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Wirtschaft
Was ist ein Call- und was ein Put-Optionsschein?
Ein Beispiel aus dem Musterdepot: Am 11. Juni wurde ein BMW-Put zum Preis von 0,15 Euro, der sogenannten Optionsprämie, erworben. Der Schein des Emittenten Citigroup hat dabei folgende Ausstattung: Laufzeit bis 14. August 2009, Basis für die BMW-Aktie 28 Euro, Bezugsverhältnis 10:1.
Damit ist der Käufer des Puts berechtigt, dem Emittenten die BMW-Aktie zu 28 Euro zu verkaufen. Dieser hat eine unbedingte Abnahmepflicht. Für diesen Schein zahlt der Käufer 0,15 Euro. Das Verhältnis 10:1 besagt, dass man mit 10 erworbenen Optionsscheinen 1 Aktie zu 28 Euro an den Emittenten verkaufen darf. Der Käufer muss dieses Recht bis zum 14. August 2009 ausgeübt haben, andernfalls verfällt der Schein, er wird wertlos. Der Käufer des Puts rechnet damit, dass der Kurs der BMW-Aktie an der Börse sinken wird. Dieses Szenario ist nun eingetreten und der Schein wurde am 24. Juni zu 0,31 Euro an der Börse verkauft (vgl. Musterdepot, Seite 4). Ein vergleichender Blick auf die Entwicklung von der BMW-Aktie und dem Put-Optionsschein macht nun die Hebelwirkung von Termingeschäften deutlich: Zum Zeitpunkt des Erwerbs des Optionsscheins am 11. Juni notierte die BMW-Aktie bei 29,35 Euro (Schlusskurs). Am 24. Juni jedoch fiel die Aktie auf 25,90 Euro. Der Käufer der Aktie hätte also in diesen 13 Tagen einen Verlust von rund 12 Prozent hinnehmen müssen. Der Käufer des Put-Optionsscheins macht dagegen folgende Rechnung auf: Da der Emittent die Aktie zu 28 Euro abnehmen muss und die Aktie an der Börse am 24. Juni schon für 25,90 Euro zu erwerben war, ergibt sich schon aus diesem Umstand ein Profit von 2,10 Euro. Bei einem Bezugsverhältnis von 10:1 entspricht das einem Kurs von 0,21 Euro pro Optionsschein. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem rein rechnerischen "inneren Wert" des Scheins. Nun verfügt das Papier aber aktuell noch über eine Restlaufzeit von ca. 7 Wochen, in der die Aktie theoretisch noch weiter sinken, der Put sich mithin verteuern könnte. Die Börse honoriert dies mit einem Aufschlag auf den inneren Wert, so dass letztlich der Verkaufskurs von 0,31 Euro bzw. ein Plus von gut 100 Prozent zustande kommt. Der innere Wert ist eine Größe, mit der man in der Regel fest kalkulieren darf. Die Höhe des Aufschlags ist dagegen von Angebot und Nachfrage in der konkreten Situation abhängig. Ein von Panik ergriffener Markt zahlt hier auch höhere Aufschläge.
In Zeiten steigender Aktiennotierungen wird man dagegen eher auf einen Call setzen. Der Käufer ist hier berechtigt, die Aktie zu einem festgesetzten Kurs und in einer festgelegten Zeitspanne zu beziehen. Auch hier wird der Trader kein Interesse am tatsächlichen Bezug der Aktie haben, sondern versuchen, den Schein gewinnbringend weiterzuverkaufen.
Optionsscheine gibt es in allen nur denkbaren Varianten. Sie können sich auf verschiedene Basisgüter beziehen. Neben Aktien werden unter anderem auch Indices, Währungen und Rohstoffe gehandelt. Eine Vielzahl von Emittenten sorgt für eine bunte Palette an möglichen Laufzeiten (bis ins Jahr 2011) und Bezugskursen. Einen guten Überblick erhält man im Internet unter: www.boerse-stuttgart.de. Stuttgart ist der Sitz der größten Handelsplattform für Optionsscheine, der EUWAX.
Für die Höhe der Optionsprämie gilt grundsätzlich: Je näher der Bezugskurs am aktuellen Börsenwert und je weiter die Endfälligkeit liegt, desto teurer wird der Optionspreis. Die relative Sicherheit hat ihren Preis.
Den teils atemberaubenden Gewinnchancen stehen naturgemäß große Risiken gegenüber. Ein Blick auf die Statistik der Emittenten zeigt die Gefährlichkeit dieser Spekulation: Von 10 gehandelten Optionsscheinpositionen enden im Durchschnitt 8 im Verlust. Das ist der Endfälligkeit der Scheine zuzuschreiben. Selbst wenn sich der Basiswert nur seitwärts bewegt, strebt der Wert des Optionsscheins aufgrund des näher rückenden Verfallstermins allmählich gegen Null.
Im Gegensatz zum oben beschriebenen reinen Spekulationscharakter von Optionsscheinen sind Puts und Calls in der Wirtschaft kaum mehr wegzudenken. So können sich etwa Betreiber von Orangen-Plantagen oder Getreidebauern gegen sinkende Preise zum zukünftigen Erntezeitpunkt schützen, indem sie entsprechende Put-Optionen auf die Erntemenge kaufen. Sinkt nun der Marktpreis unter den Basispreis, muss der Verkäufer des Puts die Differenz ersetzen. Mit der Zahlung der Optionsprämie hat sich der Bauer gegen den Preisverfall abgesichert. Bleiben dagegen die Marktpreise stabil oder steigen sogar an, lässt er die Optionen verfallen – genau wie der unfallfreie Autofahrer die Versicherungsprämie umsonst bezahlt hat. Auch größere Aktiendepots können auf diese Weise gegen einen Kursverfall abgesichert werden.
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