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Tumore der Lunge sind vermeidbar!

Das Bronchialkarzinom ist der häufigste zum Tode führende Tumor des Mannes. Bei Frauen rangiert es auf Platz 4. Eine häufige, aber vermeidbare Erkrankung, so Prof. Dr. Georg Maschmeyer vom Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam, die eine sehr individuelle Therapieentscheidung verlangt.

Histologisch werden zwei Subtypen unterschieden: das kleinzellige Bronchialkarzinom, das etwa 20% aller Fälle ausmacht und das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (etwa 80%), zu dem Adeno-, Plattenepithel- und großzellige Karzinome zählen.

Sehr aggressiv: kleinzelliges Bronchialkarzinom

Das kleinzellige Bronchialkarzinom ist sehr aggressiv, wächst extrem invasiv und metastasiert sehr schnell. Es ist zum Zeitpunkt der Diagnose meist inoperabel mit einer sehr ungünstigen Prognose. Die anatomische Ausdehnung und der histologische Typ des Tumors sowie der Zustand des Patienten sind nicht nur für die Entscheidung zum jeweiligen Therapieverfahren, sondern auch für die Prognose von entscheidender Bedeutung. Wird primär eine kurative Radiotherapie eingesetzt, so werden 5-Jahres-Überlebensraten von 5 bis 15% erreicht. Die mittlere Überlebenszeit der Patienten wird unabhängig von der Strahlendosis und der Tumorgröße bei inoperablen Patienten mit bis zu 1,5 Jahren angegeben. Unter der Polychemotherapie im fortgeschrittenen Stadium überleben die Patienten im Durchschnitt nur neun Monate. Bei Respondern liegt die mittlere Überlebensdauer bei 15 Monaten, während Patienten mit einer Tumorprogression unter der Chemotherapie nur vier Monate überleben.

Nicht-kleinzelliges Karzinom mit besserer Prognose

Beim operablen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom gilt der chirurgische Eingriff als Behandlung der ersten Wahl bei noch nicht fortgeschrittenen Stadien. Eine Operation bietet die höchste Heilungschance und ist damit allen anderen Therapieverfahren überlegen. Es ist aber nur bei höchstens 35% aller Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose eine kurative Resektionsbehandlung möglich. Selbst bei weit fortgeschrittener Erkrankung oder bei Fernmetastasierung können mit moderner Polychemotherapie sowohl eine Verlängerung der Überlebenszeit als auch eine Besserung tumorbedingter Symptome und eine positive Beeinflussung der Lebensqualität der Patienten erzielt werden. Bei der Entscheidung zur Chemotherapie sollte man immer bedenken, dass ein unbehandeltes nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom für den Patienten sehr belastende Symptome verursachen kann, die – wenn der Tumor auf die Chemotherapie anspricht – eine rasche Linderung erfahren können. Die typischen Remissionen sind rasch erkennbar. Nicht zuletzt durch den Einsatz von monoklonalen Antikörpern zur Angiogenesehemmung konnte die Überlebenserwartung bei nicht-kleinzelligem Karzinom in den vergangenen 15 Jahren verdoppelt werden.

Schwierige Früherkennung

Die Erkennung der Bronchialkarzinome gestaltet sich sehr schwierig. Es gibt keine ausgesprochenen Frühsymptome, deshalb wird die Diagnose häufig mit beträchtlicher Verzögerung gestellt. Symptome wie Reizhusten, Fieber, Nachtschweiß oder Hämoptysen sind nicht nur für diesen Tumor charakteristisch, sondern können ebenfalls bei anderen Lungenerkrankungen auftreten. Zusätzliche Hinweise auf ein Bronchialkarzinom geben unerklärlicher Gewichtsverlust, Thoraxschmerzen oder eine Dyspnoe.

Trüber Ausblick

Auch wenn in Deutschland die Sterblichkeit infolge eines Bronchialkarzinoms bei den Männern leicht zurückgeht, so schätzt Maschmeyer die globale Entwicklung nicht sehr positiv ein. Bekannt ist, dass 85% aller Bronchialkarzinome auf das Inhalieren von Tabakrauch zurückgeführt werden können. Da China derzeit 350 Millionen Raucher hat, gehen die Vermutungen dahin, dass die Sterblichkeit an Lungenkrebs weltweit von der derzeit zehnhäufigsten zur fünfthäufigsten Todesursache werden wird.


ck


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