- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 9/2008
- Antidepressiva können ...
Arzneimittel und Therapie
Antidepressiva können Suizidrisiko erhöhen
Die Diskussion um ein erhöhtes Suizidrisiko bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter Antidepressiva aus der Gruppe der Serotonin – und Serotonin/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI/SNRI) hat schon in der Vergangenheit dazu geführt, dass in der EU entsprechende Warnhinweise in die Produktinformationen aufgenommen werden mussten.
Im Rahmen einer Neubewertung ist nun die Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe des wissenschaftlichen Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der EMEA im Juni 2007 zu dem Schluss gekommen, dass die Behandlung von unter 25-Jährigen mit einem Antidepressivum, egal aus welcher Wirkstoffgruppe, das Suizidrisiko erhöhen kann. Der vor Kurzem dazu veröffentlichte, wissenschaftliche Bewertungsbericht der Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe stützt sich dabei unter anderem auf einen Review des Psychopharmakologic Drug Advisory Committee der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA). Insgesamt 372 Placebo-kontrollierte Studien mit annähernd 100.000 Patienten wurden dort unter die Lupe genommen. Ziel war es, herauszufinden, wie sich folgende Antidepressiva auf suizidales Verhalten und Suizidgedanken auswirken:
- Bupropion
- Citalopram
- Duloxetin
- Escitalopram
- Fluoxetin
- Fluvoxamin
- Mirtazapin
- Nefazodon
- Paroxetin
- Sertralin
- Venlafaxin
Die FDA kam zu dem Schluss, dass alle untersuchten Antidepressiva das Risiko für Suizidgedanken und suizidales Verhalten in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen in ähnlichem Ausmaß erhöhen. Mit zunehmendem Alter nimmt das Risiko ab. Sind die Patienten älter als 30 Jahre, ist kein erhöhtes Risiko mehr nachzuweisen, die antidepressive Therapie kann hier sogar vor dem Problem schützen (siehe Abb. 1 und Abb. 2).
Die Pharmakovigilanz-Arbeitsgruppe stimmt mit der FDA überein, dass die Warnungen zur Selbstmordproblematik auf die Produktinformationen aller Antidepressiva auszudehnen sind und hat einheitliche Warnhinweise formuliert. Mit den neuen Produktinformationen werden Ärzte und Betreuer aufgefordert, Patienten bei Behandlung mit einem Antidepressivum solange engmaschig zu überwachen, bis eine Besserung der Symptome eintritt. Insbesondere soll auf eine Verschlechterung der Symptomatik, suizidales Verhalten, Suizidgedanken und auffälliges Verhalten geachtet werden. Patienten werden aufgefordert, bei Suizidgedanken und einer Verschlechterung ihrer Depression oder Angststörung unverzüglich ihren Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Die betroffenen Unternehmer sind im Rahmen eines Stufenplanverfahrens über den Wortlaut der neuen Warnhinweise zum erhöhten Risiko von suizidalem Verhalten bei jungen Erwachsenen informiert worden. Sie wurden aufgefordert, die Änderungen wörtlich in die Fach- und Gebrauchsinformationen zu übernehmen.
Neue ProduktinformationenVom Stufenplanverfahren betroffene Antidepressiva Amitriptylin Clomipramin Dosulepin Doxepin Imipramin Lofepramin Nortriptylin Trimipramin Mianserin Trazodon Phenelzin Isocarboxazid Tranylcypromin Moclobemid Citalopram Escitalopram Fluoxetin Fluvoxamin Paroxetin Sertralin Duloxetin Flupentixol Mirtazapin Reboxetin Maprotilin Venlafaxin Tryptophan Bupropion (zur Behandlung von Depressionen) |
Quelle
BfArM-Risikoinformationen: Antidepressiva: Erhöhtes Risiko zu suizidalem Verhalten bei Erwachsenen. 15. Februar 2008.
du
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.