Arzneimittel und Therapie

Läuse sicher und effektiv ohne Resistenzrisiko bekämpfen

Kopflausbefall muss konsequent behandelt werden. Aktuelle Untersuchungen dokumentieren eine sichere und effektive Behandlung mit einer Zwei-Komponenten-Dimeticonrezeptur. Die Dimeticonlösung bekämpft nicht nur hochwirksam Läuse und deren Eier. Darüberhinaus sind aufgrund des rein physikalischen Wirkprinzips keine Resistenzen zu erwarten.

Kopfläuse (Pediculus humanus capitis) sind auf dem Vormarsch. Steigende Verkaufszahlen der Läusemittel (Pedikulozide) deuten nach Meinung von Experten darauf hin, dass die Inzidenz der Pedikulose in den letzten Jahren zugenommen hat. Kopflausbefall ist inzwischen nach den Erkältungskrankheiten die häufigste Infektionskrankheit im Kindesalter.

Oftmals peinlich verschwiegen

Kopflausbefall ist immer noch ein Tabuthema, weil er mit Unsauberkeit assoziiert wird. Das vermehrte Auftreten von Kopfläusen liegt aber nicht an mangelnder Hygiene und ist unabhängig vom sozialen Status. Häufiges Haare waschen verhindert keine Pedikulose, da die Parasiten mit normalen Shampoos nicht ausgewaschen werden können. Vielmehr führt das häufige Verschweigen eines Kopflausbefalles dazu, dass die Läuse nicht konsequent behandelt werden und so die Möglichkeit der Ansteckung besteht.

Zunehmend resistente Läuse

Weiterhin postulieren Experten, dass eine zunehmende Wirkungslosigkeit traditionell verwendeter chemischer Pedikulozide zu einem Anstieg des Kopflausbefalls führt. Zwar existieren in Deutschland über die Resistenzlage keine Untersuchungen und somit auch keine Daten. Allerdings geben die in anderen europäischen Ländern beobachteten Resistenzen gegenüber herkömmlich verwendeten Pedikuloziden (z. B. Permethrin) Hinweise auf eine auch in Deutschland zu vermutende steigende resistente Kopflauspopulation.

Direkter Haar-zu-Haar-Kontakt ist nötig

Die 2 bis 3,5 mm großen Kopfläuse gehören zu den Insekten und leben ausschließlich auf dem menschlichen Kopfhaar, wobei sie sich in den warm-feuchten Bereichen auf dem Kopf, also hinter den Ohren, im Nacken und an den Schläfen besonders gern aufhalten. Sie ernähren sich ausschließlich von menschlichem Blut. Alle zwei bis drei Stunden stechen sie dafür mit ihrem Rüssel in die Kopfhaut und saugen Blut auf. Zugleich bringen sie Speicheldrüsensekrete in die Wunde ein, die beim Betroffenen häufig Juckreiz auslösen. Krankheitserreger werden in unseren Breitengraden dabei nicht übertragen. Entzündungen infolge von Kratzen sind aber möglich.

Die Parasiten sind flügellos und können entgegen landläufiger Meinung nicht springen. Eine Ansteckung erfolgt direkt von Mensch zu Mensch, wobei sich die Läuse über die Haare zum nächsten Kopf hangeln. Mit ihren hakenförmigen Klauen ergreifen sie das andere Haar und klammern sich an ihm fest. Enge zwischenmenschliche Kontakte erleichtern es der Laus, auf den nächsten Kopf überzuwechseln. Aufenthalte in Gemeinschaftseinrichtungen begünstigen daher die Verbreitung von Kopfläusen. Damit ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Kopflausbefall am häufigsten Kindergarten- und Schulkinder im Alter zwischen drei und elf Jahren trifft. Mädchen sind häufiger als Jungen betroffen, denn besonders kleine Mädchen lieben es, lange nahe beieinander zu sitzen und ihre Köpfe zusammen zu stecken. Ihre langen Haare bieten der Laus zudem beste Angriffsmöglichkeiten.

Eine indirekte Übertragung der Läuse über Gegenstände, die mit den Haaren in Berührung kommen (z. B. Bürste, Haarklammern, Mütze), ist die Ausnahme. Läuse verlassen ungern ihren Wirt, da sie durch fehlende Blutmahlzeiten relativ schnell geschwächt werden und sich dann nicht mehr vermehren können. Nach spätestens zwei Tagen ohne Kopfhautkontakt sterben die Läuse ab.

Verschiedene Entwicklungsstadien

Eine weibliche Laus hat eine Lebensdauer von ungefähr 30 Tagen und kann in dieser Zeit bis zu 300 Eier legen. Die weiß bis bräunlichen, sandkorngroßen Eier werden nahe der Kopfhaut abgelegt. Sie werden dabei mit einer wasserunlöslichen Substanz so stark an das Haar gekittet, dass sie sich weder beim normalen Waschen noch beim Kämmen abstreifen lassen. Nach ca. sieben bis acht Tagen schlüpfen die Larven (Nymphen), die sich nach weiteren neun bis zwölf Tagen zu geschlechtsreifen Läusen entwickeln. Die leeren Eihüllen (Nissen) bleiben zurück. So entsteht alle drei Wochen eine neue Generation, was eine schnelle Vermehrung bewirkt. Bei uns befinden sich allerdings in der Regel nur wenige Läuse auf dem Kopf, so dass man sie schlecht entdecken kann, zumal sie flink und lichtscheu sind. Auch die entwicklungsfähigen Eier sind schlecht zu erkennen. Leere Eihüllen sind hingegen leichter zu sehen und deuten auf den Befall hin.

Therapieoptionen

Um den Kopflausbefall effektiv zu bekämpfen, müssen therapeutische Maßnahmen alle Entwicklungsstadien der Läuse berücksichtigen. Grundsätzlich stehen mehrere Therapieoptionen zur Verfügung: mehrfach tägliches Auskämmen mit einem speziellen Läusekamm nach Behandlung der Haare mit Conditioner, Kopfrasur sowie die Anwendung von Pedikuloziden. Letztere lassen sich in chemische wie beispielsweise Pyrethrum, Allethrin und Permethrin (Lindan darf nach einer Entscheidung der EU-Kommission seit dem 1. Januar 2008 nicht mehr verwendet werden), in pflanzliche wie Kokosöl, Neemöl, Teebaumöl, Lavendelöl oder Ylang-Ylang-Öl sowie in physikalisch wirkende Produkte mit Dimeticon (Silikonöl) klassifizieren.

Nicht alle gleich

Nachteil chemischer Pedikulozide ist nicht nur die vermutete zunehmende Resistenzlage. Die Mittel enthalten als Wirkstoff neurotoxisch wirksame Insektizide, die zu einer Übererregung des Nervensystems führen, was für die Parasiten tödlich endet. Allerdings kann dies auch mit allergischen und toxischen Nebenwirkungen beim Betroffenen einhergehen. So werden Hautirritation, Allergien, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Atembeschwerden beobachtet. Zudem entwickeln die Läuseeier erst nach vier Tagen ein Nervensystem, so dass die Insektizide in diesem Stadium keine Wirkung zeigen.

Für die pflanzlichen Pedikulozide wird ein Ersticken der Läuse postuliert. Experten weisen aber auch auf die insektizide Wirkung der Öle hin, so dass auch bei diesen Mitteln prinzipiell Resistenzen vorstellbar sind.

Dimeticongemisch ohne Resistenzrisiko

Physikalisch wirkende Pedikulozide sind sicher, da physiologisch inert und atoxisch. Weiterer Vorteil dieser gut verträglichen Substanzen ist, dass eine Resistenzentwicklung undenkbar ist. Rein physikalisch wirkt beispielsweise das Gemisch zweier unterschiedlich viskoser Silikonöle in Nyda® L. Es enthält ein dünnflüssiges, auch bei Raumtemperatur leicht flüchtiges und ein viskoses, schwer flüchtiges Dimeticon. Aufgrund der besonderen physikalischen Eigenschaften der verschiedenen Dimeticone kann das Präparat die Pedikulose hochwirksam bekämpfen. Ein niedrig-viskoses Dimeticon verleiht dem Präparat eine extrem niedrige Oberflächenspannung und damit die notwendigen Kriecheigenschaften, um tief über die Atemöffnungen (Stigmen) bis in die feinsten Atemwege (Tracheen) der Laus einzudringen und dort die Luft zu verdrängen. Das Abdampfen des flüchtigen Dimeticons führt dann zum Eindicken des Präparates und zum irreversiblen Verschluss des Atemsystems. Sobald die Läuse und Larven mit dem Gemisch benetzt sind, sterben sie in kürzester Zeit ab.

Pedikulozide und ovizide Wirkung

Nyda® L wirkt nicht nur pedikulozid (lausabtötend), sondern auch ovizid (eiabtötend). Die Zwei-Komponenten-Dimeticonrezeptur dringt ebenso in die Atemöffnungen der Eier ein. Allerdings dauert das Ersticken bei ihnen länger, so dass die Dimeticonlösung mindestens acht Stunden in den Haaren verbleiben muss. Zudem sollte das Präparat grundsätzlich nach acht bis zehn Tagen ein zweites Mal angewendet werden. So können Behandlungsfehler, die beispielsweise durch eine zu kurze Einwirkzeit entstehen können, beseitigt werden: Larven, die inzwischen aus eventuell überlebenden Eiern geschlüpft sind, werden dann sicher abgetötet. Experimentelle Untersuchungen konnten das Wirkprinzip des Erstickens bestätigen. Unter einem Stereomikroskop konnte beobachtet werden, wie Nyda® L über die Stigmen der Kopfläuse in die Haupttracheen einfloss und von dort ausgehend das gesamte Tracheensystem bis in die feinsten Verästelungen ausfüllte und alle Sauerstoffvorräte im Parasiten verdrängte. Mit dem Erreichen der Dimiticonlösung (innerhalb von einer Minute) der zu Kopf führenden Tracheen, die den Organismus mit Sauerstoff versorgen, verfielen die Läuse zeitlich parallel in Bewegungslosigkeit. Dies führte schließlich zum Tod der Parasiten.

Wirksamkeit belegt

In-vitro-Untersuchungen an Kopfläusen und Läuseeiern bescheinigen Nyda® L sowohl eine hohe pedikulozide als auch eine hohe ovizide Wirkung. Zudem bestätigen die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten kontrollierten, randomisierten Untersuchung diese In-vitro-Resultate. Dazu wurden 145 Kinder und Jugendliche entweder mit dem Silikonölgemisch oder mit einer einprozentigen Permethrinlösung behandelt. Während bereits nach der ersten Behandlung 94% der Dimeticon-Patienten frei von Läusen waren, erzielte Permethrin lediglich eine Erfolgsquote von 67%. 24 Stunden nach der zweiten Behandlung am 9. Tag lag die Erfolgsquote von Permethrin mit 68% immer noch unter der von Dimeticon mit 97%.

 

Quelle

Dr. Michaela Gorath, Hohenlockstedt; PD. Dr. rer. nat. Wolfgang Böckeler, Kiel und Dr. Ira Richling, Kiel: "Wirkmechanismus entschlüsselt: Dem Dimeticon in der Laus auf der Spur", Hamburg, 22. Januar 2008, veranstaltet von G. Pohl Boskamp GmbH & Co. KG, Hohenlockstedt.

 


Apothekerin Gode Meyer-Chlond

 

 

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.