit, Schlaganfall oder durch mikrovaskuläre Schädigungen wie Nierenfunktionsstörungen oder diabetische Retinopathie.

11.140 solcher Diabetiker wurden randomisiert mit der fixen Kombination aus dem ACE-Hemmer Perindopril und dem Diuretikum Indapamid (Preterax®, BiPreterax®) oder Placebo zusätzlich zu ihrer Basistherapie behandelt.

Der primäre Endpunkt nach 4,3 Jahren waren Kombinationen aus Tod aufgrund einer kardiovaskulären Ursache, Schlaganfall und Herzinfarkt sowie Verschlechterung eines Nierenbefundes oder einer Augenkrankheit.


Ergebnisse der Advance-Studie
Indapamid/
Perindopril
(n = 5569)
Placebo
(n = 5571)
(%)
Hazard-
Ratio
95%-Konfidenzintervall
p-Wert
makro- und mikrovaskuläre Komplikationen zusammen
15,5%
16,8%
0,91
0,83 bis 1,00
0,04
makrovaskuläre Komplikationen
(Herzinfarkt oder Schlaganfall)
8,6%
9,3%
0,92
0,81 bis 1,04
0,16
mikrovaskuläre Kombinationen
(Nephropathie oder Retinopathie)
7,9%
8,6%
0,91
0,80 bis 1,04
0,16
Tod aufgrund eines kardiovaskulären
Ereignisses
3,8%
4,6%
0,82
0,68 bis 0,98
0,03
Todesfälle insgesamt
7,3%
8,5%
0,86
0,75 bis 0,98
0,03

Tatsächlich zeigte sich eine signifikante Risikoreduktion durch die blutdrucksenkende Medikation, obwohl die Studienteilnehmer nicht unbedingt eine Hypertonie hatten. Die mittleren Werte lagen zu Beginn der Studie bei 145/81 in beiden Gruppen.

Der Blutdruck war unter der Kombination im Mittel um 5,6 mmHg systolisch und um 2,2 mmHg diastolisch gefallen. Das bedeutete für die makro- oder mikrovaskulären Ereignisse eine Verminderung des Risikos um absolut 1,3%, auch kardiovaskuläre Todesfälle wurden reduziert (absolute Risikoreduktion von 4,6 auf 3,6%, siehe Tabelle).

Bis auf Thiaziddiuretika und andere ACE-Hemmer als Perindopril waren sämtliche Begleitmedikationen (z. B. Statine, Acetylsalicylsäure, Antidiabetika, weitere Antihypertensiva) erlaubt. Wollte der behandelnde Arzt seinem Patienten einen zusätzlichen ACE-Hemmer verschreiben, durfte er nur auf Perindopril in einer Dosierung von maximal 4 mg täglich zurückgreifen.

Langfristig müssen 66 Patienten mit der Kombination behandelt werden, um einen der definierten Folgeschäden in fünf Jahren zu vermeiden. Um einen Todesfall zu verhindern, müssen 79 Patienten fünf Jahre mit dieser Therapie behandelt werden.

Der australische Leiter der Studie betonte beim letzten europäischen Kardiologenkongress die Bedeutung: "Würden nur die Hälfte aller infrage kommenden Diabetiker mit dieser drucksenkenden Kombinationstherapie fünf Jahre lang behandelt, so könnten etwa 1,5 Millionen Todesfälle verhindert werden."

Gelten die Ergebnisse nur für Perindopril/Indapamid?

In einem begleitenden Kommentar zur Studienpublikation wird angemerkt, dass die Ergebnisse vermutlich nicht auf substanzspezifische Eigenschaften der Kombination zurückzuführen sind. Es kommt darauf an, dass der Blutdruck gesenkt wird, nicht so sehr darauf wie, solange stoffwechselneutrale Kombinationen eingesetzt werden.

 

Quelle

Advance Collaborative Group. Effects of a fixed combination of perindopril and indapamide on macrovascular and microvascular outcomes in patients with type 2 diabetes mellitus (the Advance trial). Lancet 370, 829-840 (2007).

Kaplan N M. Vascular outcome in type 2 diabetes: an Advance? Lancet 370, 804-805 (2007).

 


Apothekerin Bettina Martini

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