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Pflanzenschädling liefert Wirkstoff gegen Neuroblastome

Neuroblastome, Tumoren des Nervensystems bei Kindern, lassen sich mit Medikamenten bislang nur schlecht behandeln. Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) suchen deshalb nach geeigneten Wirkstoffen, um die Therapie zu verbessern. Mit dem HC-Toxin, das aus einem getreideschädigenden Pilz isoliert wird, haben sie jetzt einen Kandidaten gefunden.

Normalerweise sorgt der Pilz Helminthosporium carbonum bei Maisbauern für Ernteausfälle. Ein einzelner Inhaltsstoff des Schädlings, das HC-Toxin, könnte der Medizin jedoch großen Nutzen bringen. Die Substanz dient als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines neuen Krebsmedikaments. HC-Toxin wirkt auf die sogenannten Histondeacetylasen (HDAC), Enzyme, die die Verpackung des Erbguts strukturieren. HDAC-Enzyme verändern unter anderem die Histone – Proteine, um die das Erbgut herumgewickelt ist. Veränderungen in der Verpackung des Erbguts stehen im Verdacht, Krebs auszulösen oder dessen Ausbreitung zu fördern. Deshalb prüfen Wissenschaftler Substanzen, die die HDAC-Enzyme blockieren, auf ihre Wirkung gegen bösartige Tumoren.

Eine solche Substanz ist auch das HC-Toxin, das jetzt von DKFZ-Forschern untersucht wurde. Sie fanden heraus, dass Neuroblastomzellen unter dem Einfluss des Wirkstoffs einige ihrer krebstypischen Eigenschaften verlieren: Sie teilen sich seltener, zeigen weniger invasives Wachstum und ähneln auch äußerlich wieder gesunden Nervenzellen. Diese Effekte waren stärker ausgeprägt als bei anderen bereits untersuchten HDAC-Hemmern.

Die Wirkung von HC-Toxin beruht vermutlich unter anderem darauf, dass es die Funktion einer wichtigen zellulären Krebsbremse, die des sogenannten RB-Signalweges, fördert. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Krebsbremse in den Tumorzellen nach Behandlung mit HC-Toxin deutlich aktiver war als in unbehandelten Zellen. In weiteren Untersuchungen wollen sie überprüfen, ob sich die Substanz aus dem Maisschädling für die Entwicklung eines neuen Medikaments gegen das Neuroblastom eignet.


ral/dkfz


Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums vom 16.1.2008

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